Produkttest

Hyundai Kona EV im Test: Das surrende Grinsen

Der Hyundai Kona EV ist voll elektrisch und für die Stadt gemacht. Nach 800 Kilometern über Land und Berge steht fest: Ein sympathisches Auto ohne allzu wilde Ambitionen.

Der Hyundai Kona ist ein Fahrzeug, an dem sich die Geister scheiden. Die einen mögen die Frontscheinwerfer, die da schmal und LED-bestückt sind. Die anderen finden, dass die Front gar nicht geht. Die einen finden, dass die Welt auf den Kona gewartet hat. Die anderen behaupten, dass der Hyundai so überflüssig ist wie ein Glacé nach zwei Stunden im sommerlich parkierten Auto. Und Marvel meint, dass das Auto eines Werbe-Brandings mit dem Superhelden Iron Man würdig ist. Fakt ist: Jeder hat eine Meinung zum Kona. Er ist definitiv kein Crossover SUV, der einfach ignoriert wird.

Wem also sollst du glauben? Hat Marvel Recht und der Kona überlebt die Zerstörung einer Stadt? Wahrscheinlich nicht. Aber dafür ist er auch nicht gemacht. Nicht wirklich. Mit der Marvel-Edition habe ich eh noch ein Hühnchen zu rupfen, aber zuerst klemme ich mich mal hinter das Steuer des Kona EV und fahre ein paar Kilometer. 841 Kilometer, um genau zu sein.

Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019 (Elektro, 136 PS)
Autos

Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019

Elektro, 136 PS

Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019 (Elektro, 136 PS)
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Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019

Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019 (Elektro, 136 PS)

Hyundai Kona EV Premium Plus mit 39.2 kWh Batterie, Modelljahr: 2019

Wendig, aber für die Stadt gemacht

Die Konsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz ist angenehm. Sie ist breit und trennt so den Fahrer vom Beifahrer. Es kommt so ein merkwürdiges Gefühl der Privatsphäre auf. Die Breite macht's aus. Da ist kein Schaltknüppel. Wo andere Automaten und Elektrofahrzeuge auf einen Hebel rechts vom Steuerrad setzen oder auf einen Schaltknüppel mit P, R, N, D und L, macht der Hyundai das so: Da sind vier Knöpfe. P, N, D und R. Das ist auf den ersten Metern beim Manövrieren auf dem Parkplatz von Auto Kunz, wo eine Menge neuer und schöner Autos stehen, etwas seltsam. Ich will ja in nichts reinfahren und ich kenne bessere Schaltsysteme. Der Schaltknüppel ist mein Favorit, gefolgt vom Hebel rechts vom Steuer. Da habe ich mehr haptisches Feedback und nicht einfach nur einen Knopfdruck.

Zum Glück aber ist der Kona trotz seines breiten Hinterteils und der Motorhaube, die vom Cockpit aus weit massiver und länger aussieht als sie in Wirklichkeit ist, ziemlich wendig. Ehrlich, wenn du meinst, du bist vorne in der Wand des Parkfelds, dann hast du meist noch mindestens 20 Zentimeter Platz. Sei aber vorsichtig mit diesem Rat. Vor allem, wenn du rückwärts einparkierst, denn das Heck ist etwas bulliger als du meinst, was dann Fragen zum erstaunlich kleinen Kofferraum aufwirft. Da helfen die Sensoren, die gerne mal richtig viel Lärm machen, damit du nirgends hineinfährst. Generell ist parkieren eine Freude mit dem Kona. Ich bin ja nicht so der grossartigste Parkierer aller Zeiten, aber abgesehen von seltsam aufgestellten Chargern, muss ich nicht mal den Gedanken «Die Parklücke nervt jetzt schon» verschwenden.

Trotz der Wendigkeit drängt sich mir ein Verdacht auf: Ist die Steuerung etwas lahmarschig? Irgendwie kommt es mir noch vor dem Befahren einer öffentlichen Strasse so vor, als ob ich ziemlich viel am Steuer drehe und handwerke. Andererseits bin ich inmitten der Mustangs und anderen Konas vorsichtig. Sobald ich aber im Verkehr bin, bestätigt sich dieser Eindruck nicht. Auf der offenen Strasse entdecke ich den Eco-Modus und den Sport-Modus. Der Eco-Modus verändert das Handling des Kona drastisch. Im Sport-Modus passiert abgesehen von ein bisschen mehr Gerüttel wenig. Ich bevorzuge den Comfort-Modus. Der ist gut ausbalanciert und angenehm. Eco fahre ich im Stau, da ich gerne die paar Meter extra Reichweite, die mir die regenerative Bremse bringt, auf dem Akku habe.

Der Kona kommt nicht nur als Electric Vehicle (EV). Der kommt auch als Diesel. Der Diesel macht auch das eine richtig, das der EV falsch macht: Den Kühlergrill. Ich verstehe das beim Tesla Model 3 nicht, beim Kona nicht und erst recht beim 1991er Mazda MX 5 nicht. Die runde, abgeschlossene Front ist einfach hässlich. Was spricht denn gegen den farblichen und texturellen Akzent, der von einem Kühlergrill gesetzt wird?

Die Front meines EVs
Die Front meines EVs

Klar, bei einem elektrischen Auto brauchst du den Kühlergrill nicht mehr in diesem Ausmass, aber das bedeutet nicht, dass er weg muss. BMW macht das richtig. Der iNext oder der i3 haben beide Kühlergrills, die dem Auto eine hübsche Front geben. Beim Kona, der in Diesel und EV existiert, verstehe ich den Design-Wechsel nicht. Ist doch verschwendetes Geld.

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Da gibt es aber den einen Grund, der den EV attraktiv macht. Ein Grund, der sogar so attraktiv ist, dass ich den Kühler vergebe: Das Fahren.

Ein Auto für die Stadt

Es ist offensichtlich, dass der Kona für die Stadt gemacht ist, auch wenn das Top-Feature für Zürcher Staufahrer – der adaptive Tempomat – entweder fehlt oder sehr gut versteckt ist. Generell, der Tempomat ist kompliziert zu handhaben. Wie bei den Benzinern halt – Knopf drücken, dann Hebel am Steuer runter –, weshalb ich nach der zweiten Fahrt ganz auf ihn verzichtet habe. Das geht viel einfacher, wie die Tempomaten des uralten Seat Altea und der des Tesla beweisen. Der Hyundai ist aber smart genug, um zu verstehen, dass du gerade 50 fahren willst. Oder 30. Oder 120. Dann hält der Kona dieses Tempo und ist längst nicht so heikel wie der Tesla, der gerne mal so plusminus 5 km/h rumhüpft und so gefährlich nahe an der Auslösegeschwindigkeit der Radarfallen kratzt.

Ein paar Tage nach dem ersten Mal im Fahrersitz entscheide ich mich für die Fahrt ins Blaue. Denn in der Stadt Zürich ein Auto zu testen finde ich schon im Konzept beknackt. Kupplung fahren kann ich überall. Leute fluche ich auch schon genug im Büro an und dort können sie mich wenigstens hören. Schon in der Stadt ist mir bisher aufgefallen, dass der Kona ein richtig friedliches Auto ist. Obwohl da umgerechnet 204 PS unter der Haube sind, wiegt der Kona doch 1818 Kilo. Seine Diesel-Schwester wiegt da 400 Kilo weniger, leistet aber nur gerade 120 PS auf drei Zylindern.

Hyundai Kona 1.6 T-GDI Platin Plus 4WD Aut. 2019 (Benzin, 177 PS)
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Hyundai Kona 1.6 T-GDI Platin Plus 4WD Aut. 2019

Benzin, 177 PS

Wie alle Elektrofahrzeuge hat das EV eine Beschleunigung, die sich sehen lassen kann. Von 0-100 braucht er zwar satte 7.6 Sekunden, aber der Elektro-Auto-Effekt steht: Pedal runter, du wirst in den Sitz gedrückt und du bist bereits ein gutes Stück weiter auf der Strasse. Und egal, wie sehr du an der Coolness von Elektroautos zweifelst: Das hört nie auf, spassig zu sein. Auf der Autobahn ist das Stadtauto zwar solid mit dabei, aber so richtig Feuer bringt er bei Beschleunigung von 80 auf 120 oder so nicht mehr. Ich bezweifle nie, dass der Kona nicht mithalten und weit mächtigeren Benzinern das Leben schwer machen kann, aber es ist eindeutig, dass, rein vom Fahrgefühl her, der Kona viel lieber in der Stadt rumdüst als auf Autobahnen.

Sonst fährt er sich eher gemütlich. Die Steuerung ist weich, die Stossdämpfer darauf ausgelegt, dass du Bewegungen möglichst nicht spürst. Ausser halt in den unzähligen Baustellen, von denen die Stadt und der Kanton Zürich so dermassen Fan ist, dass sie meinen, überall bauen zu müssen. Bestimmt finden wir Autofahrer das auch toll. Spoiler: Tun wir nicht. Merci, gell.

Der Kona surrt los. Das ist eigentlich gut. Aber schrecklich. Denn Elektrofahrzeuge haben ein Problem gemein: Du hörst sie nicht. Das hat zwei extrem unangenehme Effekte

  1. Die anderen Verkehrsteilnehmer hören dich nicht. Fussgänger, Velofahrer und andere Autofahrer fehlt auf einmal ein Sinn, mit dem sie dich wahrnehmen
  2. Du hörst deinen eigenen Motor nicht. Das kann dazu führen, dass du zu schnell fährst, da du nicht hörst, wie der Motor zu hoch dreht.

Darum hat Hyundai dem Kona ein künstliches Surren hinzugefügt. Da es eigentlich keine technologische Funktion hat, klingt es bei 120km/h genau gleich wie bei Schritttempo. Sprich, für dich als Fahrer ist es komplett überflüssig und nach etwa zwei Minuten nervig. «Vrrrrr» mit einem geisterartigen Geheul darunter. Die ganze Zeit. Zum Glück ist da die Soundanlage, die einiges hermacht. Alternativ kannst du einfach den Knopf mit «VESS» unten links des Steuerrades drücken und dann ist fertig Spukgeräusche. «VESS» steht für Virtual Engine Sound System aka. Geistergeheul. Aber das Auto merkt sich diese Einstellung nicht, was «VESS» zu einem der meistgedrückten Knöpfe im Auto macht. Wenn du aber trotzdem gehört werden willst und mit VESS fährst, dann einfach die recht gute Stereoanlage einschalten. Schon bei niedriger Lautstärke hörst du die Geister nicht mehr.

Keine Zähne, aber ein freches Grinsen

Ich mag den Kona. Sehr sogar. Er macht keinen technologischen Quantensprung. Er zeigt nicht die Zähne. Aber alles, was er tut, macht er mit einem frechen Grinsen. Er flitzt in der Stadt sauber hin und her, mag enge Kurven und schnelle Spurwechsel, und kann auf der Schweizer Autobahn gut mithalten. Der Kofferraum mag vielleicht etwas klein sein, aber die Rückbank gibt viel an Stauraum her.

Die Beschleunigung wird nie langweilig und für schnelle Manöver in der Stadt, wo du andere Verkehrsteilnehmer möglichst nicht stören willst, ist der Hyundai Kona super geeignet. Die sensitive Lenkung, die zwei nützlichen Modi des Fahrens und die vielen Charger in der Stadt helfen da ungemein.

Eins noch: Die bei Hyundai haben sich extrem viel Mühe mit den kleinen Details gegeben. Vor allem das visuelle Design des Motors. Er hätte ein Block Elektrozeug sein können. Aber nein, wenn du die Motorhaube des Kona öffnest, dann siehst du etwas, wo sich die Designer so richtig haben austoben können. Die Farben und Formen haben zwar keinen Einfluss auf die Performance des Motors, aber so etwas ist doch einfach nur schön anzusehen, nicht?

Apropos Iron Man

Den Kona gibt es in einer offiziellen von Marvel lizenzierten Iron Man Version. Dann ist das Auto schwarz mit roten Highlights, mit einem «Stark Industries»-Logo und Animationen auf den Bildschirmen des Autos, die denen der Iron-Man-Rüstung aus den Filmen nachempfunden sind.

Der Comic-Leser in mir hat Fragen.

Da ist das Farbschema. Iron Man war nie schwarz/rot. In der Regel ist der Marvel-Held rot/gelb, da der Erfinder Tony Stark die Rüstung einem Hot Rod in seiner Garage nachempfunden hat. Dann war er mal schwarz/gelb, aber das hat nicht lange hingehalten. Sonst wäre da noch die weisse Weltraumrüstung oder die blau/weisse Unterwasser-Rüstung. Aber kein schwarz/rot. Hätte Marvel/Hyundai das jetzt zu weh getan, wenn das auto rot/gelb wäre?

Das einzige aus dem Hause Stark Industries in den Comics, das schwarz/rot oder schwarz/dunkelblau ist, ist eine Rüstung namens Detroit Steel, die aber ein Schurke war. Und hässlich noch dazu. Da der Kona aber nicht wirklich hässlich ist, glaube ich nicht, dass Detroit Steel die Inspiration war.

Dann: Warum muss Iron Mans Maske auf dem Dach abgebildet sein? Und dann auch nur in einigen Fahrzeugen und anderen wieder nicht? Macht doch einfach so: «Das ist ein Auto, wie Iron Man es fahren würde», ohne plattes Merchandise. Hätte ein bisschen mehr Stil und etwas weniger Kitsch. Denn Iron Man ist cool. Er hat Stil und er weiss, wie etwas designed wird. Iron Man würde nie seine Maske als Decal oben auf seine Karre schmieren.

Aber dann das Stark Industries Logo auf der Seitentür… das ist dann wieder extrem cool.

So. Fertig. Es lohnt sich der Blick in die Betriebsanleitung des Kona, übrigens. Da findest du recht coole Sachen, wie die Wireless Charging Plattform für dein Smartphone.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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