Ratgeber

Was alles in eine Hausbar gehört – Utensilien und Gläser

Oliver Fischer
22.12.2021

Ich habe mir eine Hausbar eingerichtet. Was es dafür wirklich braucht und worauf du verzichten kannst, das hab ich dir einmal zusammengefasst. In Teil 1 von 2 geht es um Utensilien und Gläser.

Ob in meiner Heimat Chur, im kleinen Zürich oder im grossen Berlin – eine gute Bar ist eine gute Bar. Auf, am oder an der Wand hinter dem Tresen stapeln sich unzählige Gläser verschiedenster Formen und Grössen. Shaker, Messbecher, Löffel, Trinkhalme warten sauber aufgereiht auf die flinken Hände der Bartender. Unzählige Schnäpse und Liköre reihen sich aneinander und werden mit sich selbst, gekühlten Limonaden oder Fruchtsäften zu süssen, fruchtigen, sauren oder bitteren Cocktails geschüttelt und gerührt.

In deiner und meiner Hausbar braucht’s an Bar-Utensilien natürlich nur einen Bruchteil. Aber welchen? Das Angebot ist gigantisch und der Platz in der privaten Küche knapp bemessen. Darum hier eine Zusammenfassung, was es in Sachen Equipment gibt. Vor allem aber, was du dir für deine Hausbar anschaffen solltest – und was ich mir in die Bar gestellt habe.

Üblicherweise werden drei Cocktail-Arten unterschieden: Geschüttelt, gerührt und gebaut – oder auf Englisch: shake, stir, build. Man könnte jetzt auch noch blend (mit dem Elektromixer) anführen, aber die paar frozen-drinks lassen wir mal aussen vor.

Geschüttelt kommen die Zutaten mit Eis in einen Shaker und werden kräftig durchgeschüttelt, um alles gut zu vermischen. Durch ein Sieb wird der Cocktail ins Servierglas gegossen.

Stired kommen die Zutaten mit Eis in ein Rührglas und werden mit einem Löffel gründlich gerührt und dann durch ein Sieb ins Servierglas gegossen.

Beim Build wird der Drink direkt im Servierglas angerichtet und unvermischt serviert.

Shaker

Also, ein Shaker gehört fix in jede noch so kleine Hausbar. Bloss, welchen nimmt man da am besten? Schliesslich gibt es unterschiedliche Kategorien. Üblicherweise unterscheidet man diese drei:

Tin in Tin Shaker

Den Tin in Tin Shaker siehst du wahrscheinlich am häufigsten in der Bar deines Vertrauens. Zwei Metallbecher mit unterschiedlichen Volumina und Durchmessern, die zusammengesteckt werden, um Drinks zu shaken.

Boston Shaker

Der Boston Shaker funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der Tin in Tin Shaker, statt des kleineren Metallbechers wird ein Glas verwendet. Das sieht zwar durchaus gut aus, ist aber schwieriger zu bedienen, weil das Glas viel schwerer ist als das Metall. Und wenn ich Anfänger mir das ganze aus den Fingern shake, geht das ziemlich sicher in die Brüche.

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Bar Zubehör

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Cocktail Shaker, Rührglas

Ob jetzt der Boston Shaker eine Variante des Tin in Tin Shakers ist oder umgekehrt, kann ich nicht sagen. Gelesen habe ich beides.

Manhattan oder Cobbler Shaker

Der Manhattan/Cobbler Shaker besteht aus drei Teilen: einem Becher, einem Aufsatz mit integriertem Sieb und einem kleinen Deckel. Er ist der kleinste, handlichste Shaker und schliesst am dichtesten.

Ich habe mich für den Cobbler Shaker entschieden, weil ich einfach auf Nummer sicher gehen wollte. In Bars wird meist der Tin in Tin Shaker verwendet. Verschiedene Bartender, von denen ich gelesen habe, sehen den Cobbler als den besten Einsteiger-Shaker. Ach ja, ich habe zwei davon ...

Rührglas

In einer Bar gibt es das natürlich extra. Aber ganz ehrlich, ich rühre Drinks einfach im Shaker an. Das Volumen reicht da, um genügend Eis drin zu haben und die Flüssigkeiten gut und gründlich rühren zu können. Was ich dafür extra brauche, ist ein Julep Strainer, also ein Sieb, das speziell fürs Ausgiessen von Cocktails gemacht ist.

Werkzeug

Neben dem Gefäss, in dem ich meine Drinks mixe, gehören zu einer Bar einige grössere und kleinere Werkzeuge. Zum Teil hast du die bereits in der Küche, andere solltest du dir gezielt besorgen.

Jigger

Eher nicht einfach so in deiner Küche wirst du einen Jigger, zu Deutsch ein Barmass, rumstehen haben. Zwei oder drei davon brauchst du aber tendenziell in deiner Hausbar. Diese Messbecher verfügen üblicherweise über zwei Hohlmasse, wobei die sich je nach Herkunft unterscheiden können. In den USA wird in Ounces (Unzen) gemessen, in Europa in Zentiliter. Üblich sind ein Mass mit 2 cl und eins mit 4 cl. Wenn du einen Cobbler Shaker hast, könntest du auch den Deckel als Messbecher nutzen. Dieser fasst meist ungefähr 3 cl. Handlicher sind aber handelsübliche Jigger.

Rühröffel

Auch hier lohnt sich eine gezielte Anschaffung. Rührlöffel liegen mit ihren langen, eingedrehten Stielen und ihrem Gewicht gut in der Hand und lassen sich mit etwas Übung gut einhändig bedienen. Sie sind sicher lang genug, um im Rührglas – oder Shaker – ohne Probleme umzurühren und können ausserdem als Hohlmass dienen. Üblicherweise fasst ein Löffel 0.5 cl. Dessertlöffel mit langen Stilen könnten allenfalls als vorübergehender Ersatz dienen, sind aber weniger handlich.

Barmesser

Sobald ein Drink frischen Zitronen-, Limetten- oder Orangensaft enthält oder du frische Früchte als Deko brauchst, kommst du um ein scharfes Messer nicht rum. Dafür reicht ein gezacktes Rüstmesser völlig aus.

Strainer

Der Strainer, eigentlich Hawthorne Strainer, ist ein extra auf Shaker passendes Sieb, um Cocktails sauber ins Servierglas abzuseihen. Selbst wenn du einen Cobbler Shaker hast, der das Sieb schon integriert hat, brauchst du dennoch einen Strainer in deiner Hausbar. Spätestens, wenn du einen gerührten Drink abseihst. Dein Mini-Küchensieb kann den Job nicht übernehmen, weil es für die Eiswürfel nicht genug gross ist. Es gibt aber Drinks, bei denen du das Küchensieb zusätzlich zum Strainer brauchen kannst, um alles sicher aufzufangen, was aus dem Shaker kommt.
Solltest du mit einem Rührglas arbeiten, ist der so genannte Julep Strainer üblich.

Oben ein Hawthorne Strainer und unten ein Julep Strainer.

Flaschenöffner

Ein Korkenzieher und ein Flaschenöffner. Die gehören sowieso in jede Küche.

Zange

Hier sind wir bei den nicht zwingend benötigten Utensilien. Während in einer Bar je nach Drink einige kleine Extras mit dieser pinzettenähnlichen Zange gegriffen und fürs Anrichten deines Drinks benötigt werden – Eiswürfel, Trinkhalm, Deko – kommst du zuhause auch ohne aus. Solange du dir, wie es sich in der Küche ja sowieso gehört, die Hände regelmässig wäschst.

Handpresse

Zugegeben, sie scheint praktisch zu sein, die Handpresse, um Zitronen- und Limetten-Hälften direkt in den Shaker zu entsaften. Aber es geht auch von Hand oder mit der Standard-Zitruspresse, die du ziemlich sicher in einer Küchenschublade rumliegen hast.

Stössel

And again. Bei manchen Drinks – etwa dem Mojito – heisst es im Rezept, dass du Zutaten im Glas zerdrücken musst. Wenn du sowieso einen Stössel hast, nimm den. Zudem gibt es Rührlöffel, die am Stielende in eine Art Stössel auslaufen, was für genau solche Situationen gedacht ist. Und sonst gibt es spezielle Barstössel zu kaufen, aber allzu oft wird der wohl nicht zum Einsatz kommen.

Eisbehälter

Ein separater Eisbehälter ist definitiv allerhöchstens ein Nice-to-have. Den brauchst du erst, wenn du deine Hausbar aufgebaut und im Griff hast und anfängst private Cocktailpartys zu veranstalten.

Oft vergessen, aber sehr wichtig: Eis

Worauf man bei seiner Hausbar unbedingt achten sollte – auch wenn das unter Umständen schwierig ist –, ist gutes Eis. Und da wird es vertrackt, denn Eis in grösseren Mengen kannst du zuhause meist nicht herstellen. Tendenziell bräuchtest du immer drei Eis-Arten: klassische, eher kleine Eiswürfel zum Shaken, zum Servieren je nach Drink Crushed Ice und grosse Eiswürfel. Im Shaker sind kleinere Würfel besser, weil sie schneller anschmelzen und ein wenig Schmelzwasser nötig ist, um alle Zutaten homogen zu vermischen und das Ganze rasch runterkühlen. Dafür darf das Eis aber auch nicht zu kalt sein, damit es eben rasch genug anschmilzt. Weil du zuhause keinen professionellen Barbetrieb führst, kommst du mit dem aus, was du da hast. Einzig die Menge muss stimmen.
Für dein hausgemachtes Crushed Ice empfiehlt dir der Profi, in einer Tupperwarebox einen Eisblock zu gefrieren und diesen dann, in ein Küchentuch eingewickelt, mit dem Wallholz oder dem Fleischhammer zu zertrümmern. Oder du machst das mit den Eiswürfeln, die du schon da hast.

So, von all dem, was ich jetzt als mehr oder weniger nötig bezeichnet habe, stehen bei mir zu Hause rum:

  • 2 Cobbler Shaker
  • 4 Jigger
  • 2 Rührlöffel
  • 2 Strainer
  • 1 Eisbehälter

Das alles habe ich mir gezielt gekauft. Was ich schon in der Küche hatte, sind massenhaft Rüstmesser und Sparschäler sowie einen Stössel.

Bisher nicht angeschafft – und auch nicht vermisst –, habe ich eine Handpresse (die vorhandene Zitruspresse tuts bis jetzt) und eine Zange. Eis in grossen Mengen habe ich an der Tankstelle besorgt – Crushed Ice und Eiswürfel, je einen 5kg-Sack. Davon zehre ich seit bald vier Monaten. Vor Silvester werde ich kaum neues besorgen müssen. Dafür ist mein Einbaugefrierschrank jetzt zu zwei Dritteln voll.

Gläser

Meine Drinks shaken oder rühren könnte ich jetzt. Fehlen noch die passenden Gläser, um die Cocktails zu servieren und zu geniessen. Da lassen sich grob drei unterschiedliche Gläser-Arten unterscheiden:

Von links: Flute, Weissweinglas, Nick&Nora, Rotweinglas, Martiniglas, Coupe, Highball/Collins, Tumbler/Lowball, Tikibecher
Von links: Flute, Weissweinglas, Nick&Nora, Rotweinglas, Martiniglas, Coupe, Highball/Collins, Tumbler/Lowball, Tikibecher

Highball-/Longdrink Gläser, auch Collins Glas

Im Prinzip ist das nicht anderes als ein hohes, relativ schlankes Trinkglas, das du als Wasserglas eh in deinem Schrank rumstehen hast. Aber es macht schon etwas mehr her, wenn du den Americano, Mojito oder Tequila Sunrise in einem stilechten Highball-Glas servierst.

Martini-/Cocktail Schalen

Das klassische Martiniglas erkennst du sofort an seiner dreieckigen Kelchform. Cocktailgläser gibt es aber in ganz unterschiedlichen Formen, auch wenn sie sich mit dem mehr oder weniger langen Stiel und einem Volumen von plus/minus 2.5 Dezilitern immer ähneln. Das Glas selbst kann von fast rund über zylinderförmig bis zur ziemlich flachen Schale unterschiedliche Formen haben. Da kannst du auch mal auf deine Rot- und Weissweingläser oder Flutes zurückgreifen. Die einzige Regel, an die du dich halten solltest: Das Auge trinkt mit. Wobei es in einer Bar schon gewisse Drinks gibt, die immer im gleichen Typ Glas serviert werden. Das gilt auch für die nächste Kategorie.

Tumbler oder Lowball Glas

Der Tumbler ist eigentlich nichts anderes als ein niedriges Highball-Glas. Sour Cocktails wie der Daiquiri werden üblicherweise in Tumbler serviert – oder auch einfach ein Whisky on the rocks.

Sinnvoll ist es sicher, von diesen drei Kategorien das eine oder andere Glas bereitstehen zu haben. Wie viele genau, hängt eigentlich nur davon ab, wie viele Gäste du gleichzeitig mit Cocktails zu bewirten gedenkst.

Daneben findest du auch noch einige speziellere Cocktailgläser, die man unter dem Begriff Fancy zusammenfasst. Dazu gehören etwa Tiki-Becher oder Copper-Mugs, aber auch jedes andere unkonventionelle Gefäss, in dem du einen Drink servierst.

Bei mir im Gläser-Schrank stehen:

  • 4 gleiche Highball Gläser
  • 10 Cocktailgläser in unterschiedlichen Formen
  • 6 gleiche Tumbler
  • 4 Tiki-Becher

Heute würde ich sagen: Etwas übers Ziel hinausgeschossen. Aber weil wir in unserer Cocktail-Euphorie Ende August gleich mal eine familiäre Cocktailparty geschmissen haben für acht Erwachsene und zwei Kinder (für die gab es natürlich zwei, drei verschiedene alkoholfrei Drinks), brauchten wir schon ein paar Gläser extra. Seither sind in regelmässigem Gebrauch: drei Highballs und zwei Cocktailgläser. Und hin und wieder ein Tumbler. Dreimal vier Gläser reichen für den Anfang deiner Hausbar völlig aus.

Warum ich mir überhaupt eine Hausbar zugelegt habe, liest du hier:

  • Hintergrund

    Schluss mit Bier und Wein, neu müssen es Cocktails sein

    von Oliver Fischer

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Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.


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