Ratgeber

Fischen für Frischlinge: So klappt es mit dem ersten Raubfisch

Wer mit Fischen beginnt, ist schnell gefrustet. Nicht nur, weil der erste Fang viel Geduld braucht, sondern auch weil die Auswahl an Ruten, Rollen und Ködern überfordert. Ein erfahrener Einsteiger sagt, was du wirklich brauchst.

Die Fischerprüfung bestanden, viel zu viel Angel-Zubehör eingekauft und endlich stehe ich am Ufer eines Sees. Ich werfe das erste Mal die Angel aus. Doch der Köder fliegt viel zu wenig weit und die Schnur verwickelt sich. Dann gelingt mir endlich ein Wurf. Doch der Frust bleibt. Beim Einkurbeln spüre ich den Köder nicht richtig und würde wohl auch die Bisse verpassen.

Dank fischenden Rap-Stars wie Marteria oder Sido sowie hunderten Angel-Youtubern ist Fischen plötzlich wieder ein Hobby für die Massen. Der Boom hat aber für Anfängerinnen und Anfänger einen grossen Nachteil: Es gibt eine gigantische Auswahl an Ruten, Rollen und Köder. Alleine 20’000 Produkte rund ums Angeln sind es bei uns im Shop.

Wer frisch mit Fischen beginnt, wird – so wie ich – gerne falsch beraten. Entweder man kauft sich zu billiges oder falsches Material, das dann schon nach ein paar Monaten im Keller landet. Darum hier einige Tipps für eine Grundausrüstung, die nicht zu teuer ist, die du aber auch nach ein paar Jahren und mit mehr Erfahrung noch brauchen kannst. Zudem lässt sie sich auch gut weitergeben, wenn das Angel-Fieber dann doch schneller verflogen ist, als anfänglich gedacht.

Wer sich festlegt, hat länger etwas vom Material

Starten wir mit der Rute. Das grösste Problem ist hier, dass du dich für einen Zielfisch entscheiden musst. Allround-Ruten sind nicht empfehlenswert, weil sie zwar alles können, aber eben nichts richtig gut. In der Schweiz und Deutschland ist der Egli der beliebteste Fisch. Bekannt ist er auch unter der Bezeichnung Barsch oder Flussbarsch. Darum konzentrieren wir uns hier auf diesen Fisch.

Die wichtigste Kennzahl bei einer Rute ist das Wurfgewicht. Je höher das ist, desto grössere Köder lassen sich damit fischen. Für den bei uns meist 20 bis 35 Zentimeter langen Egli reichen Wurfgewichte bis 20 oder 30 Gramm, also eher feinere Ruten. Auf Zander nimmt man dann eher Ruten bis 50 oder 60 Gramm, auf Hecht sind es dann nochmals schwerere Wurfgewichte bis 100 Gramm.

Mit einer leichten Rute und einer leichten Rolle spürst du das Gewässer besser.
Mit einer leichten Rute und einer leichten Rolle spürst du das Gewässer besser.
Quelle: Lorenz Keller

Die kann man dann übrigens zum Start auch gut für den Forellenteich nehmen. Oder auch mal, wenn du nur mit einem Zapfen und Wurm oder Mais an den See sitzen willst und nicht aktiv mit Kunstködern fischt.

Passende Ruten in guter Qualität gibt es bereits für 50 bis 100 Franken. Die Länge ist übrigens reine Geschmackssache. Zwei Meter Rutenlänge ist schön handlich, mit einem Stock von 2,40 Metern ist die Hebelwirkung grösser und die Köder fliegen weiter.

Zebco Trophy Spin (Spinningrute, 245 cm)
Angelrute

Zebco Trophy Spin

Spinningrute, 245 cm

Abu Garcia Vendetta LTD Spinning WG 802M (Spinningrute, 213 cm)
Angelrute

Abu Garcia Vendetta LTD Spinning WG 802M

Spinningrute, 213 cm

Mitchell Epic R Spinning (Spinningrute, 210 cm)
Angelrute

Mitchell Epic R Spinning

Spinningrute, 210 cm

Abu Garcia Vendetta LTD Spinning WG 802M (Spinningrute, 213 cm)

Abu Garcia Vendetta LTD Spinning WG 802M

Die feinen Ruten haben gegenüber groberen Allround-Routen den Vorteil, dass man über Rute und Hände deutlich mehr spürt. Etwa, wenn der Köder den Boden berührt, wenn er im Wasser vibriert oder endlich ein Fisch auf den Köder beisst. Es ist damit auch einfacher, den Köder aus Gummi oder Metall mit der Rute zu animieren, dass er sich wie potentielle Beute bewegt und damit das Raubtier im Fisch weckt.

Die Rolle macht die Rute erst rund

Die Rolle sollte bei einer Egli-Rute nicht zu gross und schwer sein. Die Systematik zu durchschauen ist aber nicht ganz einfach. Wichtig zu wissen: Die Grössen der Rollen werden meist in 1000er und 500er Schritten angegeben, je kleiner die Zahl, desto kleiner die Rolle. Richtig einheitlich ist das aber leider nicht – und die Zahlen haben keine Bedeutung mehr.

Für viele leichte Ruten passen 2000er Rollen gut. Hier genügen zum Start Modelle von 50 bis 100 Franken. Da stimmt die Qualität und du wirst auch nach ein paar Jahren noch damit Köder einkurbeln. Billigere Rollen spulen dagegen oft holprig und die Gefahr von verwickelten Schnüren ist grösser. Gerade für Einsteigerinnen und Einsteiger ist das nervig, weil zuerst das Auswerfen geübt werden muss.

Gute Sets mit Rute und Rolle gibts nicht viele. Sie haben den Vorteil, dass die beiden Komponenten gut zusammenpassen. Bei uns im Shop habe ich zum Beispiel diese Combo von Abu Garcia gefunden, die preislich im Rahmen liegt und für Egli gut passt.

Fürs gute Gespür eine geflochtene Schnur

Die Rolle lässt man sich am Anfang am besten in einem Fachgeschäft maschinell bespulen. Wie die Profis solltest du von Anfang an auf eine geflochtene Schnur von 0,08 mm bis 0,12 mm setzen. Sie besteht aus mehreren ineinandergedrehten Fasern.

Geflochtene Schnüre dehnen sich kaum, dadurch spürt man Berührungen oder Bisse ganz direkt. Dies im Gegensatz zu den so genannten monofilen Schnüren aus Nylon, die auf vielen Start-Sets aufgespult sind.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, da fängt auch der Angel-Einsteiger.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, da fängt auch der Angel-Einsteiger.
Quelle: Lorenz Keller

Natürlich kann man auch selber Schnur aufwickeln. Dazu schaust du dir am besten ein Tutorial auf Youtube an. Auch sonst ist Youtube übrigens eine erstklassige Quelle für Tipps und Tricks rund ums Fischen.

Übrigens: Die zwei Knoten, die jede und jeder zum Fischen braucht, habe ich mir mit Videoanleitungen beigebracht. Einen, um die Köder an die Schnur zu knüpfen. Und einen, um zwischen Köder und geflochtener Schnur noch ein 1,5 bis 2 Meter langes Zwischenstück aus Fluorocarbon zu knüpfen. Diese Schnur ist durchsichtig und dehnbar, so dass der Fisch beim Biss den Köder nicht gleich abreisst. Mit einem solchen Vorfach kompensiert man die grossen Nachteile der geflochtenen Schnur. Angel-Profi Dietmar Isaiasch erklärt die zwei Basis-Knoten in diesem Video einfach und gut.

Spiderwire Stealth Smooth (7.50 kg, 0.09 mm)
Angelschnur

Spiderwire Stealth Smooth

7.50 kg, 0.09 mm

Daiwa J Braid X8 Rundgeflochtene Angelschnur (6 kg, 0.10 mm)
Angelschnur

Daiwa J Braid X8 Rundgeflochtene Angelschnur

6 kg, 0.10 mm

Sufix 832 Braid 120m Neon Lime (5.90 kg, 0.08 mm)
Angelschnur

Sufix 832 Braid 120m Neon Lime

5.90 kg, 0.08 mm

Daiwa J Braid X8 Rundgeflochtene Angelschnur (6 kg, 0.10 mm)

Daiwa J Braid X8 Rundgeflochtene Angelschnur

Ein feiner Happen für den Raubfisch

Anfängerinnen und Anfänger machen beim Köderkauf immer dieselben Fehler. Sie sind von der gigantischen Auswahl überfordert und kaufen wahllos viel zu viel ein. Und sobald man sieht, dass andere Fischerinnen oder Fischer etwas gefangen haben, wird der entsprechende Erfolgsköder natürlich bei der nächsten Shopping-Tour auch sofort besorgt.

Am Ufer dann wird alle paar Minuten der Köder gewechselt. Das ist schnell frustrierend. Aber Angeln braucht Geduld und Ausdauer, auch weil die Egli nicht den ganzen Tag jagen, sondern so genannte Fressphasen haben. Das ist dann die grosse Chance für uns Einsteigerinnen und Einsteiger.

Die Fressphasen sind von Tag zu Tag total unterschiedlich. Egli haben gerne beständiges Wetter und beständigen Luftdruck. Im Sommer jagen sie oft am Morgen und Abend, im Frühling und Herbst vermehrt über den Tag verteilt. Im Winter stehen sie im tiefen Wasser und sind vom Ufer schwierig zu erwischen.

Gute Köder für den Start: Jig-Spinner links, Gummifische rechts oben und Spinner rechts unten.
Gute Köder für den Start: Jig-Spinner links, Gummifische rechts oben und Spinner rechts unten.
Quelle: Lorenz Keller

Wer seine ersten Fische fangen will, konzentriert sich am besten auf vier oder fünf Köder, die einfach zu führen sind. Und diese fischt man jeweils mindestens 15 Minuten – erst dann sollte gewechselt werden

Klassiker sind Spinner und Jig-Spinner. Diese wirfst du aus, lässt sie auf den Grund sinken und kurbelst sie dann einfach ein. Dabei dreht sich das Metallblatt im Wasser rundherum, Eglis spüren diese Verwirbelungen übers Seitenlinienorgan, sehen das Blinken und wollen sich das vermeintliche Fischchen einverleiben. Das Vibrieren des Spinners spürt man übrigens auch in der Rute, so merkst du sogleich, ob der Köder so läuft, wie er sollte.

Etwas schwieriger zu führen sind Gummifische. Zum Start ist ein Set ideal, damit Haken und Gewichte auch gleich zum Gummifisch passen. Auch hier wird der Köder nach dem Auswerfen sinken gelassen. Danach ein, zwei oder drei Kurbelumdrehungen mit der Rolle machen und den Gummifisch wieder auf den Grund absinken lassen. Zusätzlich zum Kurbeln kann man den Köder mit der Rute auch noch leicht zupfen.

Dank der 5 bis 10 Gramm Gewicht des Bleikopfs spürst du jeweils einen leichten Tock in der Rute, wenn der Köder auf dem Boden eintrifft. So weisst du, dass du wieder kurbeln oder zupfen kannst und bekommst dazu einen Eindruck von Struktur und Tiefe des Gewässers.

Mepps Aglia Décorée, ohne Widerhaken
Angelköder
CHF5.20

Mepps Aglia Décorée, ohne Widerhaken

Mepps Aglia Décorée, ohne Widerhaken
CHF5.20

Mepps Aglia Décorée, ohne Widerhaken

Dann knallt der erste Fisch auf den Köder

Übrigens: Am besten gewöhnt man sich gleich daran, die Widerhaken an den Ködern mit einer Zange abzudrücken. An manchen Gewässern sind diese sowieso verboten. Und auch sonst macht das Sinn: Die Fische verletzen sich weniger und du bringst sie sie als Anfängerin oder Anfänger leichter vom Haken. Und: Solltest du dich in der Hitze des Gefechtes selber in den Finger pieksen, ist das ohne Widerhaken viel unproblematischer.

Mit dem richtigen Starter-Set bleibst du am Wasser länger motiviert – und zweifelst nicht schon nach kurzer Zeit, ob du alles richtig machst. Es braucht viel Geduld und Durchhaltewillen, denn auch erfahrene Anglerinnen und Angler fangen mal einen ganzen Tag nichts. Das macht aber nichts, denn nicht das Fangen sollte zentral sein, sondern das Angelerlebnis an sich. Wenn dann plötzlich ein Egli auf den Köder knallt, sich die Rute krümmt und du den Fisch keschern kannst, dann hat sich der ganze Aufwand doppelt gelohnt. Und du stehst garantiert bei nächster Gelegenheit wieder an einem See oder Fluss.

Titelfoto: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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