Ratgeber

Knoten, Knäuel, Krisen: Wie ein DIY-Projekt mich an den Rande des Wahnsinns trieb

Laura Scholz
1.12.2022

Bisher dachte ich, Handfertigkeiten seien mein Ding. Dann drohte mir bei einer Tasche aus Perlen nicht nur der Nylon-, sondern auch der Geduldsfaden zu reissen.

Weisst du noch im Sommer? Da war es nicht nur sonnig, warm und lange hell, sondern ausserdem Hochsaison für Häkeltaschen. Angespornt von unendlich viel Inspiration aus Badis und Cafés, setzte auch ich die Nadel an und brachte tatsächlich ein ganz ansehnliches Täschchen zustande.

Der Sommer ist inzwischen zwar vorbei, die Selbermach-Saison dagegen noch lange nicht. Statt grobmaschigem Garn, das Bücher, Sonnencreme und Uno-Karten an See oder Pool transportiert, drängeln jetzt glänzende, bunte oder durchsichtige Perlen auf die Basteltische. Schliesslich steht ein Monat voller Weihnachtsessen und -partys an – da will das Accessoire optisch aufrüsten. Und ich DIY-technisch erneut mitmischen. So oder so ähnlich stelle ich mir das Ergebnis meiner künstlerischen Bemühungen vor:

«Olivin» aus grünen Perlen von Studio 7.
«Olivin» aus grünen Perlen von Studio 7.
Quelle: Instagram @studiosevenzurich

Ein handliches Hingucker-Accessoire, das Smartphone, Schlüssel und Lipbalm stilvoll durch die Nächte schaukelt. Wie schwer kann es schon sein, ein paar Perlen auf einen Nylonfaden zu fädeln? Nach meinem Häkel-Erfolg, müsste mir das mit links gelingen. Doch diese Überheblichkeit soll mir noch zum Verhängnis werden …

Was meinst du? Gelingt mir das Perlen-DIY?

  • Klar, mit links!
    23%
  • Nimm's nicht persönlich, aber ich bezweifle es …
    77%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

99 Problems und der Nylonfaden ist one

Schon der Start ist holprig. Keines der Youtube-Tutorials, die ich finde, macht spezifische Angaben zur Zahl der Perlen, die ich benötige. 300? 500? 1’000? Tja. Ich bestelle ins Blaue. Und Grüne und Gelbe und Weisse. Denn die Auswahl an hübschen, geeigneten Kügelchen hält sich leider in Grenzen. Es werden also kunterbunte Kunststoffexemplare im 600er-Pack. Ich nehme zur Sicherheit gleich zwei. Dazu insgesamt 100 Meter Nylonfaden.

Dann kann’s ja losgehen. Theoretisch. Denn obwohl ich auf Plattformen wie Instagram und Pinterest mit Inspiration geradezu bombardiert werde, tue ich mich schwer, eine anfängerfreundliche Anleitung bei Youtube zu finden. Made by Nolo soll es schliesslich möglich machen.

In der Theorie klingt wieder alles ganz easy: Die Perlen zu kleinen, runden «Blüten» fädeln. Diese erst zu einer geraden Reihe, dann um die Kurve und an der gleichen Reihe entlang wieder zurück manövrieren. Bis man eine Art Matte aus Blüten gefädelt hat. Joa.

Mit der X-Methode werden aus vier Perlen…
Mit der X-Methode werden aus vier Perlen…
… eine kleine Blüte.
… eine kleine Blüte.
Viele Blüten ergeben eine Reihe.
Viele Blüten ergeben eine Reihe.
Diverse Reihen werden zu einer Matte. Theoretisch.
Diverse Reihen werden zu einer Matte. Theoretisch.

Ungeduld, Wut, Nervenzusammenbruch

Das Um-die-Kurve-Fädeln will mir ab Reihe drei einfach nicht mehr gelingen. Warum nicht, ist mir ein Rätsel. Ich befolge doch immer noch die gleichen Schritte … oder? Statt eines symmetrischen Randes, säumt meine Matte ein ausgebeultes Durcheinander. Ausserdem treibt mich der verdammte Nylonfaden in den Wahnsinn. Er verknäult sich, verknotet, hüpft teilweise wie eine Sprungfeder aus der gerade aufgefädelten Perle. Ich. Möchte. Ausflippen.

Send help! Noch ein Knoten und ich raste aus …
Send help! Noch ein Knoten und ich raste aus …

Meine Unterlippe ist strapaziert. Angespannt beisse ich darauf herum, um meinen Frust zu unterdrücken und nicht die Perlen das Handtuch zu werfen. Wenn mir gerade nicht wieder das eine Ende des Fadens aus den Fingern hüpft, kämpfe ich mit der Anordnung der Perlen, die plötzlich ein Eigenleben führen. Was nämlich mit recht ansehnlichen Blütenreihen begann, wölbt sich jetzt nach oben, unten, rechts und links. Eine symmetrische Matte wird aus diesem Gebilde definitiv nicht mehr.

An den Rändern ist das Chaos ausgebrochen.
An den Rändern ist das Chaos ausgebrochen.
Perlen und Schnur haben sich gegen mich verschworen.
Perlen und Schnur haben sich gegen mich verschworen.

Häkeltaschen sind doch eigentlich zeitlos

Wer hat eigentlich behauptet, meine Häkeltasche sei nur was für den Sommer?! Je mehr Perlen unkontrolliert über meinen Esstisch kullern, umso naheliegender scheint mir der Gedanke, Crochet zu einem Winter-Trend zu erklären. Die Häkelnadeln habe ich noch im Schrank. Buntes Garn ist en masse vorhanden. Was ich von den Kunststoffkügelchen nicht behaupten kann. Meine beiden 600er-Pakete – die Farben Rot und Schwarz habe ich jeweils aussortiert – neigen sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Für eine komplette Matte plus zwei Henkel reichen die nie im Leben. Ich schiebe das Nylon-Knäuel beiseite. Erst mal durchatmen. Wir brauchen Abstand.

Es vergehen nicht nur einige Stunden und Tage Perlen-Pause. Wir probieren es zwischendurch auch noch ein paar Mal miteinander, die Perlen und ich. Aber die Fronten bleiben verhärtet. Das mit der nigelnagelneuen Party-Tasche und mir, das wird nichts mehr. Jedenfalls vorerst nicht. Vielleicht muss mehr Zeit vergehen. Vielleicht muss ich mir zuerst einen dickeren Geduldsfaden weben. Oder dieses DIY-Projekt übersteigt schlicht und einfach meine Fähigkeiten. Wie siehst du das?

Aufgeben oder dran bleiben, das ist hier die Frage.

  • Zähne zusammenbeissen und durch.
    64%
  • Du hast es versucht, lass gut sein.
    36%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

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Immer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.


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