Produkttest

Der Highend-Heizhandschuh Snowlife Heat GTX

Michael Restin
10.12.2019

Der Snowlife Heat GTX ist schon ohne Heizung ein sehr guter Handschuh. Auf Knopfdruck liefert er in drei Stufen zusätzliche Wärme. Manchmal auch ungewollt.

Ich liebe den Winter. Aber ich gehöre leider nicht zu den Leuten, die selbst bei klirrender Kälte noch wunderbar warme Hände haben. Stattdessen habe ich mit klammen Fingern und rissiger Haut zu kämpfen. Da kam es mir gelegen, dass ich vergangene Saison ein paar Tage lang mit dem Snowlife Heat GTX unterwegs sein durfte. Beheizbare Handschuhe hatte ich vorher noch nie getragen. Ähnlich hochwertige Modelle auch nicht. Entsprechend neugierig war ich auf den Komfort der teuren Teile.

Die Schweizer Marke «Snowlife» ist in Klosters zuhause. In den 1970er-Jahren von Ex-Rennfahrer Nando Pajarola gegründet, konzentriert sie sich seit 2005 voll auf die Herstellung hochwertiger Handschuhe. Das Modell Heat GTX kommt standesgemäss in einer Transporttasche, die neben den Handschuhen auch Platz für das USB-Ladekabel und die Lithium-Akkus bietet. Je zwei davon finden in den Stulpen Platz, voll geladen sollen sie bis zu 13 Stunden lang durchhalten.

Die flachen Akkus verschwinden an der Innenseite des Handschuhschafts. Zum Aufladen kannst du einfach das Kabel umstecken.
Die flachen Akkus verschwinden an der Innenseite des Handschuhschafts. Zum Aufladen kannst du einfach das Kabel umstecken.

Was auf den ersten Blick nach Kabelsalat aussieht, ist bei genauerem Hinsehen gut gelöst. Je zwei Akkupacks sind über ein zusammenlaufendes Kabel mit dem Heizsystem verbunden. So sind sie flach und das Zusatzgewicht ist gleichmässig verteilt. Zum Aufladen muss ich nur ein Kabel pro Handschuh umstecken. Es lässt sich einfach aus dem Reissverschlussfach ziehen, in dem die Akkus untergebracht sind. An das beiliegende Spezial-Ladekabel schliesse ich alle Akkus zum Aufladen gleichzeitig an. Wenn ich erst einmal alles verstaut habe, ist das eine ordentliche Sache. Auf diesem Weg oder so ähnlich lösen es auch andere Hersteller wie zum Beispiel Ziener.

Klobige Akkus sind kein Grund mehr, auf Handschuhe mit integrierter Heizung zu verzichten. Apropos klobig: Ich bin kein Freund von Fäustlingen. Die halten zwar besser warm, dafür verwandeln sie deine Hände in Pfoten. Es gibt den Heat GTX auch als Fausthandschuh. Weil mir die Fingerfertigkeit wichtig ist und ich die Handschuhe nicht ständig an- und ausziehen will, habe ich mich für die Fingerhandschuhe entschieden. Wenn sie schon beheizt sind, sollte die Kälte auch bei dieser Variante keine Chance haben. An der Innenfläche und am Handrücken ist weiches Ziegenleder verarbeitet. Atmungsaktiv, warm und leicht sollen sie dank Gore-Tex Membrane und Primaloft-Isolationsschicht sein. Über einen Knopf am Handrücken kann ich in drei Stufen die Heizung zuschalten, deren wärmende Elemente an den Fingerspitzen sitzen.

Hier gibt's auf Knopfdruck warme Finger.
Hier gibt's auf Knopfdruck warme Finger.

Solange die Heizung ausgeschaltet ist, merke ich nichts davon, dass Drähte im Handschuh verlaufen. Ich fühle das weiche Innenfutter und bist beweglich, so wie es sein soll. Auch das etwas höhere Gewicht von 862 Gramm stört mich nicht. Ein grosser Teil davon sitzt in den langen Stulpen, wo sich die Akkus befinden. Die lassen sich in engeren Jackenärmeln nicht so leicht verstecken. Ich habe Glück, bei mir ist das kein Problem. Dafür spielt mir das Wetter anfangs nicht in die Karten. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt spüre ich gar nicht das Bedürfnis, die Heizung einzuschalten. Die Handschuhe sind auch so warm genug, halten auch im nassen Schnee dicht und sind relativ schnell wieder trocken.

Vom Defrost-Modus bis zu glühenden Fingerspitzen

Natürlich drücke ich trotzdem gleich am ersten Pistentag auf den Power-Button, der sich auch mit behandschuhten Fingern einfach bedienen lässt. Die niedrigste Heizstufe erinnert mich an den Defrost-Modus meiner Mikrowelle. Mit viel Geduld passiert da was. Sie macht aber keinen entscheidenden Unterschied. Stufe zwei bringt spürbar mehr Wärme und auf der dritten glühen die Fingerspitzen. Es ist gut, dass mein Handschuh nicht allzu eng sitzt. So kann sich die Wärme besser verteilen, anstatt nur lokal für Hitze zu sorgen. Am Daumen ist am wenigsten Wärme zu spüren.

Die gewählte Heizstufe wird dir über drei kleine rote LEDs unterhalb des Wahlknopfs angezeigt. Und beim Blick auf den Handrücken erlebe ich immer wieder Überraschungen. Ich erhöhe mehrfach unabsichtlich die Heizleistung oder schalte sie versehentlich aus. Keine Ahnung, was ich beim Skifahren und Liften mit meinen Händen mache. Auf jeden Fall wünsche ich mir einen Lock-Modus, der vor solchen Versehen schützt. Sie rächen sich an dem Tag, auf den ich gewartet habe.

Klirrende Kälte. Das Thermometer fällt in den zweistelligen Minusbereich, eisiger Wind sorgt zusätzlich für garstige Bedingungen. Die Leute auf den Terrassen der überfüllten Hütte wärmen ihre Handschuhe notdürftig mit ihren Spätzlipfannen, während sie essen. Ich geniesse die Heizung wie nie zuvor, an Tagen wie diesem ist sie ein Traum. Dann sind an der linken Hand die Akkus leer und ich spüre, wie die Wärme nach und nach schwindet. Nachgeladen habe ich in den Tagen zuvor nie. Schliesslich wollte ich sehen, wie lange die Heizung durchhält. Das habe ich nun davon. Den direkten Vergleich zwischen einem beheizten und einem unbeheizten Handschuh. Klamme Finger links, wohlige Wärme rechts.

Solange der Akku hält, hast du mit dem Snowlife Heat GTX auch bei sehr kalten Temperaturen warme Finger.
Solange der Akku hält, hast du mit dem Snowlife Heat GTX auch bei sehr kalten Temperaturen warme Finger.

Fazit

Der Snowlife Heat GTX bietet hohen Komfort und ist sehr gut verarbeitet. Ein schöner Handschuh, der weder zu schwer noch zu steif ist. Wähle ihn nicht zu eng, damit sich die Wärme verteilen kann. Der Grössenrechner des Herstellers hat mich zum passenden Modell geführt. Die Heizung bringt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt etwas Extra-Komfort und ist an richtig kalten Tagen ihr Geld wirklich wert. Da du über den Ladestand der Akkus (3.7 V / 3600 mAh) nur mutmassen kannst, solltest du sie abends regelmässig nachladen und während des Tragens immer mal wieder checken, ob noch alles so eingestellt ist wie du das willst. Generell wird die Laufzeit mit dem Alter der Akkus, den Umgebungsbedingungen und der gewählten Stufe ziemlich schwanken. Oft genügt es, die Handschuhe etwas vorzuwärmen und dann wieder auszuschalten. So hatte ich bei Temperaturen im niedrigen Minusbereich immer warme Finger.

Letztlich läuft es auf eine Frage hinaus, die du dir nur selbst beantworten kannst: Was ist dir dieser Komfort wert? Es gibt günstigere Modelle, aber Akkus und Heiztechnik haben immer ihren Preis. Hier findest du alle beheizbaren Handschuhe im Sortiment.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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