
Hintergrund
So machst du mehr aus deiner Nacht
von Michael Restin
Was musst du über ein kleines Kopfkissen von Blackroll wissen? Diese Frage hat mir ein paar schlaflose Nächte beschert. Immerhin lag ich beim Grübeln ziemlich bequem auf dem «Recovery Pillow», während mir die Giftpflanze des Jahres 2018 zu Kopf stieg.
Auf einer To-do-Liste schläft es sich schlecht. Seit über zwei Monaten sinke ich abends auf das «Blackroll Recovery Pillow» und mir schiesst durch den Kopf: «Mist, dazu solltest du noch ein Review schreiben!» Keine günstigen Voraussetzungen, um abzuschalten. Aber dafür kann das Kissen ja nichts. Im Gegenteil, es hat mir ziemlich gut getan. Doch fangen wir vorne an.
Jetzt auch noch ein Kopfkissen, ist mein erster Gedanke, als ich es in die Finger bekomme. Ein Kissen von Blackroll. Der Marke, bei der der Name anfangs Programm war, weil sie mit schwarzen Rollen die Fitnesswelt erobert hat. Zumindest im deutschsprachigen Raum ist die «Blackroll» zum Synonym für Faszienrollen geworden. Das Unternehmen hat sich aber nicht auf dem Erfolg ausgeruht, sondern nach und nach ein kleines Imperium rund um die Themen Fitness und Regeneration aufgebaut. Da ist es nur konsequent, den Schlaf einzubeziehen.
Geliefert bekommst du eine echte Blackroll. Das Kissen steckt zusammengerollt in einer federleichten Reisetasche aus schwarzem Stoff. So macht es nicht nur dem Markennamen alle Ehre, sondern passt auch gut ins Gepäck. Sobald du den Klettverschluss an der Tasche löst, entfaltet sich der Memory-Schaum und nach ein paar Sekunden liegt das Kissen in seiner ganzen Grösse vor dir. Es ist 50 Zentimeter breit, 30 Zentimeter lang und 11 Zentimeter hoch. Der graumelierte Bezug mit grünem Rand lässt sich per Reissverschluss öffnen und abziehen. Er ist bei 40 Grad waschbar, der Schaumstoffkern nicht. Obwohl ich ihn gerne waschen würde, denn sein Geruch irritiert mich.
Das Kissen riecht nicht chemisch. Eher... ätherisch. Es muss Absicht sein, der Duft hängt tief im Hightech-Memory-Schaum. Schnell finde ich heraus, was der Grund dafür ist.
«Bei der Herstellung des Schaums werden ca. 30% natürliche Öle zugesetzt, was eine nachhaltigere und umweltschonendere Produktion im Vergleich zu chemischen Standard-Verfahren ermöglicht.»
Ich bin nicht der Typ, der auf Duftöle steht. Aber wenn es der Umwelt dient, will ich nicht die Nase rümpfen. Und beim Schlafen hat mich der Geruch nicht weiter gestört. Das Blackroll-Kissen ist «made by Centa-Star», einem Bettwarenhersteller aus Stuttgart. Auf dessen Website lerne ich, dass es sich bei der Geruchsquelle um Verenda-Öl handelt. Besser bekannt als Rizinus-Öl. Das kennst du vielleicht als Abführmittel.
Ausserdem wurde der Rizinus 2018 zur «Giftpflanze des Jahres» gewählt und der botanische Name leitet sich vom lateinischen «ricinus» ab, was «Laus, Ungeziefer» bedeutet. Na, herzlichen Glückwunsch! Liege ich auf einem verlausten Giftkissen, das Durchfall verursacht? Natürlich nicht. Giftig sind nur die Samen des Rizinus. Das Kissen erfüllt den Oeko-Tex-Standard 100 Klasse 1 und ist damit absolut unbedenklich. Übrigens: Der Rizinus wird auch «Wunderbaum» genannt, weil er so schnell wächst. Das hört sich doch schon besser an.
Eine Längsseite des Kissens ist gerade, die drei übrigen Seiten sind leicht konkav. In der Mitte hat es eine Mulde, die Rückseite ist eben. So ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, das Kissen unter den Kopf zu schieben. Liegst du auf dem Rücken, findet dein Kopf in der Mulde Platz und die Halswirbelsäule wird unterstützt. Schläfst du auf der Seite, füllt es den Bereich zwischen Hals, Schultern und Kopf gut aus. In der Bauchlage habe ich mir das relativ hohe Kissen etwas unangenehm vorgestellt, wurde aber positiv überrascht. Es ist weicher, als ich erwartet hätte. Der Memory-Schaum passt sich gut an, sogar diese Position empfinde ich als bequem.
Anfangs dachte ich: «Gut, probierst du das Ding mal zwei Wochen aus und nimmst es danach vielleicht als Reisekissen.» Inzwischen schlafe ich nur noch darauf. Das kleine Recovery Pillow hat meinem grossen Daunenkissen locker den Rang abgelaufen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen fühle ich mich darauf grundsätzlich wohl. Der Bezug ist angenehm weich. Er besteht aus 60 Prozent Polyester und 40 Prozent Viskose und ist nach dem Waschen schnell wieder trocken. Der Kern passt sich gut an und das Kissen bleibt schön kühl. Ich schwitze nicht.
Hinzu kommt, dass ich schon länger darüber nachgedacht habe, mir ein Seitenschläferkissen anzuschaffen. So würde ich gerne schlafen, lag bisher aber nie bequem genug, um die Position zu halten. Entweder schliefen mir die Arme ein, weil ich sie unter mein Kissen geschoben hatte, um den Kopf zu stützen. Oder ich bekam Nackenschmerzen. Auf dem Recovery Pillow ist das besser geworden. Ich kann bequem auf der Seite liegen, wälze mich weniger herum und wache seltener auf.
Ein Kissen ist eine Art Einlegesohle für eine Matratze, die nicht richtig passt. Das behaupte nicht ich, sondern Nick Littlehales, der es als «Sport Sleep Coach» weit gebracht hat. Er optimiert die Schlafgewohnheiten von Stars wie Cristiano Ronaldo und für ihn gibt es nur eine empfehlenswerte Schlafposition: auf der Seite. Wenn du so liegst und deine Wirbelsäule eine horizontale Linie bildet, sollte der Abstand zwischen Kopf und Matratze nicht mehr als sechs Zentimeter betragen. Diesen Abstand muss das Kissen ausfüllen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bei mir macht das Recovery Pillow diesen Job gut. Und da laut Blackroll knapp 60 Prozent der Menschen Seitenschläfer sind, unterstelle ich mal, dass die Bedürfnisse dieser Mehrheit bei der Entwicklung speziell berücksichtigt wurden.
Hast du «dein» Kissen gefunden, ist es durchaus sinnvoll, es auch mit auf Reisen zu nehmen. Denn es ist wahrscheinlich, dass die Matratze im Hotel nicht richtig passt. Während Spezialisten wie Littlehales ihren Athleten ganze «Sleep Kits» zusammenstellen und rund um den Globus schicken, hast du so zumindest ein persönliches Teil dabei, das helfen kann eine gute Schlafposition zu finden. Ich habe in den vergangenen Monaten einige Hotelkissen aus den Betten geschmissen und den kleinen Zusatzaufwand nicht bereut. Das ungefähr 800 Gramm schwere Recovery Pillow lässt sich problemlos ein- und ausrollen und die Transporttasche ist atmungsaktiv. Auch wenn du es kurz nach dem Aufwachen schon zusammenrollst, springt es dir beim nächsten Auspacken nicht muffig entgegen. Meines riecht zumindest noch immer leicht nach den natürlichen Ölen.
Blackroll macht Produkte mit sportlichem Anstrich, die «made in Germany» und gut vermarktet sind. Zum Kissen bekommst du ein kleines «Sleep Manual», auch online gibt es weitere Tipps. Das Gesamtpaket zieht. Mir ist das Drumherum ziemlich egal. Ich schlafe einfach besser auf dem Recovery Pillow. Es ist relativ weich und kompakt, trotzdem unterstützt es den Kopf gut. Für mich passt das. Und das Beste: Ab sofort ist es für mich keine To-do-Liste aus Memory-Schaum mehr, sondern nur noch mein Kissen. Was das für dich bedeutet? Schwer zu sagen. Jeder Mensch ist anders und beim Schlaf spielen viele Faktoren eine Rolle. Aber die Kundenbewertungen zeigen, dass ich mit meinen positiven Erfahrungen nicht alleine bin.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.