
Hintergrund
Die Penguin Ski- und Snowboardkleidung entstand aus der Leidenschaft fürs Freeriden
von Siri Schubert
Die Modedesignerin Franziska Schlupski verkörpert die 50er Jahre nicht nur, sondern macht diese mit ihrem Vintage-Label Prettie Lanes einem breiten Publikum zugänglich.
Ein roter Schmollmund, ein akkurat gezogener Lidstrich und ein florales Petticoat-Kleid, das ihren Körper sanft umspielt – Franziska Schlupski ist der Inbegriff der amerikanischen 50er. Angefangen hat die Leidenschaft im Teenageralter, erst mit der Musik von Elvis und dann mit den Filmen von Marilyn Monroe. Die Ästhetik dieser Ära spricht sie sofort an. Heute trägt Franziska nur selten moderne Kleidung. Viel lieber kombiniert die Ostdeutsche Vintage-Stücke. Es gibt aber auch Tage, an denen sie in einem Tanktop, Slippers und einer Jogginghose unterwegs ist, zum Beispiel wenn sie mit ihrem Hund Henry Gassi geht. «Meine Trainerhose hat einen High-Waist-Schnitt, der die Taille betont», verrät sie augenzwinkernd. So schwingt auch in vermeintlich modernen Fashion-Momenten ein Hauch von Retro mit.
Diese Passion hat sie zum Beruf gemacht. Ihr Fashionlabel Prettie Lanes steht für authentische Mode aus den 50ern. Ihre limitierten Stücke sind so authentisch, dass sie echter Vintage-Mode zum Verwechseln ähnlich sehen. Das verwundert nicht, da sie für ihre Kreationen auf dieselben Stoffe, Passformen sowie handgemachte Details setzt. Selbst die damals üblichen Nähte empfindet sie perfekt nach. «Ich studiere echte Vintage-Stücke und Schnittmuster genau, damit meine Kollektionen den Stil der 50er bestmöglich wiedergeben. Auch wenn sie eigentlich neu sind.» Zu ihrer Kundschaft zählen Frauen, die Freude an femininer Retro-Mode haben. Diese haben oft Mühe damit, passende Vintage-Stücke aufgrund ihrer Statur zu finden. «Denn die Frauen waren damals sehr schmal. Auf Wunsch mache ich deshalb auch Massanfertigungen.» Männermode hat sie bisher noch keine entworfen, da ihr das nötige Know-how fehlt.
Als Franziska Schlupski zum ersten Mal hinter einer Nähmaschine sitzt, ist sie elf Jahre alt. Beim Hantieren mit Stoffen und Nadeln bekommen ihre Puppen neue Outfits und sie selbst ein Gespür für Farben und Materialien. «Statt mit meinen Barbies zu spielen, habe ich sie gerne an- und ausgezogen», erzählt Franziska lachend. «Nach einigen Fehlversuchen und Learning by Doing tastete ich mich an Taschen und Kissenbezüge ran.» Kleider für sich selber näht sie erst mit 16. Zu stark sind die Zweifel am eigenen Talent.
Das ist auch einer der Gründe, warum die Ostdeutsche nach dem Abitur nicht Modedesign, sondern «Leisure and Tourism Management» in Stralsund studiert. Nach einem Auslandssemester in der Schweiz beschliesst sie, in Zürich zu bleiben. Dem Nähen schwört sie nie ab. Im Gegenteil: Für die Kreative ist das der ideale Ausgleich zum Berufsalltag. Das Schneiderhandwerk bringt sie sich in all den Jahren nebenher selbst bei.
Weil sie immer wieder von Passanten auf ihre Kleidung angesprochen wird, merkt sie, dass die Nachfrage für Retro-Mode besteht. «2015 habe ich den Entschluss gefasst, mein Label Prettie Lanes zu gründen.» Erst berufsbegleitend, zwei Jahre später muss sie sich zwischen ihrem Job oder ihrem eigenen Brand entscheiden. Der Fall ist klar: Sie hängt ihre Stelle im Backoffice an den Nagel.
Das Prettie-Lanes-Team besteht aus einer Person: Franziska. Von der Idee für die einzelnen Entwürfe übers Schneidern bis hin zum Versand und der Bewirtschaftung ihres Onlineshops ist die Designerin für jeden Arbeitsschritt verantwortlich. Dass sich das Atelier in ihrer Wohnung befindet, ist nicht nur aus Kostengründen von Vorteil. «Nach dem Aufwachen ziehe ich meinen weissen Nähkittel an, schnalle mir das Nadelkissen um mein Handgelenk und werfe mir das Massband um den Hals.» Dann sieht sie sich die neuesten Bestellungen an und checkt, ob sie genügend Stoff an Lager hat. Jetzt ist sie bereit, für das Bearbeiten und Nähen der Aufträge.
Für Fast-Fashion hat die Deutsche nichts übrig. Sie setzt lieber auf Klasse statt Masse. «Dafür, dass ich Mode entwerfe, ist mein Kleiderschrank überschaubar und klein.» Slow-Fashion lautet ihr Motto: Sämtliche Prettie-Lanes-Stücke produziert Franziska erst nach Bestelleingang von Hand in ihrem Atelier in Zürich. Aus diesem Grund muss ihre Kundschaft mit einer Lieferzeit von circa zehn Wochen rechnen. Dafür ist jedes Stück individuell und nachhaltig.
«Umweltfreundlichkeit sollte selbstverständlich sein und nicht das ausschlaggebende Verkaufsargument eines Modelabels.» Deshalb setzt die Designerin bei ihren Entwürfen auf nachhaltige und langlebige Materialien wie Naturstoffe und Metall-Zipper. Dabei verzichtet sie auf Dinge wie Klebeband aus Plastik, Luftpolsterfolie, Polyester und Elasthan.
Auf die Frage, was sie schon immer einmal designen wollte, antwortet Franziska strahlend: «Couture-Abendkleider im Vintage-Stil.» Mit ihrer rechten Hand zeigt sie auf zwei Schaufensterpuppen, die in Tüll und Seide gekleidet sind. «Diesen Wunsch habe ich mir nun endlich erfüllt». Ihr Zweitlabel «Franziska Schlupski» steht für Hochzeitskleider und Red-Carpet-Mode nach Mass. «Hier kann ich noch kreativer als bei Prettie Lanes agieren, da ich nicht zwingend aufs Budget achten muss.» Damit geht für die Modemacherin ein Traum in Erfüllung. Trotz anfänglicher Selbstzweifel am eigenen Talent gibt's also doch noch ein Happy End.
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Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.