
Ratgeber
Kennst du deine richtige BH-Grösse?
von Vanessa Kim
Wo messen? Wie waschen? Worauf achten? Ich habe bei jemandem nachgefragt, der es wissen muss und mir meine brennendsten Fragen rund ums Thema BH beantworten lassen.
Das erste Patent für einen BH wurde 1899 angemeldet. 123 Jahre später ist mir und vielen anderen Frauen die Sache mit den Cups und dem richtigen Support trotzdem noch immer ein Mysterium. Gut, dass es Menschen wie Janine Weiz-Bühler gibt, ihres Zeichens Brand & Product Director beim Schweizer Wäsche-Giganten Calida. Sie weiss nicht nur, wie Frau die ideale Passform ermittelt und worauf es in puncto Langlebigkeit zu achten gilt, sondern auch, warum dem Bügel-BH derzeit so ein schlechtes Image anhaftet. Sidenote: Ausser mir scheint in meinem Umkreis niemand mehr Pro Bügel zu sein. Ihr Wissen hat Janine jedenfalls mit mir geteilt – und ich gebe es selbstredend direkt an dich weiter.
Liebe Janine, zuallererst frage ich mich: Warum ist mir und vielen anderen Frauen die richtige BH-Grösse immer noch ein Rätsel?
Janine Weiz-Bühler: Das hat tatsächlich verschiedene Gründe. Zum einen kann es daran liegen, dass die Brüste nicht genau gleich sind. Durch das Gefühl, nicht der «vermeintlichen Norm» zu entsprechen, greifen viele auf die BH-Grösse zurück, die sie seit jeher als den für sich definierten Standard festgelegt haben. Zum anderen verändert sich die Brust im Laufe des Lebens. Das Alter, Gewichtszu- oder -abnahme sowie der Monatszyklus und andere hormonelle Schwankungen verändern die Brust. Deshalb sollten die Masse immer mal wieder überprüft werden.
Was riskiere oder akzeptiere ich, wenn ich meine BHs permanent in der falschen Grösse trage?
Bei zu kleinen BHs schneidet das Material ein und bildet unschöne Röllchen unterhalb der Achseln. Die ewige Enge kann zudem Verspannungen, Brustschmerzen und Hautirritationen zur Folge haben. Ein zu grosser oder zu lockerer BH hingegen stützt die Brust nicht richtig. Das führt vor allem bei einem grossen Brustumfang dazu, dass die Rückenmuskulatur härter arbeiten und der Belastung der Brust standhalten muss, was zu Rückenschmerzen führen kann.
Setzen wir dem ein Ende: Wie finde ich meine ideale Grösse? Welche Faktoren gilt es zu berücksichtigen und rätst du sogar zu einem Besuch bei Fachpersonen?
Für die optimale BH-Passform sind zwei Masse entscheidend: der Oberbrustumfang – in der Regel auf Höhe der Brustwarzen – und der Unterbrustumfang. Der Oberbrustumfang ist ausschlaggebend für die Körbchengrösse, die durch die Eingabe des gemessenen Wertes in einer BH-Grössentabelle ausgelesen werden kann. Der Unterbrustumfang ergibt die BH-Grösse. Das Ergebnis muss auf die nächste durch fünf teilbare Zahl auf- oder abgerundet werden – zum Beispiel 70, 75 oder 80. Für eine genaue Messung muss der BH nicht unbedingt abgelegt werden, er sollte allerdings nicht gepolstert sein, da sonst natürlich das Resultat verfälscht wird. Wichtig ist auch, dass das Massband straff angelegt wird. Wer eines zu Hause hat, kann die Messung selbst vornehmen. Alternativ freut sich das geschulte Verkaufspersonal in unseren Stores, bei einer fachgerechten Ausmessung und Beratung behilflich zu sein.
Und welche Wäsche verbanne ich besser sofort aus meinem Kleiderschrank?
Alle BHs, die ein Unwohlsein – egal in welcher Form – hervorrufen. Das Wichtigste ist, dass man sich mit dem Produkt wohlfühlt. Denn ein gut sitzender BH unterstützt eine aufrechte Haltung, das Wohlbefinden und damit auch das Selbstbewusstsein.
Der Bügel-BH ist in den letzten Jahren etwas in Verruf geraten. Ist sein Pieksen, Stechen und Drücken lediglich auf die falsche Grösse zurückzuführen?
Wie die Mode generell, verändern und entwickeln sich auch die BH-Formen. Heute liegt der Fokus verstärkt auf natürlicher Ästhetik und einem sanften Tragegefühl. Da passt ein geformter Bügel-BH auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz ins Bild. Aber auch die Bügel-BHs haben sich durch Stoff- und Verarbeitungs-Innovationen weiterentwickelt. Generell beobachten wir aber schon seit einigen Jahren den Trend zu bügellosen BHs, die dank ihrer neuen Konstruktion gerade bei eher kleineren Grössen perfekt stützen und kompromisslosen Komfort gewährleisten. Sehr feminine Modal-Spitzen-Bustiers und Triangel-Schalen-BHs ohne Bügel, die sich soft und bequem anfühlen, sind unsere unangefochtenen Bestseller.
Jetzt steht der Sommer vor der Tür. Im Schlepptau hat er Kleider und Tops mit dünnen Trägern oder gleich ganz ohne Ärmel. Wie finde ich den perfekt sitzenden, trägerlosen BH?
Auch hier gilt: Die richtige Grösse gibt den Ton an, dann kann man nicht viel falsch machen. Wir empfehlen zudem sämtliche Nuancen, die der eigenen Hautfarbe ähneln, oder zarte Rosé-Nuancen. In keinem Fall Weiss, da Weiss unter heller Kleidung durchscheint. Ein beliebter Trend ist es aktuell auch, einen tollen Spitzen-BH oder ein Bustier bewusst in Szene und so einen zusätzlichen Akzent zu setzen.
Stichwort Pflege: Wie – und wie oft – wasche ich meine BHs richtig, um möglichst lange Freude an ihnen zu haben?
Wer den Pflegehinweisen auf dem Etikett folgt, kann sich in der Regel lange an einem schönen BH erfreuen. Der schonendste Weg ist jedoch die Handwäsche, gerade bei empfindlichen Stoffen wie Seide oder Spitze. Wer die Waschmaschine bevorzugt, sollte in jedem Fall ein Wäschesäckchen und den Schonwaschgang bei maximal 30° verwenden. Hochwertiges Feinwaschmittel schützt das Gewebe und die Farben und erhöht die Lebensdauer der BHs zusätzlich. Weichspüler und Trockner hingegen sind keine gute Idee! Ersterer verklebt das Elasthan, wodurch die Wäsche ausleiert. Im Trockner riskiert man, dass die Fasern verschmelzen und dadurch ebenfalls an Elastizität und Farbe verlieren. Um die optimale Passform beizubehalten, sollte ein BH ausserdem nicht hängend, sondern mit den Cups nach oben auf einem Handtuch liegend getrocknet werden. Wir empfehlen den BH nach drei bis vier Einsätzen zu waschen. Bei hohen Temperaturen oder ausgeprägtem Schwitzen etwas öfter.
Zu guter Letzt: Gibt es eine Frage zum Thema BH, die nie jemand stellt, dessen Antwort aber alle kennen sollten?
BH oder Bustier – was ist besser? Ein Büstenhalter muss perfekt sitzen, Halt geben, toll aussehen und dabei bequem sein. Sowohl ein Bustier als auch ein BH kann diesen Anforderungen problemlos gerecht werden. Letztlich kommt es auf die Grösse an. Mit einer grossen Oberweite (C+), die Halt braucht, sollte man auf einen BH zurückgreifen. Kleineren Körbchengrössen (A-C) kann ein Bustier genug Stütze geben.
Auftaktbild: Antonius Ferret via PexelsImmer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.