

Die Dönermaschine für zu Hause ist unnütz und trotzdem ein Renner
Ich nehme es vorneweg: Dieses Gerät kommt eigentlich als elftes Produkt auf meine Liste mit Geräten, die im Keller verschwinden. Ich habe es dennoch getestet und bin begeistert – jetzt ist es trotzdem im Keller. Weshalb, erfährst du am Ende des Artikels.
Einmal einen Döner schneiden, das ist ein Bubentraum. Nicht mit einer dieser Rasier-Maschinen, die jeder Dönerstand hat. Nein, ich will mit einem scharfen Messer die saftigen Fleischstücke mit der Präzision eines Chirurgen vom grossen Grillspiess abtrennen, seitdem ich bei MTV die beiden Herren im Dönerstand bewundert habe.
Jetzt passiert es – dank dem Dönerspiess für den Heimgebrauch. Nicht so gross wie das Original, dafür passt er wunderbar auf die Küchenablage. Ich lebe meinen Traum!
Einmal mit alles und scharf, bitte
Der Preis des GOURMETmaxx Stand Dönergrills lässt es schon erahnen: Das Gerät ist sehr rudimentär. Es gibt genau einen Schalter und das war’s. Entweder die Heizstäbe glühen und der Spiess dreht sich oder die Maschine steht still und bleibt kalt. Weder die Drehgeschwindigkeit oder Richtung, noch die Temperatur lassen sich einstellen. Wenigstens ist der Aufbau denkbar einfach. Du brauchst nur die Auffangschale unten zu montieren und es kann los gehen mit dem Dönerplausch.
Tipp vom Profi: Ich habe die Rückwand und die Auffangschale mit etwas Alufolie eingekleidet, um den ärgsten Schmutz aufzufangen.
Zwei Kilo Fleisch lassen sich auf den Spiess packen und das muss ich natürlich restlos ausnützen. Zwei Kilo Pouletschenkel ohne Knochen und ohne Haut muss ich beim Metzger vorbestellen, das gibt es nicht einfach so an der Theke. Zwei Tage dauere das, heisst es beim Metzger des Vertrauens. Zwei Tage, in denen ich ein Rezept suchen kann. Das findet sich nämlich in der spärlichen Anleitung des Grills nicht. Dort heisst es einfach: «Fleisch in Stücken auf den Spiess schichten». Weil ich so frei bin in meiner Wahl, entscheide ich mich, die libanesische Variante des Döners zu grillen. Schawarma kenne ich aus Genf, wo die «Rue de Berne» im Paquis Quartier eigentlich in «Rue de Beyrouth» umgetauft werden müsste. Hier reiht sich ein libanesischer Imbiss an den anderen und überall gibt es «Assiette Schawarma», einen Teller mit massig Fleisch und vielen orientalischen Beilagen für wenig Geld. Frühmorgens ist Schawarma in Fladenbrot eingewickelt (ähnlich dem Dürüm) das perfekte Bettmümpfeli nach einer Partynacht. Neben Fleisch und Tahini-Sauce kommen frisches Gemüse, Taboulé und eingelegte Gurken ins libanesische Fladenbrot.
Fleisch an einem senkrechten Spiess zu braten, geht auf das Osmanische Reich zurück. In seiner grössten Ausdehnung 1683 erstreckte sich das Reich von Nordafrika über Teile der arabischen Halbinsel und die gesamte Levante und Irak, ganz Griechenland und den Balkan bis vor die Tore Wiens. Unklar ist, wann genau osmanische Köche ihre Spiesse nicht waagerecht, sondern senkrecht aufgestellt haben. Erste Berichte dieser Technik stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sie vermieden so, dass Fett in die heisse Glut tropfte und sich entzündete. Während das Osmanische Reich zerbrach, blieb die kulinarische Tradition in lokalen Variationen erhalten. In Griechenland entstand daraus der Gyros, im Libanon und dem mittleren Osten Schawarma, in der heutigen Türkei Döner Kebap. Auf die gleiche Herkunft deutet nicht nur der senkrechte Spiess hin, sondern auch die Wortherkunft: Döner, Gyros und Schawarma bedeuten «sich drehen».
Der Tag der Wahrheit
Das Pouletfleisch fürs Schawarma wird am Vortag schon in einer Marinade aus Joghurt, Olivenöl, Zitronensaft, Gewürzen, Knobauch und Zwiebeln eingelegt. Das genaue Rezept gibt’s am Schluss des Artikels. Die Stücke lassen sich sehr einfach aufspiessen und Pouletschenkel haben die perfekte Grösse für den Mini-Dönerspiess. Schalter umlegen und für den Moment vergessen.


Zeit, sich um die zusätzliche Füllung zu kümmern. Ich habe mich für Rotkohl, in Streifen geschnitten und gut gesalzen, mit etwas Zitronensaft und Olivenöl, entschieden. Dazu natürlich eingelegte Salzgurken (Wichtig: Kauf die in einem arabischen Geschäft, das sind keine Raclette-Gürkli), Tomaten, Gurken und Taboulé. Für die Sauce mische ich griechisches Joghurt mit vier Esslöffeln Tahini, einer gepressten Knoblauchzehe, etwas Salz und Zitronensaft. All das lässt sich vorbereiten, während der Schawarma am Spiess dreht. Nach etwas mehr als einer halben Stunde beginnt sich das Fleisch langsam zu bräunen, die äussersten Spitzen sind schon recht schwarz, die zupfe ich aber vorerst einfach mal weg. Gute 45 Minuten dauert es, dann ist die äusserste Schicht gut durchgebraten und ich kann endlich ans Werk gehen. Grill aus, Messer raus und reinschneiden. Auf Anhieb klappt das leider nicht so schön. Weil der Grillspiess ziemlich lose ist, kann ich gar nie richtig zuschneiden. Es braucht etwas Übung, bis schöne Stücke gelingen.


Nach dem ersten Abschnitt geht es ruck-zuck: Das Fleisch ist jetzt auch im Innern gut durchgebraten, die äusserste Schicht bräunt innert weniger Minuten an. Ich komme schnell ins Schwitzen, weil der Grill nicht nur den Schawarma, sondern auch meine Küche aufheizt.

Die exotische Ferienliebe
Das Fleisch ist wunderbar zart, es ist mehr als genug für acht Personen. Jeder und jede kann sich seinen eigenen Schawarma zusammenstellen, ich habe ein weiteres Lebensziel erreicht und einmal einen Döner Schawarma schneiden können. Es braucht aber auch mindestens vier Gäste, damit es sich lohnt, den GOURMETmaxx Stand Dönergrill für seinen eigentlichen Zweck in Betrieb zu nehmen. Du kannst auch ein ganzes Grillhähnchen oder kleine Schaschlickspiesse damit zubereiten und so die Halbwertszeit der Küchenmaschine künstlich verlängern. Trotz alle dem ist sie eine Exotin unter den exotischen Küchengeräten. Im Vergleich mit den Küchengeräte-All-Stars fällt der Dönergrill ab: Der Racletteofen kommt im Winter mindestens einmal im Monat zum Einsatz und ist ein einfaches Essen mit Gästen. Der Standmixer beherrscht Smoothies ebenso wie Suppen oder Saucen und die Sandwichmaschine ist mir ein treuer Begleiter an einsamen Abenden, an denen ich nichts kochen will. Die Dönermaschine hat das alles nicht: Ich muss mindestens vier Gäste einladen, das Fleisch vormarinieren und das Gerät ständig im Auge behalten, damit nichts anbrennt. Daher wird es für mich bei diesem Flirt bleiben. Es ist wie bei einer Ferienliebe: Es war intensiv, aber sobald ich zurück im Alltag bin, ist sie schnell vergessen.
Rezept für Schawarma mit dem Dönergrill
- 2 kg Pouletschenkel ohne Haut und Knochen (beim Metzger vorbestellen)
Für die Marinade
- 2 EL Kreuzkümmel
- 2 EL Koriandersamen
- 1 EL Zimt
- 1 EL Geräuchertes Paprika
- 1 EL Paprika
- 1 EL Cayennepfeffer
- 5 Knoblauchzehen, gepresst
- 1 Kleine Zwiebel, geraffelt
- 500 Gramm Naturjoghurt
- Saft von einer Zitrone
- 5 EL Olivenöl
- Die Zutaten für die Marinade zusammenrühren.
- Fleisch in der Marinade einlegen, am Besten in einem grossen Gefrierbeutel.
- 24 Stunden marinieren lassen.
- Fleisch auf den Kebapspiess schichten (nur so breit, wie der Teller am unteren Ende des Spiesses ist).

Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.