Produkttest

Was der Supershape i.Magnum mit dem Physik-Nobelpreis zu tun hat

Selbst ein Ski kann verwirren. Wofür steht KERS? Was machen ABS-Seitenwangen? Was ist Graphen? So viel Fachchinesisch, dabei will ich doch nur den Beststeller «Head Supershape i.Magnum» ausprobieren. Der ist schwer zu verstehen, aber leicht zu fahren.

Aus einer super erfolgreichen Familie zu stammen, kann eine Bürde sein. Ich habe sie nicht. Der «Head Supershape i.Magnum» schon. Die Skier dieser Produktlinie wurden millionenfach verkauft, hier und da ist sogar vom meistverkauften Ski der Welt die Rede. Entsprechend gross sind meine Erwartungen. Der Bestseller soll gefälligst einen besseren Skifahrer aus mir machen, denn diesem Racecarver eilt der Ruf voraus, der perfekte Allrounder für fortgeschrittene Fahrer zu sein. Draufstellen, losfahren und wohlfühlen, heisst es in der Produktbeschreibung. Ach ja, zuerst noch bestellen.

Head Supershape i.Magnum Prd 12 GW (Ohne Bindung)
Ski

Head Supershape i.Magnum Prd 12 GW

Ohne Bindung

Selber machen? Einstellungssache.

Ein Ski aus dem Netz ist für mich Neuland. Ich lese zwar, dass die Bindung «PRD 12 GW» im Set dabei ist, mache mich aber auf einiges gefasst. Was erwartet mich? Bohren, schrauben, hämmern? Kreuzbandriss aufgrund dilettantischer Montage? Eine Lösung wäre, mir das Set direkt von Galaxus montieren zu lassen.

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    von Theresa Schieder

Das wäre zu einfach. Ausserdem muss es schnell gehen und die Skier passen ohne montierte Bindung viel besser ins Gepäck. Ich nehme die Einzelteile mit und bin vor dem ersten Skitag positiv überrascht. Das Werkzeug habe ich umsonst eingepackt. Die Grundplatte ist bereits auf dem Ski, die übrigen Teile lassen sich ganz einfach in die Führungsschiene schieben und durch Hebel arretieren. Nach fünf Minuten ist alles montiert und auf die Sohlenlänge meiner Skischuhe angepasst. Sieht tiptop aus. Was nichts heissen muss. Und auf mich eingestellt ist die Bindung auch noch nicht.

Hebel hoch, Bindung verschieben: Das Verstellen geht ganz einfach.
Hebel hoch, Bindung verschieben: Das Verstellen geht ganz einfach.

Darum führt mich der nächste Weg zu Glatthard Sport in Hasliberg Reuti, wo nette Leute zu finden sind, die das definitiv besser können als ich. Gegen eine freiwillige Spende in die Kaffeekasse stellen sie mir die Bindung ein. Ohne Garantie und Kontrolle auf dem Prüfgerät, aber fachfräuisch. Das Restrisiko, ohne bfu-Test zu fahren, gehe ich ein und erkundige mich gleich noch, was für einen Ski ich mir mit dem Supershape angelacht habe. «Das ist ein super Allround-Ski, der fährt fast von alleine», bekomme ich zu hören. Ich lächle, bedanke mich und bin umso gespannter auf diese Skier mit Autopilot.

Wow, Nobelpreis!

Bevor der i.Magnum auf der Piste zeigen darf, was in ihm steckt, schaue ich ihn mir genauer an. Den giftgrünen Ski ziert neben dem Markennamen ein auffälliges G, was für Graphen steht. Eine extrem leichte und harte Kohlenstoff-Verbindung, die den Physikern Konstantin Novoselov und Andre Geim 2010 sogar den Nobelpreis eingebracht hat. Diese Verbindung steckt im Supershape und soll in stabil und agil machen. Titanal- und Glasfaser-Schichten sind auch noch drin. Bestens beschützt von ABS-Seitenwangen, die Schläge zur Stahlkante hin abfedern, ergibt das eine WC-Sandwich-Cap-Konstruktion. Dazu soll die KERS-Technologie den Ski zum Schwungende gezielt versteifen und so für mehr Druck und Speed sorgen. Ganz ehrlich, mir sagt das wenig bis nichts. Aber: Wow, Nobelpreis! Bevor ich in Ehrfurcht erstarre, fahre ich lieber Ski.

Der Supershape zeigt, was er hat.
Der Supershape zeigt, was er hat.

«Alles fahrt Shape, Shape fahrt die ganze Nation»

Der i.Magnum enttäuscht mich nicht. Ja, er fühlt sich vom ersten Moment an gut an. Ist griffig, drehfreudig und läuft wie auf Schienen. Die Eingewöhnungszeit ist gleich null, technische Unzulänglichkeiten verzeiht er. Ich bin kein Ski-Ass, aber ein ordentlicher Allrounder und passe ziemlich genau ins Beuteschema. Obwohl das von Head auch recht weit gefasst wird:

«Ob jung oder alt. Ob klein oder groß. Ob dick oder dünn. Der Supershape i. Magnum ist der Ski der Stunde für fortgeschrittene Skifahrer.»

Aha. Ich schule meinen Supershape-Blick und entdecke ihn tatsächlich überall auf der Piste, in Gondeln, an Hütten. Zeit für eine kleine Umfrage. Der erste Kandidat steigt mit mir in die Gondel, ist Mitte vierzig und leicht untersetzt. Eher umgekehrt tailliert wie der i.Magnum, dessen Masse bei meiner Ski-Länge von 170 Zentimeter 131-72-110 sind. Supershaper unter sich – ein super Small-Talk-Thema. «Was hältst du von dem Ski?», frage ich. «Der isch subber», schwäbelt es mir entgegen. Ob auf oder neben der Piste, der Mann ist absolut zufrieden. Auch der nächste, den ich nach seinen Erfahrungen frage, lässt nichts auf den Ski kommen. Es zeichnet sich ein Trend ab. Ob dick oder dünn, jung oder alt – Schlechtes über den i.Magnum bekomme ich nicht zu hören und habe auch selbst nichts zu bemängeln. Höchstens, dass die giftgrüne Farbe Frauen abzuschrecken scheint. Ich sehe vor allem Männer zwischen 25 und 50 mit diesem Modell. Die Damenwelt setzt nach meinen Beobachtungen eher auf dem roten Supershape i.Rally.

Grosse Überraschung: Der i.Magnum fährt sich am Flumserberg genauso gut wie am Hasliberg.
Grosse Überraschung: Der i.Magnum fährt sich am Flumserberg genauso gut wie am Hasliberg.

Erster Eindruck

Exklusiv bist du mit dem Supershape i.Magnum nicht unterwegs. Aber als sportlicher Allrounder ziemlich gut. Nach fünf Tagen kann ich sagen: Es gibt Gründe dafür, dass dieser Ski von Head ein Bestseller ist. Als halbwegs versierter Fahrer (oder Fahrerin!) machst du damit nichts falsch, kommst schön ins Carven und kannst zügig unterwegs sein. Ich habe mich sofort an ihn gewöhnt. Einziger Nachteil: Verwechslungsgefahr! Mit einem Ski aus der Supershape-Linie wirst du an kaum einer Hütte der einzige sein.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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