Meinung

Secondhand-Shopping so easy wie noch nie? Ich habe marko.ch getestet

Laura Scholz
18.12.2023

Die Schweiz hat eine neue Secondhand-Plattform. Und die will uns das Kaufen und Verkaufen von gebrauchten Kleidern, Einrichtungsgegenständen und Elektro-Gadgets dank KI und einem Deal mit der Post kinderleicht gestalten.

Durch Secondhand- und Vintage-Kleidung zu stöbern, dabei die coolsten Teile herauszufiltern und schliesslich etwas zu ergattern, das ausser mir so vermutlich kaum jemand trägt, ist eine meiner grössten Leidenschaften. Und das off- wie online. Fast genauso gerne durchforste ich meinen eigenen Kleiderschrank, der mich nervös macht, wenn er zu voll zu werden droht. Darum sortiere ich regelmässig aus und schicke auch diese Teile weiter auf ihre Reise Richtung zweite, dritte, vierte Hand.

Klar also, dass ich aus meinem geistesabwesenden Scrollen gerissen wurde, als mir bei Instagram die erste poppig bunte Anzeige von marko.ch untergeschoben wurde. Eine neue Secondhand-Plattform in der Schweiz? Easy Shipping? Ja, bitte!

«Wir wollten mit unserer Kampagne Lärm machen. ‹Excite Gen Z, piss off Boomers›, stand in unserem Briefing. Wir möchten wirklich gezielt junge Leute ansprechen», wird mir marko-Co-Founder Alexander Sutter bald in seinem Büro im Zürcher Kreis 5 erklären. Nun bin ich weder Gen Z (zu alt) noch ein Boomer (zu jung), sondern einfach eine secondhand-begeisterte Millennial – excited war ich trotzdem.

Ganz easy ist nicht nur das Shipping – dazu später mehr – sondern auch das Erstellen eines Accounts und das Hochladen meiner Bilder. Ratzfatz bin ich Mitglied. Teil der Community.

Das Schiessen der Fotos ist ein kleiner Aufwand, danach geht alles ganz schnell und mein Account steht.
Das Schiessen der Fotos ist ein kleiner Aufwand, danach geht alles ganz schnell und mein Account steht.
Quelle: Laura Scholz
Das ist es, was Secondhand-Shopping so besonders macht. Unserer Erfahrung nach ist die Nachhaltigkeit längst nicht mehr der einzige Faktor. Vielen geht es auch um Individualität und den Community-Aspekt.
Alexander Sutter

Ich habe Alexander Sutter gemailt, weil ich mehr erfahren wollte. Darüber, was er und sein Co-Gründer Luca Mausberg mit der im September 2023 live gegangenen Plattform erreichen wollen, was sie anders machen als andere. Einige Tage später sitze ich im noch kleinen, aber feinen marko-Headquarter.

Bisher habe ich meine gebrauchten Sachen zum Beispiel über Tutti, Ricardo, Galaxus oder Depop verkauft. Was macht marko anders?
Alexander Sutter: Wir haben eine integrierte KI. Schon wenn du deine Bilder hochlädst, werden sie analysiert und es werden dir die passenden Vorschläge für Kategorie, Farbe und Brand gemacht. Das macht dir das meistens doch sehr mühsame Erstellen eines Inserats sehr einfach. Ausserdem kannst du dich bei Abholung oder Versand für das ‹marko Easy Shipping› entscheiden.

Was heisst das genau?
Wir arbeiten mit der Schweizer Post zusammen. In dem Moment, wo du ein Teil verkaufst, geht sowohl eine Mail-Benachrichtigung als auch ein Brief an dich raus. Dieser sollte am nächsten Tag ankommen: Darin ist eine fixfertige Klebeetikette mit der Adresse der Käuferin oder des Käufers. Die Gen Z hat ja keinen Drucker mehr zu Hause.

Ich habe ehrlich gesagt auch noch nie einen besessen. Das spielt mir also sehr in die Karten.
Siehst du. Neben der Etikette ist auch unsere marko-Lasche im Briefumschlag. Die hängst du an deinen Briefkasten und so weiss die Pöstlerin oder der Pöstler, dass es bei dir ein Paket mitzunehmen gibt. Also: Das verkaufte Teil verpacken, die Etikette aufkleben und in deinen Milchkasten legen. Die marko-Lasche anbringen, fertig. Mehr musst du beim Easy Shipping nicht tun.

Kein Drucken, kein händisches Schreiben oder Kleben – die fertige Etikette macht das Versenden ganz einfach.
Kein Drucken, kein händisches Schreiben oder Kleben – die fertige Etikette macht das Versenden ganz einfach.
Quelle: Laura Scholz
Die marko-Lasche ist das Signal für die Post: Hier gibt es was abzuholen.
Die marko-Lasche ist das Signal für die Post: Hier gibt es was abzuholen.
Quelle: Laura Scholz

Aus Erfahrung kann ich nun sagen: Das System funktioniert! Ich habe bisher eine Jacke über marko verkauft, am nächsten Tag war der Brief mit Adressetikette und der marko-Lasche da. So musste ich mich weder um das Ausdrucken eines Versandscheins kümmern, noch die Adresse der Käuferin raussuchen, notieren und mit Klebeband montieren oder zur nächsten Postfiliale laufen, um das Päckchen aufzugeben. Alles geht ganz easy von zu Hause aus. Verpacken, Etikette drauf, Lasche an den Briefkasten hängen – weg. 10 von 10, gerne wieder!

In einem recycelten Paket geht meine Jacke von zu Hause aus auf die Reise.
In einem recycelten Paket geht meine Jacke von zu Hause aus auf die Reise.
Quelle: Laura Scholz

Was ist mit grösseren Produkten oder sogar Einrichtungsgegenständen, die ich bei euch ja auch verkaufen kann?
Da funktioniert das Easy Shipping leider noch nicht. Hier wählst du am besten Abholung oder Custom Shipping.

Fair enough. Was bietet marko mir sonst noch für Vorteile?
Unser Fokus liegt klar bei den Verkäuferinnen und Verkäufern. Die haben schliesslich den Aufwand – trennen sich von coolen Teilen, geben sich Mühe, die Sachen gut zu inszenieren, etc. Gleichzeitig bieten wir aber auch den Käuferinnen und Käufern Sicherheit und Rückgaberecht. Da die Bezahlung über uns läuft, kommt es zu keinem Zeitpunkt vor, dass Produkt und Geld gleichzeitig bei einer Partei liegen. Du bekommst dein Produkt nur, wenn du gezahlt hast und umgekehrt dein Geld nur, wenn du das Produkt verschickt hast.

Was kostet diese Sicherheit die Verkaufenden und Kaufenden?
Wir berechnen der Käuferseite 5 Prozent und der Verkäuferseite 1 Franken plus 1,9 Prozent des Kaufpreises. Möchtest du ein gekauftes Teil zurückgeben, wird dir der volle Preis zurückerstattet, exklusive Shipping. Das möchten wir bewusst nicht gratis anbieten, damit Pakete nicht wild hin und her geschickt werden. Dabei ginge der Nachhaltigkeitsaspekt schliesslich auch wieder flöten.

Hast du noch Tipps für mich, wie ich zu einer besonders erfolgreichen Verkäuferin werden kann?
Es gibt extra einen kleinen Picture-Guide mit Tipps. Ich würde aber sagen, das Wichtigste ist, dass du deinen Stil gut präsentierst. Die Teile angezogen und in Kombination mit anderen Kleidern zeigst. Als Styling-Inspiration quasi. Dabei helfen sicher Infos über dich wie deine Grösse, so kann man sich das beste Bild machen. Oder du fotografierst die Teile auf einem Bügel vor einem neutralen Hintergrund. Und ganz wichtig: Sei ehrlich. Selbst wenn ein kleines Loch oder ein Fleck da ist, mach ein Foto davon. Das schafft Vertrauen.

Ich würde sagen, das Wichtigste ist, dass du deinen Stil gut präsentierst. Als Styling-Inspiration quasi.
Alexander Sutter

Und als Käuferin, worauf achte ich da am besten?
Lieber keine externen Deals machen. Dann können wir dir hinterher nicht helfen, wenn das Paket nicht ankommt oder das Produkt nicht deinen Vorstellungen entspricht.

Kaufst du selber eigentlich auch gern Secondhand?
Klar, ich habe in den USA und Grossbritannien gelebt, da ist das Angebot schon lange genial. Darum haben wir marko gegründet, es fehlte noch ein perfekt auf die Schweiz zugeschnittenes Angebot für Secondhand-Fans.

Danke für die Zeit und das Interview, Alexander.

Titelfoto: Laura Scholz

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Immer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.


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