
News & Trends
Ducati Diavel 1260 Lamborghini: Goodbye, Kupplung. Hallo, Lupe.
von Dominik Bärlocher
Supercars sind teuer, schnell und niemand weiss so genau, was ein Supercar ist. Ende der Geschichte. Nein, nicht ganz. Ein Versuch der Klassifizierung mit der Galaxus-Community.
Es ist User Anonymous – also jemand, der seinen Namen nicht auf Galaxus sehen will –, der oder die gefragt hat, was denn eigentlich ein Supercar ist.
Was definiert ein Supercar eigentlich?
Easy. Oder auch nicht. Aber fangen wir mal unten an, denn wo sich die Menschheit nicht wirklich einig ist, was ein Supercar ausmacht, sind sich alle einig, dass eine gewisse Leistung dazugehört. Auch folgt hier keine exakte Rangliste, sondern mehr so eine grobe Übersicht über Autoklassifikationen, die nicht wirklich zwingend an bestimmte Faktoren gebunden sind.
Ganz unten an der Nahrungskette von Glanz und Gloria steht das normale Auto. Das sind die Kias, die Opel, die Ford Fiestas. Schau dir einen beliebigen Migros-Parkplatz an und du siehst easy ein Dutzend davon.
Sie sind entweder mit Benzin betrieben oder neuerdings auch zunehmend elektrisch.
Das sind die Autos, die elektrisch sein müssen in Zukunft. Denn diese Fahrzeuge sind, ähnlich wie ein Ford Transit, mehr als Werkzeug zu verstehen denn als Lebensgefühl. Es sind die Fahrzeuge, die am Mittwochmorgen im Stau stehen auf der Zürcher Hardbrücke und mit laufendem Motor rumtuckern ohne Sinn und Verstand. Moderne Automaten mit ihrem automatischen Standby-Modus tun zwar, was sie können, aber keiner kauft sich ein neues Auto, nur weil es leicht weniger tuckert.
Aber ehrlich? Elektromobilität ist noch etwas zu teuer um wirklich alltagstauglich zu sein. Der JAC e-S2 nennt sich das «wohl billigste Elektroauto der Schweiz», liegt aber preislich nach wie vor über den meisten Verbrennern mit vergleichbaren Spezifikationen.
Elektro-Rant beiseite: Normale Autos sind halt genau das, was du dir denkst. Normale Autos.
Ab jetzt wird es etwas vage, denn nur schon beim Begriff «Sportwagen» ist sich niemand so recht einig. Ausser die Marketing Departments der Autohersteller. Generell gilt: Ein Sportwagen ist ein Auto, bei dem der Fahrspass beim Design höher gewichtet wird als die Alltagstauglichkeit. Weil wir aber keine klare Linie ziehen können, haben auch Sportwagen Alltagstauglichkeit. Es ist möglich mit einem Ferrari 488 in der Migros einkaufen zu gehen, genau wie mit einem JAC e-S2.
Sportwagen sind Autos, die so aussehen, als ob sie auf die Rennstrecke kommen könnten. Veränderte Versionen des Fahrzeugs sind sogar auf der Rennstrecke zu finden. Hier wird zum ersten Mal wichtig, wo der Motor im Auto verbaut ist. Die Position des Motors kann das Handling eines Fahrzeuges massiv beeinflussen, denn das Gewicht der Maschine verschiebt sich völlig.
Der Motor kann entweder vorne verbaut sein. Da, wo du einen Motor vermuten würdest. Oder hinten, wie beim Porsche 911. Bei Motoren, die nicht vorne sind, wird es spannend, denn da wird generell in zwei Kategorien unterschieden:
Aber auch hier sind die Grenzen fliessend. Es gibt normale Autos, die recht schnittig daherkommen und Sportwagen, die an der Grenze zum Supercar sind. Dann gibt es SUVs, die einem Sportwagen in keinster Weise nachstehen.
Irgendwann kommt der Moment im Leben, an dem das normale Auto nicht reicht und der Zweitwagen – Sportwagen natürlich – auch zu klein ist, um die Goofen ins Fussballtraining zu fahren. Dann muss ein SUV her. SUV ist eine Abkürzung und steht für Sports Utility Vehicle.
Da gibt es hübsche SUVs wie den Seat Tarraco, den BMW X3 und den Hyundai Tucson, die stark normalen Autos nachempfunden sind. Schöne, geschwungene Formen, Luxus innen. Dann sind da die Grossväter der SUVs, die Jeeps, die nicht nur Marke sondern Fahrzeugtyp sind. Da ist der Mitsubishi Pajero, der namensgebende Jeep und – das beste Auto ever – der Toyota Land Cruiser. Aus den 1970ern, versteht sich.
Zwischen normales Auto und SUV fällt irgendwo noch die Kategorie Crossover, die weder Fisch noch Vogel ist, sich aber gut verkauft. Das macht die Abgrenzung dann noch etwas komplizierter, aber eben, fliessende Grenzen und so.
Jetzt kommen wir endlich zu Anonymous' Frage, was ein Supercar ist. Supercars sind niedrig. Du sitzt fast am Boden. Der Motor ist hinter dir. Jede PS in deinem Auto ist präzis so verbaut, dass es möglichst in den Teer gehauen wird. Der Lamborghini Huracan zum Beispiel klebt während der Fahrt am Boden.
Die Alltagstauglichkeit ist praktisch verschwunden. Ein Supercar, wenn denn für die Strasse zugelassen, ist etwas, das du am Sonntag ausfährst und darauf hoffst, keine zu hohen Buckel zu erwischen. Einkäufe sind undenkbar, denn jeder Kubikzentimeter Fahrzeug wird ausgenutzt, um das letzte bisschen Kraft und das letzte bisschen Performance aus dem Auto zu holen. Ein Lamborghini kommt natürlich mit einem entsprechenden Preisschild, das offenbar bei 208 000 Franken beginnt und nach oben offen ist.
Geschwindigkeit wird bei Supercars gross geschrieben. Wo bei normalen Autos die 0-100-Zahl zum Ausdruck der Kraft benutzt wird, ist sie bei Supercars eine Frage des Stolzes. Ein Koenigsegg Gemera – ein Hybrid mit einem Preisschild von 1.9 Millionen Franken – schafft es aus dem Stand in 1,9 Sekunden auf 100. Was soll sonst passieren bei 1703 PS auf 1850 Kilogramm Auto?
Nebst den Rennwagen gibt es dann noch die Super-SUVs, wo eigentlich nur der Lamborghini Urus gross auftrumpft. Oder der Ford F-150 Shelby, vielleicht noch.
Wenn die Europäer schon fette Autos machen – Lamborghini stammt aus Italien, Koenigsegg aus Schweden –, dann müssen die Amerikaner noch fettere Autos machen. Dies passiert im Normalfall in Form von zwei Dingen:
Ein American Muscle Car wird in der Regel von einem V8 Motor mit hohem Verbrauch betrieben. Ein Dodge Challenger Hellcat leistet 717 PS bei einem Verbrauch von 6.2 Liter, ein Ford Mustang Shelby Supersnake sogar 825 PS bei einem Verbrauch von 5.0 Litern, aber geschickt verbautem Turbolader und noch geschickterem Tuning.
Zu den American Muscle Cars gehören der Ford Mustang, der Dodge Challenger, der Chevrolet Camaro und der Pontiac Firebird. Sie liegen nicht zwingend supertief am Boden, haben aber in der regulären Version genügend Komfort-Features, um mit einem Familienauto mithalten zu können – Dodge verbaut sogar Getränkehalter, die dein Getränk kühlen oder heizen – und rumpeln schön laut und brummig.
Aber: Wo Supercars bei jenseits von 300 km/h so langsam warm werden, ist zum Beispiel bei einem 2016 Ford Mustang GT350 Shelby bei 285,7 Kilometern pro Stunde im 5. Gang Schluss. Und 11 000 Umdrehungen tun einem V8-Motor auch nicht besonders gut.
Oder man geht gleich noch ne Kategorie weiter: Hypercars.
Wenn du bei einem Hypercar nach dem Preis fragen musst, dann kannst du es dir eh nicht leisten. Der vollelektrische Pininfarina Battista kommt dich etwa 2,2 Millionen Franken zu stehen – ein Schnäppchen, übrigens – und du erhältst dafür Technologie, die gerade noch knapp als Auto und nicht als Jet oder Raumschiff durchgehen kann. Das Chassis besteht aus Carbon, mit einer Aluminiumstruktur, die bei Unfällen leben retten soll. Steuerrad? Carbon. Die vier Elektromotoren – pro Rad einer – bringen 1877 PS oder 1400kW Leistung bei einem Drehmoment von 2300 Newtonmetern.
Der Battista kommt aus dem Stand in unter 2 Sekunden auf 100, in 12 Sekunden auf 300 und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 350 Kilometern pro Stunde. Es werden weltweit nur 150 Fahrzeuge hergestellt. Von Hand. In Italien. Bis die Farbe so auf der noch exklusiveren Anniversario-Edition ist, wie du sie dir kaufst, muss das Auto dreimal komplett auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt werden. Warum? Egal, das ist ein Hypercar. Wenn du fragen musst, dann verstehst du das einfach nicht.
Die Superreichen dieser Welt finden den Pininfarina Battista so gut, dass der Hersteller die Fahrzeuge gleichmässig auf der Welt verteilt. Bevor das Auto offiziell vorgestellt wurde, waren bereits 60 davon verkauft. Ein Hypercar vereint Leistung, Luxus, Exklusivität und vor allem eines: Reputation. Denn wer einen der Battistas ergattert, der kann damit bei der nächsten Party seiner superreichen Freunde angeben wie kein Zweiter, selbst wenn die Kia-Fahrer auf dem Migros-Parkplatz nicht mal wissen, was ein Pininfarina ist.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.