Produkttest

Vergiss dein Racletteöfeli: Echte Käseliebhaber brauchen dieses Teil!

Raclette wie beim Profi, das versprechen die grossen Racletteöfen in unserem Sortiment. Ich habe einen davon getestet und tatsächlich: Ich will gar nicht mehr zurück zum Raclette mit Pfännli.

Sie sind für mich stets die Rettung an Weihnachtsmärkten landauf, landab: Die Racletteverkäufer. Sie spannen die halben Käselaibe unter eine Heizschlange und servieren dir Raclette, so wie es sein sollte, nämlich als tellerfüllende Portion mit brauner Kruste.

Tatsächlich ist diese Urform des Raclette die einzig richtige. Raclette im Tischöfeli mag ja eine tolle Partyvariante sein, der Käse wird aber nie so cremig und gleichzeitig perfekt überbacken aus den kleinen Pfännchen herausflutschen. Weil ich vor ein paar Wochen im Wallis war und dort von der lokalen Biokäserei einen halben Laib Raclette mitgenommen habe, bat ich das Team zum «Raclette Tuesday».

Zweckmässigkeit statt Design

Während du Tischöfen in sämtlichen Formen, Farben und Designs findest, sind Racletteöfen für halbe Käselaibe keine Bijous. Sie scheinen dir schon zu sagen: «Ich bin hässlich, aber ich kann's.» Das zeigt sich auch bei der Funktion der Öfen: Kein optionaler Tischgrill, keine Regler für Temperatur, das sind Öfen für Raclettepuristen – alles andere ist Käse. Ich habe mich in diesem Test für das Modell «TTM Ambiance» entschieden, in dem sich ein halber Käselaib einspannen lässt.

Der Zusammenbau des Ofens ist denkbar einfach: Die Halterung für den Käse schraubst du auf das dafür vorgesehene Gewinde, dann montierst du den eigentlichen Ofen mit einer simplen Handschraube. Einstecken, Schalter umlegen und schon heizt der Ofen auf. Die Käsehälfte schraubst du – wie in einem Schraubstock – in den Käsehalter, bis sie sitzt. Dann kann's schon losgehen.

Spann mich ein! Ein halber Käse, in der Halterung befestigt.
Spann mich ein! Ein halber Käse, in der Halterung befestigt.

Mach dich auf Stress gefasst

Das ist kein Gerät für Schnarchnasen. Sobald die Käsehälfte zirka zwei Zentimeter unter der Heizung platziert ist, dauert es nur etwa eine Minute, bis du das Raclette runterschaben kannst. Wer die Maschine bedient, kann kaum mitessen. Eigentlich ist das Akkordarbeit: Du drehst die Halterung aus der Hitze, kippst den Käse an, streichst ihn weg, schneidest die gebratene Rinde weg und drehst den Käse wieder in die Hitze. Etwas umständlich ist die Höhenverstellung: Weil die Käsehalterung an einem langen Gewinde befestigt ist, musst du jeweils den ganzen Käse ein paar Mal herumdrehen. Gross gestört hat mich das System aber nicht. Eher schade ist, dass kein spezielles Raclettemesser beigelegt wurde. Ich musste mit einem gewöhnlichen Messer abschaben und die Rinde abschneiden.

Resultat: Ein kleines Schlachtfeld.

Schabernack: Ein richtiges Raclettemesser wäre besser gewesen.
Schabernack: Ein richtiges Raclettemesser wäre besser gewesen.

Apropos Schlachtfeld: In der Theorie funktioniert der Racletteofen sehr gut, auch in der Praxis ist das Abschaben dank des Kippmechanismus ziemlich einfach... solange noch genügend Käse eingespannt ist. Wenn sich das geschmolzene Gold aber dem Ende zuneigt, wird das Käseschaben zum Spiessrutenlauf: Der weiche Käse ist dann schwierig im Schraubstock festzumachen. Hier sind die kleinen Racletteöfeli weitaus sauberer. Der Hersteller sollte sich dazu etwas ausdenken, damit der Käselaib auch bis zum letzten Stück verzehrt werden kann. Übrigens funktioniert dieser Ofen nicht nur mit runden Käsen. Auch Raclette im Block kannst du zubereiten – auch dort zeigen sich dieselben Probleme.

Mondlandschaft: Am Schluss wird's schwierig.
Mondlandschaft: Am Schluss wird's schwierig.

Nieder mit dem Individualismus – jeder soll das Gleiche essen

Klar: Du kannst in dieser Maschine nicht zehn verschiedene, exotische Raclettearten machen, sondern nur eine. Aber musst du denn wirklich immer Raclettekäse mit getrockneten Mangostücken, japanischen Bergpilzsprösslingen oder argentinischen Heublumen drin haben? Nein! Wehret den Anfängen! Eine Raclettesorte reicht vollkommen, wenn sie gut ist. Und Raclette gelingt in einer solchen Maschine einfach besser. Es bekommt eine bessere Kruste, schmilzt gleichmässiger und ist cremiger. Und auch der Abwasch ist nicht viel aufwändiger als bei den Pfännli. In einer Welt, in der es Spülmaschinen mit Fondue-Raclette-Programm gibt, sowieso. What a time to be alive!

Hau rein: Raclette, wie Gott es erschuf.
Hau rein: Raclette, wie Gott es erschuf.

Muss ich mein Öfeli entsorgen?

Also nur noch Raclette aus der Maschine? Das kommt drauf an: Wenn du oft Raclette für weniger als vier Personen zubereitest, dann lohnt sich ein grosser Racletteofen nicht. Wenn du aber eine grosse Familie hast oder nur für Gäste Raclette machst, dann ist ein Ofen die beste Anschaffung. Das Raclette wird besser und du sparst Geld, weil Käse am Stück günstiger ist. Auch wenn ich nicht plane, einen Stand am Weihnachtsmarkt zu eröffnen: Ich kaufe mir das Teil. Das Leben ist schliesslich zu kurz für schlechtes Raclette. Und: Wer braucht schon eine Tischgrillfunktion?

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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