

Meine Odyssee auf der Suche nach dem perfekten Büro-Kaffee

Unser Büro ist regelrecht übersät mit Kaffeemaschinen. Da müsste man sich als Kaffee-Liebhaber eigentlich wie im Paradies fühlen. Warum das ein Trugschluss ist und wie ich trotzdem noch meinen (fast) perfekten Kaffee gefunden habe, erfahrt ihr jetzt.
Wer täglich mehrere Tassen Kaffee schlürft, darf auch Ansprüche haben. Findet vielleicht nicht jeder. Mein Chef beispielsweise bevorzugt Instant-«Kaffee». Ich hab das Wort absichtlich in Anführungszeichen gesetzt, denn die braune Brühe hat nun wirklich nichts mehr mit Kaffee zu tun. Dabei hätte er zahlreiche Alternativen. In unserem Büro zähle ich mindestens sechs Kaffeemaschinen. Vermutlich sind es sogar noch mehr, wenn ich alle Räumlichkeiten abklappern würde. Von Kapselmaschinen, über Vollautomaten bis zur echten italienischen Espresso-Maschine ist alles vorhanden. Letztere ist eine teurere und grössere Variante meiner eigenen kleinen Bezzerra, die mir Zuhause vorzügliche Dienste leistet. Da die Espresso-Maschine aber erst kürzlich dazugestossen ist, begann meine Odyssee auf der Suche nach dem besten Kaffee mit ein paar anderen Geräten.
Das Arbeitspferd

Als erstes probierte ich unsere grosse Nespresso Gemini 200 aus, die ich schon von einem früheren Arbeitgeber kannte. Sie ist eine typische Maschine für grössere Büro-Betriebe, die einen hohen Kaffeekonsum aufweisen. Die Gemini funktioniert mit Pads. Da mir aber keiner der vorhandenen Sorten besonders schmeckte und ich sowieso kein Fan von Nespresso bin, ging ich zu den nächsten Kandidaten über.
Die üblichen Verdächtigen

Clooneys Schätzchen

Nach Nespresso-Pads gehts weiter mit den klassischen Nespresso-Kapseln. An meinem Verhältnis zu Nespresso und insbesondere Nestlé hat sich seit der Gemini nichts geändert. Also griff ich zu den Alternativ-Kapseln von Migros und Coop. Das vielleicht verbreitetste Kaffee-System der Schweiz hat mich aber nie so recht begeistern können und nachdem ich praktisch das ganze Sortiment durchgetestet hatte, ohne wirklich zufrieden zu sein, gab ich auf. Und dabei hatten wir sogar zwei unterschiedliche Maschinen zur Auswahl. Die Turmix Pixie und die Zenius. Einen wirklichen Unterschied konnte ich nicht feststellen.
Noch ein Kapsel-System
Eine weitere Maschine mit Kapselsystem ist die Delizio Compact One. Auch für Migros’ System gibt es zahlreiche verschiedene Sorten. Damit war ich immerhin ein paar Monate zufrieden, bevor mir die Lust verging. Man wird einfach verwöhnt, wenn man Zuhause so einen leckeren Kaffee brauen kann.
Der Vollautomat
Am besten schmeckt ein Kaffee mit frischen Bohnen. Also gab ich dem Vollautomaten von Saeco noch eine Chance. Ich benutzte die gleichen Bohnen, die auch bei mir Zuhause zum Einsatz kommen. Ich beziehe sie von der Winterthurer Rösterei Küng, die mich regelmässig mit verschiedenen Sorten beliefert. Trotz köstlich riechender Bohnen, war das Ergebnis eine wässrige Brühe, wie man sie in einem amerikanischen Diner erwartet. Kommt hinzu, dass ich nur jeweils eine Portion Bohnen benutzen konnte. Da es keinen gemeinsamen Plan im Büro gibt, kippt einfach jeder seine Ego-Ration Bohnen rein und braut sich seinen Kaffee. Viel zu Umständlich für meinen Geschmack und das Ergebnis lohnt sich auch nicht.
Die Königsklasse

Zum Glück gibt es noch andere Kaffee-Verrückte wie mich. Und so stand eines Tages eine ausgewachsene Doppelkreislauf-Bezzera-Maschine in unserer Küche – inklusive kleiner elektrischer Mühle. Die Tage mittelmässigen Kaffees waren gezählt – dachte ich zumindest. Stellt sich heraus, dass einerseits die Mühle ihre besten Tage hinter sich hatte und mehr Pulver um sich herum verteilte als im Siebträger. Andererseits schmeckten mir die Bohnen, die unser Creative Director und Maschinenbesitzer Flurin anschleppte nur mässig. Noch weniger sagt mir sein feiner Mahlgrad zu. Die Menge, die dabei im Tempo eines Gletschers in meine Mumins-Tasse tröpfelt, passt auf einen Kaffeelöffel. Ich mag ja starken Kaffee, aber das ist dann doch nichts für mich. Die Mühle wurde mittlerweile durch eine riesige Gastro-Mühle ersetzt, aber das Ergebnis ist immer noch nicht nach meinem Geschmack.
Da ich anderen weder meine Bohnen noch meinen Mahlgrad aufzwingen will, musste eine andere Lösung her. So nah vorm Ziel konnte ich nicht aufgeben.
Machs von Hand

Mein Kollege Ramon, der das braune Gold ebenso schätzt wie ich, begleitete mich auf meinem nächsten Experiment: Handmühlen. Wir organisierten drei verschiedene Modelle mit denen wir unsere Ego-Mischungen mahlen konnten.
Kandidat 1: Bosch
Die Bosch MKM6003 ist eine kleine elektrische Mühle von der Grösse einer übergewichtigen Bierdose. Sie besitzt einen durchsichtigen Deckel, damit man zuschauen kann, wie es den Bohnen an den Kragen geht. Der Verschluss des Deckels macht einen etwas lottrigen Eindruck und dient gleichzeitig als Ein-Schalter. Das Prinzip der Mühle ist denkbar einfach: Strom anschliessen, eine handvoll Bohnen reinkippen und losmahlen. Je länger ihr mahlt, desto feiner wird der Kaffee – theoretisch. Einerseits überhitzt der Motor nach etwa einer Minute und andererseits gehen die Aromen verloren, wenn man zu lange und zu heiss mahlt. Kommt hinzu, dass das Pulver nicht wirklich feiner wird, auch wenn ihr länger mahlt. Das Ergebnis erinnert dann auch eher an einen mittelmässigen Filterkaffee. Zu grob ist das Pulver, das sich auch etwas umständlich in den Siebträger umfüllen lässt – da die Maschine aber eher für Filterkaffeemaschinen konzipiert wurde, verzeihen wir diese Unzulänglichkeit.
Immerhin geht das ganze Prozedere schnell und unkompliziert und auch der Lärmpegel liegt im Rahmen.
Kandidat 2: Bodum
Die Bodum Bistro funktioniert exakt wie die Bosch. Auch die Grösse ist fast identisch. Lediglich das Design ist Bodum-typisch etwas schicker ausgefallen. Auch wackelt nichts und der Knopf, um das Mahlwerk zu starten, ist angenehm dimensioniert. Leider ist das Kaffee-Ergebnis genau so durchschnittlich wie mit der Bosch. Der Mahlgrad fällt ebenfalls nicht fein genug aus, um aus der Espresso-Maschine einen anständigen Kaffee zu pressen. Man merkt, dass sie nicht für solche Maschinen ausgelegt ist.
Ansonsten aber ebenfalls ein tadelloses Gerät, das wenig Lärm produziert.
Kandidat 3: Zassenhaus
Für unseren letzten Versuch schalten wir um auf Handbetrieb. Die Zassenhaus ist etwas kleiner als eine Bierdose, hat aber ebenfalls ein edles Aluminiumgewand. Die Bohnen werden oben in die Öffnung gekippt, was wegen den drei Verstrebungen nicht ganz so ideal funktioniert. Auch der durchsichtige Plastikdeckel sitzt etwas wackelig und trübt den sonst eleganten Gesamteindruck etwas. Die Bohnen kommen nach ihrem qualvollen Weg durch das Mahlwerk unten im Glasbehälter wieder heraus. Dieser eignet sich wunderbar zum Dosieren und auch zum Aufbewahren, falls ihr etwas zuviel Bohnen gemahlt habt.
Im Vergleich zu Bosch und Bodum ist hier Handarbeit gefordert. Für eine Mischung für zwei Kaffees mahlt ihr etwa eine Minute lang. Viel Kraft benötigt ihr dafür nicht, ausser beim Halten der Mühle. Redaktionskollegin Alina bekam dabei allerdings einen leicht roten Kopf und so richtig entspannt sah sie dabei nicht aus. So bequem wie die elektrischen Mühlen ist die Zassenhaus eben nicht. Mann muss sich den Kaffee verdienen.
Ein besonderes Merkmal, das die Zassenhaus von der Konkurrenz abhebt, ist der verstellbare Mahlgrad. Auf der Unterseite befindet sich ein Drehschalter, der sich für unterschiedliche Mischungen verstellen lässt. Je nach Bohnen müsst ihr hier etwas ausprobieren, bis ihr die richtige Einstellung gefunden habt. Ramon und ich sind mit dem Ergebnis mittlerweile sehr zufrieden. Der Kaffee schmeckt zwar nicht ganz so lecker wie Zuhause, aber eindeutig besser, als alle anderen Alternativen. Und dass meine 500-Franken-Mühle besser mahlt, als eine für 100 Franken, beruhigt mich doch irgendwie.
Fazit: Von Hand gehts am besten

Nach unzähligen wässrigen, geschmacklosen und bitteren Kaffees hatte ich die Hoffnung auf einen anständigen Kaffee im Büro fast aufgegeben. Dabei war die Auswahl wirklich nicht klein. Kapseln, Pulver, Bohnen, automatisch, elektrisch, von Hand. Die Ausdauer hat sich bezahlt gemacht. Mit der Handmühle von Zassenhaus sind mein Kollege und ich sehr zufrieden. Einen perfekten Kaffee zaubert zwar auch diese Mühle nicht, aber dank dem verstellbaren Mahlgrad in Kombinationen mit der edlen Espresso-Maschine von Bezzera kriegen wir ein sehr ordentliches Gebräu. Und da wir gerne neue Bohnensorten ausprobieren, geht unsere Odyssee weiter.
Hier findet ihr alles, was ihr zum Kaffee-Genuss braucht
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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.