
Hintergrund
Ford F-150 Shelby: 200km grosser blöder Spass
von Dominik Bärlocher
Ford hat angekündigt, den Ford F-150 Pickup Truck elektrisch zu machen. Damit gibt der Hersteller einen Traditionsnamen für ein finanziell riskantes Abenteuer her. Mit Marketing und Image versucht Ford schon zwei Jahre vor dem Launch, 700 Millionen Investment abzufedern.
Der wohl stärkste Truck der Welt soll ab 2022 vom Podest gestossen werden. Denn Ford wird in diesem Jahr ein Modell des F-150 auf den Markt bringen, der sogar die übermotorisierte Shelby-Version des Trucks in den Schatten stellen soll.
Der Ford F-150 wird elektrisch.
Damit geht Ford nicht nur einen Schritt in die Zukunft ohne Benzin, sondern versucht früh, sich ein Stück vom Kuchen der Elektro-Trucks abzuschneiden.
Die Autoindustrie ist, abgesehen von ein paar veralteten Unternehmen, entweder fix im Elektromarkt angekommen oder kurz vor dem Markteintritt. Da sind der Hyundai Kona, der JAC e-S2, der BMW i3, der Jaguar i-Pace und so weiter.
Und Tesla.
Tesla hat mit der Enthüllung des Cybertrucks der Welt gezeigt, dass da noch ein Markt ist: Der laute, grosse, uramerikanische Truck kann auch elektrisch sein. Schnell sind dann erste «Aber die sind auch schon dran»-Firmen aufgetaucht. Rivian, zum Beispiel, deren Pickup mit dem Namen R1T Ende 2020 erscheinen soll. Der Cybertruck wird anno 2022 über die Strassen der USA rollen. Erste Eindrücke lassen vermuten, dass er in der Schweiz einen harten Stand in Punkto Strassenzulassung haben wird.
Ebenfalls 2022 soll der F-150 in Elektrisch kommen. Anders als der Ford Mustang Mach-E hat Ford noch keinen Namen bekanntgegeben. F-150 Mach-E klingt aber gut, denke ich.
Wenn dann die Pickup Trucks revolutioniert sind, dann kommt der Lastwagen. Tesla arbeitet bereits an seinem Semi-Lastwagen. Der Nikola One soll dem schon mal präventiv in die Waden beissen. Übrigens: Haha. Nikola Tesla. Lustig. Frech.
Wo andere Hersteller ganze, neue Fahrzeuglinien schaffen oder im Falle von VW in Form von JAC ganze Firmen aufkaufen, gibt Ford seine Traditionsnamen her, um den Marktwert der Electric Vehicles zu steigern. So geschehen mit dem Ford Mustang Mach-E. Der Mustang hat im Alleingang einen ganzen Fahrzeugtyp benannt. Das Pony Car ist ein strassentaugliches Auto, das auf Performance und Ansehnlichkeit optimiert wird. Sprich: Der Mustang hat das «coole Auto» erfunden.
Wenn jetzt das coole Auto elektrisch wird, dann hat das automatisch mehr Gewicht als wenn Ford den «Ford ElectroVolt» oder was auch immer auf den Markt bringt. Das lässt sich vermarkten wie nichts anderes. Ford gibt sich das auch hart.
So kitschig dieses Video auch sein mag, so gut funktioniert es. Die Logik in der Narrative ist schlüssig, macht Lust auf mehr und irgendwie vergisst du, dass aus dem ultracoolen, sportlichen Pony Car eine Art SUV geworden ist.
Der F-150 Mach-E trägt den Namen des «grössten Geldmachers» des Konzerns. Der laute, grosse und starke Truck soll sich in seiner Elektroversion vom Benziner eine Scheibe abschneiden.
Doch alleine mit Marketing ist es nicht getan. Ford muss investieren, denn die Technologie unter der Motorhaube ist teuer. Offene Standards gibt es noch nicht. Open Source Motoren, das wäre was. Marketingtechnisch wertvoll rüstet Ford seinen Rouge-Komplex auf. Für 700 Millionen US-Dollar wird ein Teil der 92-jährigen Fabrik auf die Herstellung der EVs umgerüstet. Ist das riskant? Ja. Aber mit der Namensgebung und der konsequenten Berufung auf Tradition und dem Statement «das wird allermindestens genau gleich, aber eigentlich ganz sicher besser als der Benziner» versucht Ford, das Risiko schon zwei Jahre vor dem Launch zu minimieren.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.