
Ratgeber
Verstehst du den Hype um die Urban Decay Naked Paletten?
von Natalie Hemengül
Urban Decay bringt mit Naked Wild West eine neue Lidschattenpalette auf den Markt – und schiesst sich damit selbst ins Knie.
Urban Decay hat sich in Sachen Einfallslosigkeit wieder mal selbst übertroffen. Gestern veröffentlichte Trendmood – ein Instagram-Account für Beauty Releases – die ersten Bilder der neuen Naked Palette. Als Inspirationsquelle diente Urban Decay dabei die Wüste. Nicht besonders originell. Insbesondere die Umsetzung. Ein bisschen Schlangenoptik, Standard-Brauntöne, gedämpfte Schimmer-Shades und zwei blau-grüne Farben als vermeintliche Eyecatcher, um die Faulheit ihrer Schöpfer zu kaschieren.
Urban Decay präsentiert: Naked Wild West.
Hörst du die Shitty Flute im Hintergrund?
Die Beauty-Community offenbar auch. Denn die Kommentare unter dem Ankündigungs-Post sind interessanter als die Palette selbst.
They really thought that putting one shade of green makes it not the most boring and already done before pallet.
Euphorie klingt anders.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wieso ich mich genau über diese Palette so aufrege. Ist schliesslich nicht die erste 08/15-Palette mit stolzem Preis. Nun gut, ich bin ohnehin nicht der grösste Fan der Naked-Reihe und deshalb schnell damit zu reizen. Ich wäre aber bereit gewesen, mich von einem kreativen, neuen Launch mitreissen zu lassen und der Marke eine neue Chance zu geben.
Die Stimmen aus der Community fühlen mit mir.
I’m bored.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die (Erfolgs-) Geschichte der Naked-Reihe, um zu verstehen, woher die enttäuschte Stimmung in der Kommentarspalte kommt. Im Jahr 2010 releaste der edgy Brand Urban Decay seine erste Naked-Palette. Eine verhältnismässig brave Palette für die sonst so bunte Marke. «Naked 1» feiert grossen Erfolg. Laut Refinery29 spülte die Palette über eine Milliarde Dollar in die Kassen Urban Decays. Spülte, Präteritum. Die Kultpalette wurde nach acht Jahren – wieso auch immer – aus dem Sortiment genommen. Die Trauer war gross. Das meine ich nicht im übertragenen Sinne.
Die Leute waren wirklich traurig.
Urban Decay selbst veröffentlichte damals sogar ein Beerdigungsvideo mit namhaften Persönlichkeiten aus der Beauty-Szene, die um einen Sarg versammelt, das Ableben der Palette beweinten.
Naked 2 und Naked 3 kamen auf den Markt. Auch ziemlich erfolgreich. Nicht zuletzt, weil sie dem Thema «Naked» – also erdigen, hautnahen Farben – treu blieben. Das Konzept machte Sinn. Auch Naked Heat, eine sehr warme, dunkle Palette reihte sich später ein. Dann beging Urban Decay aber einen Fehler. Sie begannen, die Reihe auszuschlachten. Sie fingen an, Paletten zu kreieren, die sich nur noch teilweise mit dem Grundgedanken der «Naked»-Reihe deckten. Die Farbeschemen gerieten ausser Kontrolle. Das Label dient seither nur noch als Verkaufsgarant. In der Zwischenzeit «beglückte» uns Urban Decay mit Naked Smoky, Cherry, Honey, Reloaded sowie Ultraviolet.
Und jetzt Wild West.
Zwar bewegt sich die neue Palette wieder näher am Farbschema, für das die Naked-Paletten einst geliebt wurden, doch Urban Decay hat etwas Wichtiges vergessen.
Es ist 2021.
Auf dem Markt findest du hunderte von Paletten mit ähnlichen Farben. Zu tieferen Preisen. Und vermutlich mit besserer Qualität. Früher war das anders und nur deshalb waren die Paletten ein Hit.
They just need to drop the naked theme.
Mit dem Nacktsein hat es sich ausgelutscht. Es ist Zeit, die alte Cashcow im Stall zu lassen.
Deshalb liebes Urban Decay-Team: Lasst die «Wild West»-Palette die letzte ihrer Sorte sein. Ich habe mit der Naked-Reihe abgeschlossen und hoffe, ihr könnt es auch.
We need to normalize moving on
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.