

Quick Aid Reminder: das Post-it-Shirt

Der Alltag ist voller Termine und To-dos. Du krampfst und vergisst, Haltung zu bewahren. Das Quick Aid Reminder T-Shirt soll dich wie ein überdimensioniertes Post-it daran erinnern.
Der Verfall kommt schleichend, aber er kommt. Dann zwickt es im Rücken, dein Nacken ist chronisch verspannt und die Schultern schmerzen von den Stunden am Schreibtisch. Eigentlich weisst du, dass du deinem Körper nichts Gutes tust. Du weisst es schon als Kind, wenn die Eltern bei Tisch «sitz gerade!» sagen. Aber es ist leicht, die Warnungen in den Wind zu schlagen. Die Quittung gibt es erst ein paar Jahrzehnte später. Deshalb geht es gewohnt nachlässig weiter. «Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass Menschen im Alltag viele kleinere und auch grössere Entscheidungen nicht vollständig rational treffen», schreibt das Bundesamt für Gesundheit zum Thema Verhaltensökonomie. «Präferenzen wie kurzfristige Vorteile überwiegen dann und beeinflussen unsere Entscheidungen – allen guten Vorsätzen zum Trotz.»

Es ist menschlich: Wir mögen es bequem und brauchen einen Stups, um gute Vorsätze durchzuziehen. Bezogen auf die richtige Körperhaltung gibt es eine Reihe von Gadgets, die Unterstützung bieten sollen. Elektronische und mechanische, sichtbare und unsichtbare. Ich habe mir schon eine Art Tamagotchi in den Nacken geklebt, «Rückenstrapse» getragen und liege nachts auf dem Blackroll-Kissen. Nun teste ich das Quick Aid Shirt. Die unauffälligste Möglichkeit, im Alltag einen Haltungstrainer zu tragen.

Erwartungen
Offen gestanden erwarte ich nicht viel. Doch auch kleine Verbesserungen sind etwas wert. Ich habe keine chronischen Schmerzen. Aber es knirscht langsam im Midlife-Körper. Hohlkreuz, Rundrücken sowie ein paar andere Baustellen fordern Aufmerksamkeit. Mir ist klar, dass es kein Shirt der Welt schaffen wird, mich in die perfekte Haltung zu bringen. Das geht nur mit gezieltem Training und braucht viel Zeit. Ich habe im Laufe der Jahre sogar vergessen, wie sich die richtige Haltung anfühlt. Die Bewegungstherapeutin Veronika Wanner hat sie mir gezeigt.
Das ist die Ausgangslage. Nun zum Shirt der Marke Quick Aid, das «designed and engineered by Swedish Posture» ist. Genau wie der Blackroll Posture ebenfalls von den Schweden entwickelt wurde, die sich auf entsprechende Produkte spezialisiert haben. Während du den variablen Rückengurt anfangs nur stundenweise anlegen solltest, ist das Shirt zum dauerhaften Tragen gedacht. Es ist nicht verstellbar, die mögliche Wirkung steht und fällt mit der Wahl der richtigen Grösse.

Quelle: Quick Aid
Auspacken
Glatt, kühl und unscheinbar rutscht das Shirt aus seiner Verpackung. Es besteht aus 23 Prozent Elasthan und 77 Prozent Nylon. Irgendwie habe ich es mir dicker vorgestellt. Äusserlich fällt es nur durch ein paar glänzende Streifen am Rücken auf, die sich über den Schulterblättern befinden sollen und ansonsten keine Funktion haben. Auf der Innenseite ist an dieser Stelle die «Posture-Alignment-Technologie» zu finden: Ein Band, das sich spannt, sobald ich die Schultern hängen lasse und einen Rundrücken mache. Dann kneift es mahnend unter den Achseln. Ansonsten sitzt das Shirt locker. Kein Presswurst-Effekt. Keine magischen Extras. Einfach nur ein riesiges schwarzes Post-it zwischen den Schulterblättern, das mich an die korrekte Haltung erinnern soll. Versuche ich, sie einzunehmen, haben diverse Muskeln zu arbeiten. Das ist Training mit ganz niedriger Intensität.

Alltag
Das Gute an diesem Shirt ist, dass es sich wirklich unauffällig unter der Kleidung tragen lässt. Es gibt keine komischen Erhebungen, nichts zeichnet sich ab. Weniger schön finde ich das Gefühl auf der Haut. Es erinnert mich an mein Badeshirt. Nylon ist im Alltag nicht mein bester Freund und auf Dauer ein echter Deo-Härtetest.
Baumwolle fühlt sich besser an, weshalb ich ein normales T-Shirt unter dem Quick Aid trage. So könnte ich es fast vergessen, wenn mich nicht immer wieder ein leichtes Ziehen daran erinnern würde, aufrecht zu stehen. Allerdings tritt mit der Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Ich hatte auch schon Post-its mit Notizen am Bildschirm, die nach einer Weile zum Inventar wurden und sich wunderbar übersehen liessen. Von alleine passiert nichts. Reagieren muss ich immer noch selbst, wenn das Shirt sich unter den Achseln meldet.

Das fällt mir beim Sport leichter, da dann die Aufmerksamkeit ohnehin dem Körper gilt. Momentan sitze ich viel auf dem Rudertrainer und versuche, meine Technik zu verbessern. Ohne Spiegel oder Feedback ist das nicht einfach. Mit nach vorne gestreckten Armen ist das Ziehen der «Posture-Alignment-Technologie» deutlich spürbar und hilft mir dabei, die Schultern in Position zu halten, um einen Rundrücken zu vermeiden. Als störend empfinde ich das Shirt beim Training nicht und wie andere Funktionskleidung kommt es nach dem Waschen fast trocken aus der Maschine.
Fazit
Da dieses Shirt Hilfe zur Selbsthilfe bieten soll, geht es mir vor allem darum, Erwartungsmanagement zu betreiben. Ist es nützlich? Ein klares: ja, aber. Es hilft nur etwas, wenn du mitmachst. Schwache Muskulatur kräftigst, verkürzte dehnst und dich immer wieder dazu aufraffst, Haltung anzunehmen. Wenn die Optik keine Rolle spielt und du den Haltungstrainer nur gelegentlich anlegen willst, würde ich dir eher zu einem Rückengurt wie dem Blackroll Posture raten. Damit bist du flexibler und kannst die Spannung je nach Bedarf anpassen. Das Quick Aid Shirt lässt sich locker den ganzen Tag tragen, ohne störend zu sein. Mir hat es speziell beim Sport gute Dienste geleistet, doch es ist wirklich nur ein Reminder. Ein ziemlich teures Post-it. Trotzdem kann es sich lohnen. Sonst zahlt es dir dein Körper irgendwann heim.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.