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Ein Liebeslied auf den Blumenkohl

Der Schweizer Blumenkohl hat Saison. Von mir in der Jugend verschmäht, ist die weisse Blüte zu meinem liebsten Gemüse geworden. Ich schenke dem Blumenkohl deshalb ein paar Zeilen Liebe und euch ein paar Rezeptideen.

Sieht er nicht toll aus, der Blumenkohl? Jungfräulich weiss, wie eine Braut mit Schleier im Hochzeitskleid. Jetzt wächst er endlich wieder in der Schweiz. Was ist schon die Spargelsaison? Ich brauche auch keinen Bärlauchwahn. Ich will Blumenkohl. Warum habe ich ihn als Kind bloss nicht gemocht? So vielseitig ist das Kohlgewächs. Ob gedünstet, im Ofen gebacken, roh oder gar als Reis. Manch einer möge ihn für geschmacklos halten. Das macht den Blumenkohl aber genau zur idealen Begleitung. Der Blumenkohl ist nicht die aufgetakelte Dame vom Escort-Service. Er ist das Aschenputtel der Gemüse, das Mauerblümchen, das im richtigen Kleid noch schöner erstrahlt.

Fraktalgemüse

Die Natur hat dem Kohl schon ein schönes Kleid geschenkt. Seine Form wiederholt sich immer wieder. Der grosse Kohl besteht aus vielen, kleinen Köhlchen. Und diese wiederum sind aus noch kleineren Köhlchen gemacht. Fraktale Strukturen, wie eine Mandelbrot-Menge. Das ist keineswegs ein Brot aus Mandeln, sondern eine Menge komplexer Zahlen, die nach dem Mathematiker Benoît Mandelbrot benannt ist. Dieses Ding hier, das du bestimmt schon einmal gesehen hast:

«Mandel» ist trotzdem ein gutes Stichwort. Genauer: Geröstete Mandelsplitter über gedämpftem Blumenkohl. Eine klassische Beilage in ländlichen Restaurants, die zu unrecht oft verschmäht wird. Es ist Blumenkohl in seiner Grundform. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Gerösteter Blumenkohl

Röstaromen. Ein von Fernsehköchen inflationär gebrauchter Begriff. Sie sind einfach «super lecker» (Ralf Zacherl). Ofen auf 220 Grad vorheizen, Blumenkohl in Röschen teilen, mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und anderen Gewürzen vermengen und auf dem Backblech verteilen. Nach 15 Minuten wenden, nach 30 Minuten aus dem Ofen nehmen. Wie wundervoll die Röstaromen mit den gewürzen verschmelzen! Es gibt kaum eine bessere Beilage.

Bild: Flickr, Gloria Cabada-Leman
Bild: Flickr, Gloria Cabada-Leman

Blumenkohl Bratlinge

Eine beliebte Art, Gemüse für Kinder zu verstecken, sind diese Bratlinge. Mit Ei, Mehl und Käse vermischt, in Hamburger-Form gebracht und angebraten, ist der Blumenkohl in seiner fraktal-filigranen Form nicht mehr erkennbar. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und so ein knuspriger Bratling macht etwas her.

Blumenkohl-Reis

Ich hasse «Low Carb» Ersatzlebensmittel. Ausser Blumenkohl-Reis. Das ist geraspelter Blumenkohl, nur so weit gebacken, dass er noch einen gewissen Biss hat. Er ersetzt den Reis zwar nicht wirklich, du kannst ihn aber bedenkenlos kiloweise futtern. An der Röstiraffel den Blumenkohl raspeln, in einer Ofenform mit Salz, Pfeffer und etwas Olivenöl mischen, bei 200 Grad im vorgeheizten Ofen 20 Minuten backen. Dabei den «Reis» einmal wenden.

Bild: Flickr, Larry Hoffman
Bild: Flickr, Larry Hoffman

Kohldampf

Jetzt habe ich in einem Artikel drei Blumenkohlrezepte und den Mathematiker Benoît Mandelbrot eingebaut. Da darf ich auch noch eine Ode auf den Blumenkohl von Samuel Herzog aus der NZZ zititeren. Karfiol ist im folgenden Abschnitt übrigens das österreichische Wort für Blumenkohl.

Und dann die Selbstverständlichkeit, mit der er sich von unseren Fingern umgreifen lässt, als wäre er aus unserer Hand herausgewachsen. Man könnte tanzen, mit einer Rosette in jeder Hand, einen feierlichen Blumenkohlwalzer – wenn wir das mit zwei Gurken täten, sähe es nach einer absurden Performance aus, mit Karfiol aber hätte es eine eigene Schönheit.

Amen. Auf dich, lieber Blumenkohl. Das beste aller Gemüse.

Kohl

Welches ist dein Lieblingskohl?

  • Blumenkohl
    54%
  • Weisskohl
    2%
  • Grünkohl
    2%
  • Rosenkohl
    16%
  • Helmut Kohl
    18%
  • Gar kein Kohl
    8%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Hast du eine Lieblingsrezept mit Blumenkohl? Oder ist dein Lieblingsgemüse ganz ein anderes? Vielleicht hast du ja auch einen Lieblings-Mathematiker? Ich freue mich über deinen Kommentar!

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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