Shutterstock/Aniczkania
Ratgeber

Tier im Recht: Mitleid mit Strassentieren im Urlaub? Das kannst du tun

Wenn du in den Sommerferien mitleidige Blicke auf magere Strassentiere wirfst, dann spitz die Ohren. Caroline Mulle von der Stiftung für das Tier im Recht verrät, wie du den Vierbeinern helfen kannst – und warum Adoptieren nicht immer die beste Lösung ist.

Spürst du schon das prickelnde Salz auf der Haut? Die Sommerferien nahen, und für ein Hardcore-Sommerkind wie mich ist das der Höhepunkt des Jahres. Doch eines betrübt mich im Süden jedes Mal: die Tiere auf den Strassen.

Spindeldürr und zerzaust würde ich ihnen am liebsten ein neues Zuhause schenken. Doch wäre das eine gute Idee? Ich habe bei Caroline Mulle, rechtswissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Stiftung für das Tier im Recht, nachgefragt.

Caroline Mulle, bald ist Ferienzeit. Einige Leute bringen aus dem Süden nicht nur Souvenirs, sondern auch Haustiere zurück. Ist das zu empfehlen?
Nein. Obwohl oft gut gemeint, löst das Mitnehmen von Tieren die Probleme in den jeweiligen Ländern nicht. Oftmals wären die Tiere bei richtiger Betreuung an ihrem Herkunftsort glücklicher. Viele Leute unterschätzen den Aufwand und die Herausforderungen zu Hause.

Was meinen Sie damit?
Ehemalige Strassentiere brauchen oftmals viel Geduld und Einfühlungsvermögen und haben allenfalls ihr ganzes Leben Mühe mit bestimmten Situationen. Obwohl es tolle Tiere sind, muss man die Bereitschaft haben, sein Leben auf ihre Bedürfnisse auszurichten. Viele Leute bedenken das nicht und sind mit der Eingewöhnung und Erziehung überfordert …

… und dann landen die Vierbeiner in unseren bereits überfüllten Schweizer Tierheimen?
Das ist leider oft der Fall, ja.

Also würden Sie allgemein sagen: Die magere Strassenkatze aus den Ferien nicht mitnehmen?
Ja. Natürlich darf man die Katzen und Hunde mit unschädlichem Futter füttern. Möchte man sich nachhaltig im Ausland für Tiere einsetzen, unterstützt man vorzugsweise eine lokale Tierschutzorganisation, die auch Kastrationsaktionen durchführt.

Weshalb?
Dort sind umfassendere Importvoraussetzungen zu erfüllen: Impfung, Wartefrist, ein positiver Antikörpertest – und bei der Einfuhr auf direktem Luftweg eine Bewilligung des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Zudem müssen die Tiere grundsätzlich mindestens sieben Monate alt sein, da ansonsten die Wartefristen gar nicht eingehalten werden können.

Worauf gilt es bei der Einfuhr weiter zu achten?
Damit ein Grenzübertritt in die Schweiz als privater Import gilt, dürfen nicht mehr als fünf Tiere mitgeführt werden, sie müssen beim Grenzübertritt von ihrer Halterin oder ihrem Halter begleitet werden und sie dürfen in der Schweiz danach nicht verkauft oder verschenkt werden. Ausserdem benötigt man einen Heimtierpass vom behandelnden Tierarzt.

Wenn ich die ganze Bürokratie nicht will, kann ich dann nicht ausländische Tiere online beziehen, die direkt in die Schweiz vermittelt werden?
Ich rate davon ab. Auch eine Organisation ist nicht zwingend ein Garant für eine seriöse Vermittlung. Auch sollte man das Tier immer sehen, bevor man es kauft.

Weshalb?
Es ist wichtig, abschätzen zu können, wie das Tier bis anhin gehalten wurde. Auch kann man sich so gegenseitig kennenlernen und abschätzen, ob man zusammenpasst. Deshalb sollten Tiere nicht im Internet «bestellt» werden. Dabei handelt es sich bei an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Tierhandel.

Meine Meinung nach dem Gespräch mit Caroline Mulle steht fest. Ich werde kein Tier aus dem Ausland importieren, so leid mir die Streuner auch tun. Letztlich mache ich mehr für das Tierwohl, wenn ich einen Vierbeiner in den Schweizer Tierheimen adoptiere.

Hast du schon einmal ein Tier aus dem Ausland adoptiert oder darüber nachgedacht? Schreibe es in die Kommentare.

Titelbild: Shutterstock/Aniczkania

25 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


Haustier
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Ratgeber

Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    Tier im Recht: Echtpelz, Kunstpelz oder Secondhand – was ist okay?

    von Darina Schweizer

  • Ratgeber

    Welches Futter ist (nicht) für die Katz?

    von Patrick Vogt

  • Ratgeber

    Eine Wohnungskatze stirbt: Darum solltest du wieder eine zweite kaufen

    von Darina Schweizer