
Hintergrund
Ein einschneidendes Erlebnis: Mein Umstieg auf die Linkshänderschere
von Michael Restin
Mein lautes Schnarchen plagt nicht nur Frau und Kind, sondern offenbar auch mich selbst. Es deutet auf potenzielle Gesundheitsrisiken hin. Das legt eine professionelle Schlafauswertung nahe.
«Die Werte könnten auf eine mittelgradige Schlafapnoe hindeuten.» So, jetzt habe ich es schwarz auf weiss. Anders als ursprünglich angenommen scheint mein Schnarchen medizinisch relevant zu sein. Vor ein paar Monaten habe ich sowas überhaupt nicht in Betracht gezogen. Nun, wie sagt man so schön: «Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.»
Wie komme ich überhaupt zur möglichen Diagnose Schlafapnoe? Wie in meinem letzten Beitrag über sogenannte Schnarchstopper angekündigt, habe ich dafür auf fachliche Hilfe gesetzt.
Nachdem ich zunächst vergeblich Kontakt zu einem Schlaflabor aufgenommen habe, empfiehlt mir ein Redaktionskollege Sleepiz. Eine Schlafanalyse für Zuhause.
Etwa anderthalb Wochen nach der Bestellung halte ich den Apnoe-Screening-Koffer von Sleepiz in der Hand. Darin befindet sich ein blau-weisses Kästchen mit Stativ, das die nächsten Nächte neben meinem Bett steht. Dazu gesellt sich ein Pulsoximeter für die Hand, das die Sauerstoffsättigung misst.
Dreh- und Angelpunkt ist ein Tablet. Es zeigt mir vor dem Schlafengehen an, ob Analysegerät und Pulsoximeter verbunden und einsatzbereit sind.
Mit der mitgelieferten Anleitung ist die Installation kinderleicht, sodass einer ersten Auswertung meines Schlafs noch am selben Abend nichts im Wege steht.
Ich schnalle das Pulsoximeter ums Handgelenk und streife den verbundenen Messring über einen Finger. Anfänglichen Bedenken zum Trotz stört mich die Verkabelung keine Sekunde. Noch ein Kontrollblick aufs Tablet und ich bin bereit fürs Schlummerland.
Nach jeder Nacht erhalte ich am darauffolgenden Nachmittag eine Mail, ob die gesammelte Datenmenge für die Schlafauswertung ausreicht. Für eine seriöse Analyse braucht Sleepiz drei Nächte mit genügend Daten.
In der ersten Nacht sammelt das Pulsoximeter zu wenige Daten für eine Auswertung. Ich wechsle den Finger und siehe da: In den folgenden drei Nächten reichen die Daten. Schon nach vier Tagen kann ich das gesamte Equipment wieder abbauen und zurückschicken.
Ein paar Tage später kriege ich eine schriftliche Zusammenfassung meiner Schlafanalyse. Die Auswertung ist klar gegliedert und selbst für einen Laien wie mich gut verständlich. Ich habe im ausgewerteten Zeitraum 15 bis 21 Atemaussetzer pro Stunde gehabt. Das ist fast jede dritte oder vierte Minute.
Wow, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Entgegen den typischen Indizien auf eine Schlafapnoe fühle ich mich nach dem Schlafen in aller Regel erholt und erwache selten mit Kopfschmerzen. Und doch spricht die Schlafauswertung Bände. Meine Werte deuten auf eine mittelgradige Schlafapnoe hin. Sleepiz empfiehlt mir deswegen, eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren.
Nach dem Erhalt meiner Schlafauswertung habe ich die Gelegenheit, die Ergebnisse telefonisch mit einer Fachfrau von Sleepiz zu besprechen. Im rund zwanzigminütigen Gespräch macht sie mich neben dem Offensichtlichen auf eine weitere Auffälligkeit aufmerksam. Meine Pulsfrequenz im Schlaf sei etwas erhöht, meint sie und legt mir eine seriöse Blutdruckmessung nahe.
Etwas später lese ich, dass Bluthochdruck eine Schlafapnoe begünstigt. Weitere Risikofaktoren, die mich betreffen, sind Übergewicht und Rauchen. Ich scheine also schon ein Weilchen mitten im Apnoe-Strudel zu tauchen. Bin ich schonungslos ehrlich mit mir selbst, dann hätte ich viel eher drauf kommen können.
Du fragst dich jetzt vielleicht, warum mir die Schlafapnoe überhaupt Sorgen macht. Tatsächlich fürchte ich mich weniger vor der Diagnose als vor den möglichen Folgen. Bei der Schlafapnoe-Therapie kommt in vielen Fällen eine Maske zum Einsatz, die an ein Atemgerät angeschlossen ist. Diese Maske pumpt mit Überdruck Luft in die Atemwege, sodass sie sich nicht mehr verschliessen können.
Obwohl diese Schlafmaske längst nicht der einzige Therapieansatz bei einer Schlafapnoe ist, habe ich jetzt schon Bammel, dass es bei mir darauf rausläuft. Dass ich mit der Maske überhaupt nicht zurecht komme und ich damit nicht schlafen kann wie mit der Schnarchschiene. Eine irrationale Angst, wie so oft. Und trotzdem …
Moment mal, noch ist nicht aller Tage Abend. Die vertiefte medizinische Abklärung und die endgültige Diagnose von einem ärztlichen Fachpersonal stehen noch aus. Vielleicht ist am Ende alles gar nicht so schlimm, wie ich es mir ausmale.
Nichtsdestotrotz, ich muss den Tatsachen ins Auge schauen. Schlafapnoe hin oder her. Ich muss mehr auf meine Gesundheit achten. Mehr Bewegung – oder sogar Sport – schadet bestimmt auch nicht. Und mit dem Rauchen hätte ich sowieso besser gestern als heute aufgehört.
Leidest du an Schlafapnoe? Was tust du dagegen, was hilft dir? Die Community und ich freuen uns auf deinen Kommentar.
Titelfoto: ShutterstockIch bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.