

Frosty Fingers: Velohandschuhe «Evo» von Assos im Test

Ich tippe diese Zeilen mit sehr kalten Fingern. Schuld daran sind die Velohandschuhe «Evo». Sie versagen bei Temperaturen in der Nähe der Null-Grad-Grenze. «Speziell für den Winter konzipiert», sagt Hersteller Assos. «Das stimmt nicht», sage ich.
Der «Evo» macht einige Dinge richtig gut. Er ist ein guter Freund geworden auf der täglichen 14-Kilometer-Fahrt ins Büro. Nur nicht, wenn es draussen knackig kalt ist. Bedeutet: um die null Grad oder leicht darunter. Nach einer verfrorenen Handvoll Fahrten steht mein Urteil fest: Assos verkauft den «Evo» zwar als Winterhandschuh, er ist aber keiner.

Schon nach 15 Minuten sorgt der Fahrtwind für eiskalte Finger. Da hilft auch die von Assos propagierte «zusätzliche Isolierungskraft» nicht, genauso wenig das spezielle «Thermotextil». Zwar sind die «Evos» wegen des Materials mit 25 Gramm pro Handschuh echte Leichtgewichte. Aber die Grenzen der Physik gelten eben trotzdem.
Zuerst hatte ich den Verdacht, die Handschuhe seien entgegen der Beschreibung von Assos nicht winddicht. Um das herauszufinden, habe ich bei einem Handschuh die Finger mit Klebeband abgedichtet. Der Effekt: kaum spürbar. Das Malerkrepp hat keinen zusätzlichen Windschutz generiert. Die Finger waren an beiden Händen gleich schnell wieder kalt.

Also ist das Problem die Isolation. Sie reicht schlicht nicht aus. Fahrtwind verschärft das Problem zusätzlich; dadurch erhöht sich die Konvektion. Vereinfacht gesagt, bläst der Wind das bisschen Restwärme, das von meinen Finger ausgeht, sofort davon. Weil zudem jeder Finger einzeln in einer Stoffhülle steckt, hat der Fahrtwind mehr Angriffsfläche als bei Handschuhen im Krabben-Scheren-Design. Bei denen können sich immer noch ein paar Finger gegenseitig wärmen.

Um es ganz deutlich zu sagen: Der «Evo»-Handschuh ist ein Fehlkauf. Ich hatte aufgrund der Beschreibung erwartet, im Winter mit warmen Fingern im Büro anzukommen. Dafür brauche ich definitiv ein anderes Modell.
Warten auf wärmeres Wetter
Die «Evo»-Handschuhe warten derweil auf bessere, etwas wärmere Zeiten. Steigt das Thermometer auf mindestens sechs, sieben Grad und ich aufs Velo, dürfen sie mit. Dann freue ich mich über die gute Verarbeitung. Die Handschuhe sitzen dank 15 Prozent Elasthan-Anteil schön eng am Handgelenk, schneiden aber nicht ein. Der Stoff umschliesst die Finger gut, lässt mir aber ausreichend Bewegungsfreiheit fürs Schalten und Bremsen. Auch den Reisverschluss der Jacke kann ich erfühlen und benutzen.
Während der Fahrt sorgen aufgenähte Polster an der Handinnenfläche für einen komfortablen Griff am Lenker. Sie verhindern ausserdem, dass ich verrutsche. Mir gefällt, dass Assos einen blauen Faden verwendet hat – aber das ist Geschmackssache.

Meine Zweifel, dass der «Evo» winddicht ist, habe ich oben beschrieben. Dass er wasserdicht ist, stimmt jedoch. Bei leichtem Regen auf Testfahrten perlt das Wasser vollständig ab.

Ich fahre mit dem iPhone als Velocomputer. Mit dem «Evo» kann ich auch während der Fahrt auf dem Touchscreen wischen und drücken, wenn ich möchte, und natürlich nur, wenn ich dafür meine Fahrt kurz unterbreche. Aus Sicherheitsgründen. Beide Zeigefinger und beide Daumen haben ein Touchscreen-fähiges Stück Stoff an der Spitze. Damit kann ich zwar keine filigranen Kunstwerke zeichnen oder E-Mails tippen. Aber für die wichtigsten Swipes und Touches reicht es allemal. Schwieriger ist die Zwei-Finger-Geste. Dafür sitzt das Touch-sensitive Stück Stoff am Daumen an der falschen Stelle.
Fazit
Winter-Handschuhe? Okay, ich trage sie im Frühling
Pro
- Innenhand-Polsterung
- Touchscreen-Zeigefinger
- verlängertes Bündchen am Handgelenk
- gute Verarbeitung
- angenehme Passform
Contra
- nicht winddicht
- als «Winter»-Handschuh untauglich


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.