
«The Final Table» bei Netflix: Warum das simple Konzept so gut funktioniert
Bei «The Final Table» («Wer zuletzt kocht» lautet der deutsche Titel) treten zwölf Zweierteams aus aller Welt in einem Kochwettbewerb gegeneinander an. Die Teilnehmer sind dabei alles andere als Laien: Es sind gestandene Köche mit eigenen Restaurants, teilweise mit Michelin-Sternen. Das macht die Sendung so spannend.
«Wie koche ich schon wieder einen Oktopus?» Die Verzweiflung ist den Teilnehmern ins Gesicht geschrieben. «Die Krake hat zu viel Biss. Es bleiben euch nur noch zehn Minuten!», kritisiert der spanische Juror Andoni Aduriz. Zu diesem Zeitpunkt sind nur noch drei Teams im Wettbewerb. Sie haben vom Starkoch die Aufgabe erhalten, Oktopode zu kochen. Zuvor waren die drei Teams bereits am spanischen Nationalgericht Paella gescheitert.
Simpel, aber effektiv
Der Aufbau der «The Final Table»-Folgen ist immer der Gleiche: Ein Land ist Hauptthema. Daraus müssen die Teams in einer Stunde ein typisches Gericht kochen und werden dann von drei prominenten Juroren aus dem Gastland bewertet. Paella in Spanien, Kaiseki in Japan und English Breakfast in Grossbritannien zum Beispiel. Sie holen die Zutaten in einer Vorratskammer, die von lebendigen Krustentieren bis zu geschlachteten Legehennen (inklusive nicht-ausgebrüteter Eier) alles enthält, was das Kulinarik-Herz begehrt. Nach der ersten Bewertung durch die drei Juroren, müssen die drei schlechtesten Teams noch einmal kochen. In der zweiten Runde erhalten sie aber lediglich eine Zutat und kein ganzes Gericht: Oktopus in Spanien, Seeigel in Japan oder Erbsen in Grossbritannien. Ausgewählt wird diese Zutat von einem Starkoch oder einer Starköchin aus dem entsprechenden Land. Wieder bekommen die Kandidaten eine Stunde, um zu überzeugen. Das schlechteste Team fliegt raus. So simpel ist das Konzept. Und das Konzept funktioniert.

Schon nach der ersten Folge habe ich mit ein paar Teams mitgefiebert und bei anderen gehofft, dass sie rausfliegen. «Final Table» war quasi mein «Bachelor»… Während in ähnlichen Wettbewerben meist Laien gegen Profis antreten oder die einzelnen Folgen zu langatmig sind, geht es bei «Final Table» Schlag auf Schlag. Eine Stunde dauert eine Folge, zwei Aufgaben werden gestellt und du bekommst immer mindestens vier Gerichte pro Runde zu sehen. Weil die Köche allesamt gestandene Profis sind, kommen sie mit allerlei tollen und ausgefallenen Ideen aus der Vorratskammer an ihre Kücheninsel. Einziger Kritikpunkt: Es hatte für meinen Geschmack etwas zu viel «fancy» Molekularküche.

Wird die Schweiz in der nächsten Staffel vertreten sein?
Natürlich fliegen die Emotionen teilweise hoch und natürlich gibt es immer wieder emotionale Einspieler, welche die Kandidaten näher vorstellen und ihre bisherige Karriere beleuchten. Die Macher halten sich aber gekonnt zurück und drücken nicht zu fest auf die Tränendrüse. Die Teams sind zudem auch so zusammengestellt, dass sich die Köche ergänzen und kein Team komplett blossgestellt ist. Wenn der Schotte Graham Campbell völlig aufgeschmissen ist mit der japanischen Küche, dann übernimmt sein US-amerikanischer Partner Aaron Bludorn die Führung. Fluchen und zur Schnecke machen, wie man es von anderen Köchen wie Gordon Ramsey oder Sendungen wie dem «Restauranttester» kennt, gibt es bei «The Final Table» nicht und das ist gut so.

«The Final Table» überzeugt, weil Profis aus aller Welt auf Augenhöhe gegeneinander antreten. Die Kochshow erfindet das Rad mit Sicherheit nicht neu. Sie macht aber sehr vieles richtig. Ich hoffe daher fest auf eine zweite Staffel, die bisher noch nicht bestätigt wurde. Es gibt nämlich noch eine ganze Menge Länder, welche es kulinarisch abzuklappern gilt. Und vielleicht ist dann ja auch die Schweiz vertreten? Ein Schweizer Starkoch hat es nämlich schon auf Netflix geschafft. In der Serie «7 Days Out» wird Daniel Humm porträtiert, sieben Tage vor der Wiedereröffnung seines New Yorker Restaurants «Eleven Madison Park», dem damals besten Restaurant der Welt.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.