

So bleibt deine Kleidung aus Leinen lange schön

Ohne meine liebste Leinenhose möchte ich keinen Sommer mehr auskommen – deshalb trage ich ihr besonders gut Sorge. Das gilt es bei Kauf und Pflege der Naturfaser zu beachten.
Schiesst das Thermometer in die Höhe, komme ich modisch ins Straucheln. Was meine sommerliche Outfit-Verzweiflung auslöst? In hitzefreundlicher Kleidung wie knappen Röcken und Shorts fühle ich mich im Alltag häufig unwohl. Es schaudert mich beim Gedanken, mich mit nackten Oberschenkeln auf öffentliche Oberflächen wie kratzige ÖV-Sitze und muffige Bürostühle setzen zu müssen, in die schon zig andere Hintern reingeschwitzt haben. Bei 28 Grad in langen Jeans zu versauern, ist aber auch nicht gerade angenehm.
Die Lösung für mein alljährliches Dilemma offenbarte sich mir vergangenes Jahr in Form einer Leinenhose. Ja, absolut simpel, ich weiss – wieso musste ich erst 26 werden, um darauf zu kommen? Schliesslich spricht so ziemlich alles für Leinen als auserwähltes Sommertextil. Das aus Flachs gefertigte Gewebe ist atmungsaktiv, hypoallergen sowie antibakteriell und fühlt sich auf der Haut luftig kühl an – sogar, wenn diese komplett bedeckt (und verschwitzt) ist. Auch in Sachen Nachhaltigkeit kann Leinen punkten. Für den Anbau von Flachs wird nur wenig Wasser benötigt, ausserdem ist die Naturfaser biologisch abbaubar.

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Als Leinen-Neuling stellten sich mir damals jedoch einige Fragen – auf die ich mittlerweile Antworten habe. Damit du nicht selbst googeln oder ausprobieren musst, habe ich hier die wichtigsten zusammengefasst.
Muss ich Leinen grösser kaufen?
Vor meinem ersten Leinenhosen-Kauf schwankte ich zwischen zwei Grössen: Die eine sass perfekt, die andere etwas zu locker. Weil Leinen bei der ersten Wäsche um bis zu vier Prozent eingehen kann, überlegte ich mir, die grössere zu nehmen – entschied mich aber dagegen. Zum Glück! Erstens ist meine Hose kaum kleiner geworden, zweitens habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leinen und Halbleinen beim Tragen etwas ausleiern und damit sowieso minimales Schrumpfen ausgleichen.
Wie wasche ich Leinen richtig?
Theoretisch kann ungefärbtes, reines Leinen bei 60 Grad und gefärbtes bei 40 Grad gewaschen werden. Ersteres ist mir persönlich bei Kleidung zu riskant. Um meine Stücke möglichst lange am Leben zu erhalten, achte ich penibel aufs Waschetikett – dort wird bei Leinen und Mischgeweben meist 30 Grad empfohlen.
Leinen ist zudem empfindlich auf Reibung, deshalb wähle ich den Schonwaschgang respektive eine Schleuderzahl von maximal 800 und achte darauf, dass ich keine harten oder schweren Materialien wie Denim mitwasche, die die Leinenfasern beschädigen oder lang ziehen könnten. Will ich ganz vorsichtig sein, drehe ich das Stück zudem auf Links und lege es in einen Wäschesack.
Und der letzte Punkt, versprochen: Da Leinen eine hohe Saugkraft hat, benötigt es beim Waschen viel Wasser. Ich mache die Trommel also nur zwei Drittel voll.

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Darf ich Leinen tumblern?
Vom Trockner rate ich dir definitiv ab: Es besteht Schrumpfgefahr, die Fasern können beschädigt werden – und oft entsteht ein Knitterchaos, das nur schwer zu bändigen ist. Ich trockne meine Leinenkleidung also konsequent an der Luft. Dabei achte ich darauf, dass ich die Ladung sofort rausnehme, sobald die Wäsche fertig ist. Ansonsten können sich hartnäckige Falten festsetzen. Um den Knitterlook etwas zu zähmen, schüttle ich den Stoff zudem aus, hänge ihn über den Wäscheständer und streiche ihn dort glatt.
Muss Leinen gebügelt werden?
Wenn du beim Waschen und Trocknen Acht gibst und dein Leinenstück nicht so aussieht, als sei es jahrelang zerknüllt in einer Kiste gelegen – dann nicht unbedingt. Dezente Falten machen schliesslich den ungezwungenen Charme von Leinen aus. Es gibt sogar einen Begriff dafür: Edelknitter.

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Wenn du es dennoch glatt willst, bügle dein Stück auf Links und in feuchtem Zustand, um Glanzstellen zu vermeiden und die besten Ergebnisse zu erzielen. Aber machen wir uns nichts vor: Leinen ist so knitteranfällig, dass beim Tragen schon nach kurzer Zeit wieder Falten entstehen. Am besten lernst du den Look also einfach zu schätzen – oder lässt ganz die Finger davon.
In welchem Fall ich das Bügeln aber durchaus empfehlen kann: Ist dein Leinenstück durchs Waschen leicht eingegangen, steif geworden oder ausser Form geraten, hilft der Griff zum Dampfbügeleisen dabei, den Stoff wieder auf Vordermann zu bringen.
Auftaktbild: Jacquemus / Imaxtree

Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.