

Steamer, Grill, Mikrowelle: Kann der Wunder-Ofen von Samsung wirklich alles?

Samsung packt drei Geräte in ein schön kompaktes Gehäuse. Im Test muss die «Bespoke Grill-Mikrowelle» beweisen, ob sie tatsächlich Lachs und Spargel dämpfen oder Brownies backen kann.
Teig ausrollen, Tomatensauce, Belag und Mozzarella drauflegen – und ab in die Röhre. Doch für einmal backe ich die schnelle Pizza nicht im Ofen, sondern in der Mikrowelle. Samsung hat nämlich ein Kombigerät auf den Markt gebracht, das eben nicht nur Speisen aufwärmen kann, sondern auch Gemüse steamen, Fleisch grillen oder Kuchen backen.
Ein Gadget, das alles kann? Wie praktisch wäre es, wenn statt drei Geräten nur eines in der Küche herumsteht. Leider sind solche Multifunktions-Geräte oft faule Kompromisse, weil sie dann doch nicht überall gleich stark sind. Darum bin ich natürlich sehr gespannt, ob die Mikrowellen-Pizza wirklich knusprig wird.

Bedienungsanleitung aus Hell's Kitchen
Zum Glück beginne ich mit dem ersten Test, bevor ich Hunger habe. Denn bis zum Pizza-Genuss müssen einige total unnötige Hindernisse überwunden werden. Die Samsung-Mikrowelle ist alles andere als selbsterklärend, sobald man nicht nur die klassische Aufwärm-Funktion mit Wattzahl und Zeiteingabe nutzen will.
Will ich etwas steamen, grillen oder backen, führt kein Weg an der Bedienungsanleitung vorbei. Etwa, um die Funktionsweise der Tasten «Grill», «Microwave+Grill», «Healthy Steam» und «Auto Cook» zu ergründen.
Was passt für welches Gericht? Das steht in der Bedienungsanleitung – was an sich ja kein Problem ist. Aber: Statt eines attraktiven Rezeptehefts mit Fotos gibts von Samsung ein textlastiges Benutzerhandbuch in vier Sprachen auf billigem Papier. Pro Sprache zehn Seiten Sicherheitshinweise und Fehlerbehebung – dazwischen verstecken auf einer Seite die Details zu den Gar-Funktionen.

Quelle: Lorenz Keller
Es kommt noch schlimmer: Da finde ich etwa in der Anleitung und aufgedruckt auf dem Gerät den Menüpunkt «Walnuss-Stampfkuchen» – womit ich natürlich nicht viel anfangen kann. Das genaue Rezept finde ich nur, wenn ich via QR-Code eine zweite Anleitung abrufe.
Dort muss ich das Rezept in einem PDF mit 176 Seiten (!) mühsam nochmals suchen. Und habe irgendwie gar keine Lust mehr auf Kochen. Auch weil sich Samsung bei der Auswahl keine Mühe gegeben hat: Beispielsweise sind gerade mal zehn Anleitungen für Desserts abgedruckt. Alles wirkt total beliebig: Neben dem Walnuss-Stampfkuchen finde ich Rezepte für Biskuitkuchen, Eierpudding, Becherkuchen, Bananenbrot, Brownie, Schokoladenbecher-Kuchen. Und dann unter Desserts auch noch «Grüner Tee mit Milch», «Café Latte» und «Milchtee» – was soll das?

Quelle: Lorenz Keller
Fast-Food-Pizza für genau eine Person
Zurück zur Pizza: Die kommt auf ein Backpapier und wird auf den runden Grillrost gelegt. Weil der nur 26 Zentimeter Durchmesser hat, wird es nur eine kleine Pizza.
In der analogen und der digitalen Anleitung steht nur, wie Tiefkühl-Pizza zubereitet wird. Und zwar im Kombimodus «Mikrowelle und Grill» mit 450 Watt. Ich pröble ein wenig rum: Statt nur 13 bis 14 Minuten bleibt meine Pizza knapp 20 Minuten im Ofen – die letzten 5 Minuten nur mit Grill.
Das Resultat geht in Ordnung: Die Ränder sind knusprig, der Mozzarella schön geschmolzen, der Teig insgesamt durch. Nur der Boden ist weniger kross als auf dem Blech im Backofen. Kein Wunder, da die Samsung-Mikrowelle ja keine Unterhitze hat. Stattdessen wird mit Mikrowellen und Oberhitze gebacken.

Quelle: Lorenz Keller
Lachs und Spargel: Volldampf beim Steamen
Trotz des mittelmässigen Pizza-Ergebnisses gebe ich nicht auf. Zum Glück, denn beim nächsten Hauptgericht kann die Kombi-Mikrowelle ihre Stärken ausspielen. Ich fülle einen Deziliter Wasser in den mitgelieferten Glasdampfgarer, lege den grünen Silikon-Rost ein und darauf eine schöne Portion weissen Spargel.
Zwar wird das Wort «Spargel» in keiner Anleitung erwähnt, ich stelle daher einfach das Automatik-Programm für Rüebli ein. Eine gute Wahl: Schon nach viereinhalb Minuten sind die Spargeln fertig. Genau so wie ich sie mag – gut durch, aber noch leicht knackig. Im Topf hat auch eine grosse Portion Gemüse Platz, das ist dann schon familientauglicher als bei der Pizza.
Zum Zmittag habe ich mir auch noch ein Lachsfilet gekauft. Hier finde ich endlich ein Schritt-für-Schritt-Rezept: Fisch mit einem Löffel Wasser in eine mikrowellenfeste Auflaufform legen, würzen und mit Zitronensaft beträufeln. Dann decke ich das Geschirr mit Mikrowellenfolie zu und perforiere die Oberfläche. Diese Folie ist robuster als normale Frischhaltefolie – aber überall gut zu finden.

Quelle: Lorenz Keller
«Auto Cook» drücken und die Nummer Nummer «1-18» eintippen. Fünfeinhalb Minuten später ist der Lachs fertig. Sanft gedämpft ohne zusätzliches Öl oder Fett und richtig fein. Da es so schnell geht, sind die Spargeln immer noch warm und ich kann beides zusammen geniessen.
Erstmals bin ich richtig begeistert: Als Steamer und Dampfgarer ist der «Bespoke» erstklassig – im normalen Backofen wäre das nicht so schnell und unkompliziert gegangen.
Zum Dessert leider kein Happy End
Gerne hätte ich noch feine Brownies als Nachtisch genossen. Dafür gibt's ja wie schon erwähnt im 176-seitigen PDF ebenfalls ein Rezept inklusive vollautomatischem Backprogramm. Der Teig ist schnell vorbereitet. Er wird in eine gefettete Glasschüssel geleert – und schon geht's ab in die Mikrowelle. Fünfeinhalb Minuten später nehme ich eine blubbernd-braune Masse heraus.
Doch irgendwas stimmt da nicht, obwohl ich mich genau an das Rezept gehalten habe. Viel zu flüssig sind die Brownies. Nach dem Abkühlen nimmt die Festigkeit zwar zu, die Brownies sind aber immer noch deutlich zu gummig. Zufrieden bin ich mit dem Resultat nicht. Das liegt einerseits am simplen Rezept, aber wohl auch daran, dass mit Oberhitze und Mikrowellen einfach nicht richtig gebacken werden kann.

Quelle: Lorenz Keller
Fazit: zwischen Gourmet und Fast-Food
Eines wird im Test schnell klar: Ein Ersatz fürs Backen im Ofen ist die Grill-Mikrowelle auf keinen Fall. Ein Kauf lohnt sich daher primär, wenn eine Mikrowelle und ein Steamer gefragt sind. Vor allem das sanfte Garen von Gemüse oder Fisch funktioniert richtig gut.
So ist das Gerät eine ideale Ergänzung für Küchen, die nur einen normalen Backofen eingebaut haben. Wer dagegen eine All-in-One-Lösung für kleine Küchen oder Einzimmerwohnungen sucht, der wird beim Backen und Grillen doch deutliche Abstriche machen müssen.

Quelle: Lorenz Keller
Die Samsung Bespoke Grill-Mikrowelle ist fast drei Mal so teuer wie einfache Mikrowellen, auch Kombigeräte mit Grill sind deutlich günstiger. Zu diesem Preis hätte ich mir als Benutzer viel mehr Hilfe erwartet. Eine laminierte Übersicht zu allen Menüpunkten, mehr Rezepte und Anweisungen für Zubereitungen. Gerade die richtig gute Steam-Funktion hätte das verdient.
Titelfoto: Lorenz Keller

Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.