
Produkttest
Spherical Mips und torische Formen: Hightech von Giro für Piste und Freeride
von Patrick Bardelli
Letztes Jahr wurde die Electra Black von Out Of auf der grössten Sportmesse der Welt mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Ein Chip in der Skibrille passt die Lichtdurchlässigkeit des Glases automatisch an. Oder anders gesagt: nie mehr nerviger Glaswechsel am Pistenrand.
Skifahren bei Sonnenschein ist super. Bei diffusen Sichtverhältnissen wird daraus jedoch eine andere Sportart. Zumindest mir geht es so. Wenn ich die Konturen im Schnee nicht mehr sehe, wird mein Fahrstil passiv, ich gerate schneller in Rücklage und verliere so eher die Kontrolle über meine Ski. Resultat? Es macht weniger Spass, ist viel anstrengender und die Verletzungsgefahr steigt. Darum gehört eine gute Skibrille zwingend zur Ausrüstung. Aber, was ist gut?
Von den verschiedenen Herstellern gibt es unterschiedliche Modelle mit ausgefeilten Technologien. Sie alle haben ein Ziel: gute Sicht bei allen Verhältnissen. Von Giro beispielsweise kommt eine Skibrille mit torischem Glas. Torisch vom lateinischen Torus oder zu Deutsch Wulst, steht für zylindrisch oder tonnenförmig und heisst in der Augenoptik, dass die Brechkraft eines Objektivs oder eines Glases nicht rotationssymmetrisch ist.
Bei Sonnenschein ist das Schönwetterglas im Einsatz, bei Wolken jenes für schlechte Sichtverhältnisse. Und bei wechselhaften Bedingungen? Geht das Gefummel am Pistenrand oder auf dem Sessellift los: Handschuhe ab, Rucksack runter, Ersatzglas raus etc. Bis alles wieder an seinem Platz ist und die Fahrt weitergeht, verstreicht viel Zeit. Ein nerviger Unterbruch. Und das je nach Verhältnissen mehrmals pro Skitag.
Von Out Of kommt eine andere Lösung für das Problem der wechselnden Sichtverhältnisse: ein Chip und ein LCD-Brillenglas. Der Chip arbeitet durchgehend, um die Lichtdurchlässigkeit des LCD-Glases an das Umgebungslicht anzupassen. Dabei wird keine Batterie benötigt, eine kleine Solarzelle versorgt den Chip mit der nötigen Energie.
Das funktioniert erstaunlich gut und die Brille passt sich in Sekundenbruchteilen an die jeweiligen Lichtverhältnisse an. Scheint die Sonne, dunkelt sie ab, verdecken Wolken die Sonne, hellt sie auf. Letztes Jahr gewannen die Italiener mit ihrer neuen Technologie auf der ISPO, der grössten Sportmesse der Welt, die Goldmedaille im Bereich Wintersport.
Und schon sind wir wieder mitten in der Preisdiskussion, respektive der Frage nach dem eigenen Wertesystem. Bist du bereit, über 400 Franken in eine Skibrille zu investieren? Eine sehr gute Skibrille, mit einer innovativen Technik, die auch tatsächlich funktioniert. Aber trotzdem nur eine Skibrille ist.
Ja, nein? Und wenn ja, warum? Und wenn nein, warum nicht? Ich muss diese Frage für mich mit Jein beantworten. Skifahren ist teuer, Skifahren in der Schweiz in der Regel sehr teuer. Je nach Gebiet geht für einen Tag im Schnee pro Person schnell ein dreistelliger Betrag flöten. Hinzu kommt die ganze Ausrüstung von Ski und Skischuhen über Unterwäsche bis zu Skihelm und Brille. Da bleiben rasch ein paar Tausender liegen. Und dann beginnt das Abwägen: Gönne ich mir die teure Skihose von Ortovox, liegt die teure Skibrille von Out Of out of my Budget. Oder umgekehrt.
Oder einfach gesagt: Ja, diese Brille hätte ich gerne. Denn sie hat mich an meinen zwei Testtagen überzeugt. Ich muss aber erst das nötige Kleingeld zur Seite legen, nachdem ich mir im letzten Winter unter anderem die teure Skihose geleistet habe. Aber wer weiss, vielleicht gibt's die Electra Black ja nächstens mit ein bisschen Rabatt. Black Friday lässt grüssen.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.