

Eine Duschwand (fast) ohne Bohren

Es gibt gläserne Duschwände, die du nicht an die Wand bohren musst, sondern kleben kannst. Auf dem Paper eine tolle Idee, vor allem für Mietwohnungen. Besteht sie aber auch den Praxistest?
Ich dusche in der Badewanne. An sich kein Problem, wenn da nicht der Duschvorhang wäre. Sobald ich mich zu stark bewege oder ein Lüftchen durchs Bad zieht, klebt er am Po. Das sieht nicht nur doof aus, sondern fühlt sich auch so an. Als wäre das nicht genug, sieht der plastifizierte Vorhang nach ein paar Mal Duschen schon ziemlich versifft aus. Zudem sind die feuchten Enden ein perfekter Nährboden für Schimmel. Deshalb sind bei mir drei wechselnde Modelle in Rotation. Richtig schön ist keines davon.

Was aber immer geht, ist Glas. In den meisten Mietwohnungen leider eher schwierig umzusetzen. Ausser natürlich, dein Vermieter findet die Idee super oder du hast keine Probleme mit Wiederherstellungsarbeiten. Denn solche Badewannenfaltwände sind mit Bohren verbunden. Dachte ich zumindest. Im Shop bin ich vor Kurzem auf Exemplare gestossen, die eine einfache Montage ohne Bohren versprechen. Eine ziemlich gute Idee, wenn auch nicht bei mir zu Hause. Denn durch einen Geniestreich des Architekten ist das Bad nur bis Brusthöhe gefliest. Darüber folgt eine Art Raufasertapete. Da nützt auch Kleben nichts. Aber nur, weil ich für immer an einen Duschvorhang gebunden bin, musst du das nicht sein. Ich teste extern.
Achtung, Schwertransport!
Nach etwas Stöbern im Sortiment habe ich mich für die einteilige Badewannenfaltwand von Schulte entschieden. Gleich vorweg: Lass dir das Ding nach Hause liefern oder hole es mit einem grossen Auto ab. Transportiere die Glaswand nicht mit dem ÖV nach Hause und dann mit einem Fiat 500 in dein Elternhaus. Das ist ziemlich mühsam bei 16 Kilogramm Gewicht und Scheibenmassen von 140 auf 80 Zentimeter.

An der Endstation angekommen, packe ich die Scheibe vorsichtig aus der Kartonverpackung aus. Sie macht einen hochwertigen Eindruck. Bei dem Gewicht habe ich nichts anderes erwartet. Sonst finden sich im Paket noch ein Handtuchhalter, die Montagevorrichtung für die Wand, Zubehör wie Schrauben und Kleber und die Montageanleitung. Die soll laut Hersteller dank Bebilderung und detaillierten Angaben einfach zu verstehen sein. Ich hoffe es, da ich echt kein Freund von Bedienungsanleitungen bin.

Kleben und nochmals kleben
Das erste Bildchen ist noch einfach zu verstehen. Ich muss die Fläche, an die die Duschwand kommt, mit einem trockenen Tuch putzen. Ich wähle absichtlich die Wand an der falschen Seite der Badewanne. Auf der Seite mit der Brause ist das Waschbecken im Weg, was die Montage deutlich erschweren und die Glaswand später blockieren würde. Und der Duschschlauch reicht, um sich frei in der Wanne bewegen zu können. Sobald die Fliesen blitzeblank sind, klebe ich die zwei mit doppelseitigem Klebeband versehenen Adapter auf. Dafür markiere ich die Schraublöcher der Leiste, die nachher daran geschraubt wird. Diese soll 20 Millimeter über dem Badewannenrand schweben.


Neben der erwähnten Leiste wird noch eine weitere mit angeschraubt. Letztere hält am Ende die Glaswand. Beim nächsten Schritt bin ich das erste Mal verwirrt. Bis auf die Klebeadapter muss alles wieder runter. Hä? Ja, denn der Klebeadapter muss noch richtig festgeleimt werden. Das ist sicher sinnvoll, da ich dem doppelseitigen Klebeband alleine nicht trauen würde. Aber die Schrittfolge hätte Schulte sicher ein wenig besser lösen können. Jetzt muss der Leim erst einmal 12 Stunden durchtrocknen.


Lieber gemeinsam statt einsam
Nachdem die Leisten wieder an der Wand hängen, folgt die Kür: das Einsetzen der Glaswand. Jetzt weiss ich auch, weshalb Schulte den Aufbau zu zweit empfiehlt. So oft ich es auch versuche, ich bekomme die Scheibe nicht in die Leiste. Irgendwann gebe ich ausgelaugt und ein bisschen genervt auf. Ich beschliesse, auf Unterstützung zu warten.

Mit dieser geht es dann ziemlich flott, aber die Scheibe sitzt nicht wirklich fest. Dafür muss gebohrt werden. Wie jetzt? Das sollte doch nicht nötig sein. Ich bin zum zweiten Mal verwirrt. Zwar muss nicht in die Wand gebohrt werden, sondern in die Halterung. Aber eine Bohrmaschine brauche ich trotzdem. Der Bohraufsatz ist immerhin dabei, sodass die mitgelieferten Schrauben genau passen. Der Handtuchhalter ist dann wieder ganz einfach von Hand zu montieren und macht optisch was her.

Für mich war das der letzte Schritt. Die Duschwand sieht echt gut aus. Um sie aber wirklich benutzen zu können, musst du die Fugen noch mit Silikon abdichten. Sonst wird’s dann auch ausserhalb der Badewanne feucht.
Fazit
Die Duschwand ist hochwertig und macht optisch viel mehr her, als der olle Duschvorhang. Und das Ding hält wirklich bombenfest. Auch die Installation an sich ist kein Hexenwerk. Schau aber, dass dir jemand dabei hilft. Zumindest wenn’s darum geht, die Glasscheibe einzusetzen. Zu meinem Bedauern ist die Anleitung nicht so einfach, wie der Hersteller angibt. Teilweise werden mehrere Schritte in einem Bild abgehandelt. Es wird auch nicht ersichtlich, welche Schrauben du wofür verwenden musst, da nichts angeschrieben ist. Auch die Überraschung mit der Bohrmaschine liess mich kurz leer schlucken. Wenn mir gesagt wird, dass etwas ohne zu bohren, montiert werden kann, dann erwarte ich tatsächlich, keine Bohrmaschine zu benötigen. Auch wenn die Bohrung relativ einfach ist und die Wand dabei nicht beschädigt wird.
Dennoch empfehle ich das Produkt weiter. Ich finde die Idee mit dem Kleben super. Du kannst dein Bad aufhübschen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Ausserdem sollte sie in jedes Bad passen, sofern bis mindestens 1.4 Meter über der Wanne geplättelt ist. Wenn bei dir aber öfter jemand ins Bad reinplatzt, solltest du keine Probleme mit deiner eigenen Nacktheit haben. Glas ist nun mal in den seltensten Fällen blickdicht. Dafür klebt die Scheibe definitiv seltener am Po als der Duschvorhang.



Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.