
Warum es so viele Thai-Restaurants gibt
Tom Kha Gai, Rotes Curry oder Pad Thai sind in der Schweiz schon ähnlich bekannt wie Rösti, Fondue oder Raclette. Die Dichte an thailändischen Restaurants ist riesig. Überraschend ist das vor allem, weil es in der Schweiz eigentlich nur wenige Thais gibt. Es gibt aber eine Erklärung für den Thai-Restaurant-Boom.
Fast 300 Treffer liefert local.ch bei der Suche nach Thai-Restaurants. 2017 waren in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik etwas mehr als 9 000 Personen mit thailändischer Nationalität in der Schweiz gemeldet. Das sind etwas mehr als die 8 900 Bulgarinnen und Bulgaren. Aber hast du je ein bulgarisches Restaurant in der Schweiz gesehen? Und ist dir aufgefallen, dass der Thai-Boom erst in den letzten 10 bis 15 Jahren eingesetzt hat?
Ministerium für Thai-Restaurants
Der Grund für die vielen Thai-Restaurants ist überraschend: Die thailändische Regierung hat 2002 eine Initiative zur Förderung der thailändischen Küche im Ausland gestartet. Über die thailändische Küche sollte das Land auf der ganzen Welt bekannt werden. Man erhoffte sich mehr Touristen und mehr Exporte von Lebensmitteln, wie der «Economist» schrieb. Die Regierung bildet Köche aus, unterstützt thailändische Restaurants im Ausland und verhandelt mit anderen Nationen über den Handel mit Lebensmitteln. Sogar ein Franchisen-Modell hatte man sich zu Beginn ausgedacht. Es sollte eine Art «McDonalds für Thai Food» werden. Zustande gekommen ist das nie, die Initiative der Regierung aber hat Früchte getragen. Waren es im Jahr 2002 noch keine 6 000 Thai-Restaurants weltweit, so sind es heute 15'000. Ob diese sogenannte «Gastrodiplomatie» auch für den Boom im Tourismus verantwortlich ist, ist schwierig festzustellen. Auf jeden Fall haben wir in der Schweiz profitiert und können eine ganze Reihe erstklassiger Thai-Restaurants geniessen.
Das Beispiel macht Schule
Auch in den anderen Ländern blieb der Erfolg nicht unerkannt. Ähnliche Initiativen gibt es aus Korea, Taiwan oder Peru. Sogar die UNO beschäftigt sich mit dem Thema. Längst geht es nicht mehr nur darum, Touristen ins Land zu locken. Länderkooperationen, Abbau von Vorurteilen und Friedensbildung sollen durch Kulinarik gefördert werden. Wer das hautnah erleben will, dem empfehle ich die Initiative «Gemeinsam Znacht». Die Organisation vermittelt Geflüchtete, welche du zum Essen einlädst. Ich habe schon zweimal daran teilgenommen und durfte den Asylbewerbern Schweizer Spezialitäten kochen. Im Gegenzug habe ich viel über ihre Geschichte und ihre Kultur erfahren. Es sind zwei Freundschaften mit jungen Eritreern gewachsen, die bis heute halten. Eine Erfahrung, die ich jeder und jedem empfehle.
Es ist also gut möglich, dass der nächste Food Trend gar nicht von findigen Hipstern angestossen wird, die einfach «wahnsinnig inspiriert» von ihrer letzten Reise zurückkommen. Viel eher ist es wohl eine Regierung. Mir soll es recht sein. Es gibt nämlich kulinarisch noch viel zu entdecken auf dieser Welt und um ehrlich zu sein: Thai ist nicht meine Lieblingsküche.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.