
Hintergrund
Bio, vegan, wenig Histamin – diese Weine sind in der Nische erfolgreich
von Martin Jungfer
Menschen mit Histamin-Unverträglichkeit kann der Genuss eines Glases Wein leicht vergällt werden. Schuld ist der Stoff, der bei der Gärung der Trauben entsteht. Einige Winzer keltern daher Weine ohne das Molekül.
Die Haut juckt, der Magen drückt, der Schädel brummt, Schwindel, Müdigkeit und Übelkeit befallen dich – all das können Folgen des Weintrinkens sein. Nein, gemeint sind nicht die des Überkonsums. Das wäre dann einfach der Kater nach dem Suff. Einige Menschen reagieren auf den Rebensaft mit körperlichen Beschwerden, die sich nicht allein durch die Menge des konsumierten Alkohols begründen lassen. Ursache kann Histamin sein. Betroffen sind häufig Frauen mittleren Alters. Aber nicht nur.
Uff, Biochemie … konnte ich noch nie. Also spiele ich dir hier nicht vor, verstanden zu haben, wie sich der Stoff exakt zusammensetzt, oder wie er in den Zellen wirkt. Solltest du dafür ein Faible haben – die Wikipedia-Seite beglückt dich mit Formeln, Angaben zum molaren Gewicht und chemischer Reaktionsfreude des Zeugs.
Kurz gesagt ist Histamin ein Stoff, der unserem Körper hilft, wenn es irgendetwas abzuwehren gilt. Also prinzipiell etwas Gutes sollte man meinen. Das ist richtig: Histamin hilft, die Gefässe im Körper zu erweitern, steigert die Aktivität des Gehirns oder regelt deinen Appetit. Aber die Dosis macht das Gift. Zu viel Histamin kann üble Schäden anrichten. Und Menschen, die unter Histamin-Intoleranz leiden, zeigen schon auf kleinste zusätzliche Mengen die oben beschriebene Reaktionen.
Histamin entsteht zum einen im Körper, es ist in vielen Lebensmitteln wie geräuchertem Fisch oder Bergkäse in höheren Dosen vorhanden (hier eine Liste), und es schwimmt auch im Wein herum. Wenn die Säure der Trauben beim Keltern biologisch abbaut, steigt der Histamin-Gehalt. Je mehr Sauerstoff während der Lagerung an den Wein gelangt, desto mehr Histamin bildet sich. Deshalb sind zum Beispiel in Holzfässern oder im Barrique gelagerte Weine besonders histaminhaltig. Umgekehrt haben in Edelstahltanks ausgebaute Weine deutlich weniger Histamin.
Und noch eine Faustregel: Weisswein enthält deutlich weniger Histamin als Rotwein. Während Weisswein pro Liter oft weniger als 1 mg enthält, sind es beim Roten oft 3 bis 4 mg.
Winzer, die Weine mit geringem Histamingehalt herstellen wollen, müssen die Trauben möglichst rasch, sauber und hygienisch verarbeiten. Einer, der das seit vielen Jahren macht, ist der Österreicher Rainer Allacher. Mit ihm habe ich über seine Pionierarbeit auf dem Gebiet histaminarmer Weine gesprochen.
Wer an einer festgestellten oder vermuteten Histaminintoleranz leidet und auf den Genuss von Wein nicht verzichten will, sollte bei Weisswein bleiben. Es gibt auch Hinweise, dass Weine mit Bio-Siegeln verträglicher sind. Die Forschung in diesem Bereich ist allerdings noch nicht sehr weit. Offiziell sind es eben nur ein Prozent der Bevölkerung, bei der Experten von einer Histaminunvertäglichkeit ausgehen.
Für dieses eine Prozent gibt’s bei Galaxus die Allacher-Weine im Sortiment.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.