

Wie mich die Bezzera Unica zum Kaffee-Snob machte

Es gibt Kaffeetrinker und es gibt Kaffeetrinker. Für die einen geht es hauptsächlich um die Koffeinzufuhr. Andere sind Geniesser, die lieber keinen statt einen mittelmässigen Kaffee trinken. Ich zähl mich zu letzteren und Schuld daran ist die Bezzera Unica.
Ich hatte schon immer ein Schwäche für das schwarze Gold. Bereits in der Primarschule probierte ich meine erste Tasse Filterkaffee. Spätestens ab Lehrbeginn musste mein Vater beim Frühstück jeweils zwei Kaffees zapfen. Von da an gehörte das Bohnengebräu fest zu meiner Morgenroutine. Aber erst als ich mir meine erste eigene Kaffeemaschine anschaffte, erwachte der Gourmet in mir.
Die aus den Camping-Ferien mit meinen Eltern bekannte Bialetti-Espressokanne diente als mein Einstand. Von da an probierte ich laufend neue Möglichkeiten der Kaffeezubereitung aus. Von der Filtermaschine, zur French Press bis zum Vollautomat war kein Gerät vor mir sicher.
Der Ferrari unter den Kaffeemaschinen
Vor ein paar Jahren entschied ich mich schliessich etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und mir eine richtig edle Espressomaschine anzuschaffen: Die Bezzera Unica. Das Gerät aus Edelstahl ist ein echter Hingucker in jeder Küche und nimmt verhältnismässig wenig Platz weg. Die mechanischen Hebel und Schalter sind klein Vergleich zu schnöden Tasten. Wenn du hier einen Kaffee braust, ist das ein Erlebnis.

Die Unica ist eine Einkreismaschine. Das heisst, wenn du Milch schäumen willst, musst du erst warten, bis sich genügend Druck aufgebaut hat. Anschliessend musst du warten, bis sie sich wieder abgekühlt hat, um Kaffee zu brauen. Wenn dich das stört, dann greif zu den etwas teureren Zweikreisern. Ich hab schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir eine Espressomaschine zuzulegen. Aber bis zu dem Zeitpunkt hat mich einerseits der Preis abgeschreckt und andererseits trinke ich mehr Lungos, also «normale» Kaffees als Espressi. Aber irgendetwas sagte mir, dass damit auch grössere Kaffees besser schmecken müssen.

Der Ferrari-Vergleich stimmt übrigens nicht nur bezüglich Preis und Qualität, sondern auch in Sachen Handling. Siebträgermaschinen wie meine Bezzera Unica erfordern mehr Zuwendung als beispielsweise ein Vollautomat. Genau wie du beim Ferrari nicht einfach das Gaspedal durchtreten kannst, wenn du nicht in der nächsten Wand landen möchtest, kannst du bei Bezzera-Maschinen nicht einfach Bohnen reinkippen und ein Knöpfchen drücken. Es braucht Gefühl und Erfahrung.
Am Anfang steht die Mühle

Als erstes brauchst du eine passende Mühle. Bereits gemahlene Bohnen willst du damit nämlich nicht verwenden. Nur wenn die Bohnen frisch zu Pulver verarbeitet werden und der Mahlgrad stimmt, schmeckt der Kaffee. Eine gute Mühle ist dabei mindestens so wichtig, wie die richtige Kaffeemaschine. Leider kostet dich ein anständiges Modell schnell mehrere Hundert Franken. Ich besitze die Anfim Self KS. Diese Mühle ist nicht zu gross, das Mahlwerk gut einstellbar und die Geräuschkulisse liegt im erträglichen Bereich. Der Geruch von frisch gemahlenen Kaffee lässt dich den Preis schnell vergessen.
Ich besitze das günstigere Modell, aber das haben wir zur Zeit nicht an Lager.Kaffeetrinken wird zum Hobby
Je nachdem, wo du die Maschine kaufst, kriegst du eine kurze Schulung dazu. Klingt erst etwas befremdlich, aber damit der Kaffee so wird, wie du es magst, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Primär die folgenden vier Punkte:
- Wassertemperatur
- Mahlgrad
- Menge
- Anpressdruck

Für den perfekten Espresso sollte die Maschine das Wasser auf 92-93 Grad vorheizen. In der Regel ist dieser Wert bereits voreingestellt. Nur so kann sich der Geschmack der Bohnen richtig entfalten. Als nächstes kommt der Mahlgrad – einer der wichtigsten Punkte. Je feiner, desto stärker der Kaffee. Hier spielen Bohnensorte und Geschmack eine wichtige Rolle. Fülle so viel Pulver in den Siebträger, dass es wie ein Vulkan etwas herausschaut. Das überschüssige Pulver kannst du mit dem Finger wegstreichen, so dass das Pulver glatt und bündig an die obere Kante grenzt. Danach drückst du es mit dem Tamper – den du vermutlich auch noch dazukaufen musst – fest. Gerade von oben. Nicht schräg und auch nicht mit der Schulter hineinlehnen. Sonst verteilt sich der Druck nicht gleichmässig. Apropos Druck: Der Anpressdruck sollte bei 13 kg liegen. Das gilt als Idealwert. Um herauszufinden, wie viel Kraft du dafür aufwenden musst, benutzt du am einfachsten eine Waage.

Wenn du das alles beachtet hast, legst du den Hebel um und der Kaffee sollte schön cremig aus dem Siebträger laufen. Fliesst der Kaffee zu schnell oder ist er wässrig, ist er unterextrahiert. Das heisst, du hast entweder den Mahlgrad zu grob eingestellt, zu wenig Pulver verwendet oder nicht fest genug angedrückt. Rinnt der Kaffee dagegen nur tröpfchenweise aus der Maschine, ist er überextrahiert. Du hast also entweder zu fest gedrückt, zu viel Pulver verwender oder zu fein gemahlen. Besonders wenn du neue Bohnen kaufst, musst du Anfangs etwas ausprobieren, bis du die richtige Mischung gefunden hast. Ich variiere sehr oft mit unterschiedlichen Bohnensorten, die ich von der Winterthurer Rösterei Küng beziehe. Für den Lungo muss ich selten viel verstellen. Beim Espresso werden es oft zwei Bezüge bis ich ihn so habe, wie er mir schmeckt. Aber gerade dieses Ausprobieren und Experimentieren mit unterschiedlichen Bohnen und Mahlgraden hat das Kaffeetrinken für mich auf eine neue Stufe gehoben. Zuhause freue ich mich jedes mal, wenn es Zeit für einen Kaffee ist.

Der Nachteil davon ist, dass man zum Kaffee-Snob wird. Ich spucke zwar nicht gleich angewidert aus, wenn mir jemand einen schlechten Kaffee serviert, aber die Ansprüche sind deutlich gestiegen. Das hat ja bereits meine Odyssey für den besten Büro-Kaffee gezeigt.
Kleiner Tipp
Meine Bezzera zeigt auf dem kleinen Display die Zieltemperatur von 93°C schon nach wenigen Minuten an. Damit wird der Kaffee allerdings noch nicht richtig cremig und schmeckt auch noch nicht so gut wie er könnte. Darum verwende ich eine günstige Zeitschaltuhr, die eine halbe Stunde bevor ich am Morgen aufstehe, die Maschine einschaltet. Ausserdem empfehle ich dir eine Ausklopfschale sowie einen mittelgrosser Pinsel. Damit kannst du den Siebträger schnell und unkompliziert ausputzen.

Ich verspreche dir, der ganze Aufwand und die Investitionen lohnen sich. Siebträgermaschinen wie die von Bezzera werten nicht nur deine Küche optisch auf. Wenn du deinen Tag mit einem wirklich guten, selbstgebrauten Kaffee beginnen und auch wieder beenden kannst, dann läuft schon vieles richtig im Leben.


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.