
Unterwegs im Elektro-Zwerg Hitec Eco Car

Dass es klein ist, wusste ich. Dass es so klein ist, überrascht mich dann doch. Die Dimensionen des Hitec Eco Car passen einfach nicht zu dem, was mein Hirn zum Begriff «Auto» abgespeichert hat. Auch sonst ist einiges anders. Ich steige ein und denke um.
Um das Hitec Eco Car zu fahren, brauchst du einen Führerausweis der Kategorie B oder B1 und ein Ego, das nicht nach tiefer, breiter und schneller giert. Mit maximal 80 km/h ist es ein Kleinmotorfahrzeug im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Elektro-Alternative für die Stadt, günstig im Unterhalt. Die schon viel diskutierten Fakten und technischen Daten findest du im folgenden Text nicht noch einmal vollständig, es geht um meine Eindrücke aus einem halben Tag Probefahrt. Im Video oben siehst du, wie ich den kleinen Stromer erlebt habe, und hier gibt’s noch ein paar Zeilen extra dazu.
Einsteigen: Der erste Eindruck
Mit seinen senkrechten Kühlergrill-Schlitzen und den Kulleraugen sieht das Hitec Eco Car aus wie ein Baby-Jeep. Passen da wirklich zwei ausgewachsene Mitteleuropäer rein? Ich bin gut 1.80 Meter gross und muss mich nicht ins Auto falten, sondern kann recht bequem einsteigen. Meine erste Amtshandlung ist es trotzdem, den Kunstledersitz in die hinterste Position zu verschieben, damit auch die Beine ausreichend Platz finden. Passt soweit. Video Producer Manuel Wenk auf dem Beifahrersitz ist ein paar Zentimeter grösser und hat schon etwas mehr Mühe, die Knie in eine brauchbare Position zu bekommen.

Unsere Köpfe kommen dem Panoramadach relativ nahe, durch die grosse Glasfläche über mir fühle ich mich trotzdem nicht beengt. Am meisten irritiert mich das Fenster im Seitenfenster. Nur der innere Teil davon lässt sich öffnen. Das ist schade, aber ein Zugeständnis an die Stabilität der Konstruktion. Vor mir liegt ein Cockpit mit China-Charme. Was die Materialen betrifft, sicher kein Luxus, doch technisch gesehen fehlt mir hier nichts, schon gar nicht auf Kurzstrecken. Klima, Heizung, Navi – sogar eine Rückfahrkamera und eine Dashcam sind drin.
Sicherheit: Kommt auf den Vergleich an
Das Hitec Eco Car hat keine Airbags und auch keine Sicherheitsassistenten wie ABS oder ESP. Es ist ein Kleinmotorfahrzeug, wie zum Beispiel auch viele Quads. Mit Gurten und einer Rahmenkonstruktion samt Knautschzone in der kurzen Schnauze bist du nicht ungeschützt unterwegs. Aber klar: Das Sicherheitsgefühl ist ein anderes als in einem grossen Auto. Das Eco Car wurde vom TÜV Süd in Deutschland geprüft und zertifiziert. Das Zertifikat wurde dem Bundesamt für Strassen vorgelegt und beglaubigt. Schlussendlich ist es aber eine persönliche Entscheidung, ob man sich mit einem Roller, Quad, Eco Car oder nur mit einem voll ausgestatteten Wagen in den Strassenverkehr begeben will.

Losfahren: Sssssssssssssssssssssss!!!
Ich drehe den Zündschlüssel und es passiert – nichts. Kein hustender Anlasser, kein Aufheulen, der Drehstrommotor ist jetzt einfach bereit. Über einen Knopf am Armaturenbrett kann ich wählen, wofür: Den Eco-Modus, bei dem die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h begrenzt ist, den normalen Modus (D) bis 80 km/h, Leerlauf (N) oder Rückwärtsgang (R). Ist die Handbremse gelöst, schiebt ein Tritt aufs Gaspedal den Zwerg mit Nachdruck vorwärts, und dabei kommt sogar Fahrspass auf. Eine Art Go-Kart-Feeling, untermalt von einem Ssssssssssssssurren, das mit der Geschwindigkeit anschwillt. Hier ist nicht viel gedämmt. Aber verdammt, was soll’s?

In der Stadt fahren: Heimspiel für den Strom-Zwerg
Hier ist das Revier des Hitec Eco Car. Auf 50 km/h beschleunigt es schneller als meine Familienkutsche, ein Verkehrshindernis bist du damit sicher nicht und der sparsamere Eco-Modus fungiert gleichzeitig als Tempomat. Eine Berganfahrhilfe hat es auch. Ans Kurvenfahren muss ich mich zunächst etwas gewöhnen, da der Zwerg zum Übersteuern neigt. Mit nur 1.29 Meter Breite kommst du überall durch – falls dich niemand aufhält und fragt, was das denn für ein Gefährt ist.

Über Land fahren: Nur für kurze Strecken
Das Ortsschild für ein paar Kilometer hinter sich zu lassen, ist auch okay, aber bei Dauer-Vollgas habe ich mich weniger wohl gefühlt als in der Stadt. Beim Beschleunigen ab 50 km/h aufwärts dauert es doch einige Sekunden, um auf die Höchstgeschwindigkeit zu kommen. Da hängen mir die «grossen» Wagen anfangs zu sehr im kaum vorhandenen Heck und man hat doch sehr wenig Auto um sich herum, während auf der Gegenspur die LKW vorbeidonnern. Die Bremsen greifen gut, aber ich spüre beim Verzögern auch, dass das Eco Car mit 670 Kilo schwerer ist, als es aussieht. Innerorts fühlt sich das alles leichter und besser an.
Parkieren: Überall, nur nicht am Berg
Hier ist der Kleine gross. Ein Joker überall dort, wo Parkplätze Mangelware sind. In einigen Städten ist es damit erlaubt, am Strassenrand quer zu parkieren und als Kleinmotorfahrzeug darfst du auch auf eingezeichneten Parkfeldern für Roller und Motorräder stehen, sofern die nicht einspurig markiert sind. Hier lohnt es sich bei Interesse in jedem Fall zu checken, welche Möglichkeiten sich an deinem Wohnort bieten. Aber auch ohne solche Ausnahmen wird es die Regel sein, dass du problemlos einen Parkplatz findest. Nur an einem starken Gefälle kannst du nicht stehen, darauf weist der Hersteller hin. Das packt die Handbremse nicht.

Als ich neben einem Nissan Micra zum Stehen komme, hat der gefühlt die Dimensionen eines ausgewachsenen SUV. Wer es mag, kann sich beim Rangieren von der Rückfahrkamera unterstützen lassen, die nach einer Kunstpause auf dem Display anspringt, sobald du den Rückwärtsgang anwählst. Ich habe mich dann schon gewohnheitsmässig umgedreht und bin mit der Nase deutlich näher an der Heckscheibe als an der Frontscheibe. Hier hat man wirklich alles im Blick, auch ohne Technik. Es stört nichts – ausser dem ziemlich lauten Rückwärtsgang-Piepsen.
Aufladen: Nicht erst im roten Bereich
Ob die maximale Reichweite am Ende 100 oder 120 km beträgt, ist mir schlussendlich egal. In der Stadt und auf Kurzstrecken käme ich damit sicher gut durch den Tag, und das ist für mich das entscheidende Kriterium beim Hitec Eco Car. Im «Kofferraum», der gerade so unsere zwei Rucksäcke schluckt, findet in einer Ausbuchtung auch noch das 10 Meter lange Kabel Platz. Solange du zu Hause eine Lademöglichkeit hast, solltest du keine Probleme bekommen. Und falls du doch mal unplanmässig zwischenladen musst, stehen die Chancen auch nicht schlecht – alles was du brauchst, ist eine normale 230V-Steckdose. Nach einer Stunde hast du sicher wieder Saft für die nächsten 30 Kilometer. Bei völlig entleerter Batterie soll das Laden 5 bis 7 Stunden dauern. Komplett leer fahren sollte man sie sowieso nicht, da sie sonst Schaden nehmen könnte. Kommst du in den kritischen Bereich, schaltet der Wagen automatisch in den Eco-Modus.
Fazit
In der Stadt würde ich gerne die Luft aus den dicken Karren mit nur einem oder zwei Insassen lassen. Einmal Eco Car für alle! Zumindest für alle unter 1.90 Meter. Ich war innerorts gerne damit unterwegs, bei Dauer-Vollgas und Tempo 80 hatte ich weniger Spass. Gestört haben mich Kleinigkeiten: Der Blinkerhebel, der nach dem Abbiegen nicht automatisch zurückspringt. Die dünne Revolvergriff-Handbremse, mit der ich anfangs Probleme hatte. Der grosse Hauptschalter, den ich versehentlich beim Einsteigen mit dem linken Knie betätigt und mich anschliessend gewundert habe, weshalb das Auto nicht mehr fährt. Eigentlich ist er zum Schutz der Batterieladung bei langen Standzeiten gedacht. Nichts, was mich grundlegend abschrecken würde. Um sich mit dem Hitec Eco Car anzufreunden, muss man bereit sein, ein wenig umzudenken. Wann ist ein Auto ein Auto? Wer zum dem Schluss kommt, dass in der Stadt weniger häufig mehr ist, kann hier einen interessanten Zweitwagen finden.



Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.