

Delta Q Rise: Kapselkaffee von ganz unten
Kapselkaffee ist praktisch, geschmacklich aber mittelmässig. Mit einem neuen Patent will Delta Q mit der «Rise» dem Kaffee mehr Geschmack einhauchen. Das ist nicht mehr als ein schlechter Taschenspielertrick.
Man hat im Hause Delta Q für die «Rise» extra den bekannten Designer und Architekten Philippe Starck ins Boot geholt. Die Idee: Der Kaffee fliesst durch ein Ventil von unten durch den Boden in die Tasse. Diese steht auf der eiförmigen und zudem ziemlich grossen Maschine, die eher an eine Airfryer oder eine Blumenvase erinnert.

Keine Frage: Es sieht beeindruckend aus, wenn der Espresso «verkehrt herum» in die Tasse läuft. Ich verliere das Interesse daran aber genauso schnell wie mein dreijähriger Neffe das Interesse am Spielzeugauto, das ich ihm geschenkt habe. Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack. Im übertragenen Sinn, als auch im wortwörtlichen.

Quelle: Valentina Sproge
Gar nicht mal so stark, Philippe
Für die Maschine braucht es spezielle Tassen mit Ventil. Im Lieferumfang befinden sich: zwei kleine und zwei grosse Tassen. Das war’s. Weitere Tassen musst du im Viererset dazukaufen. So geht Abzocke Upselling.
Philippe Starck verspricht in einer handgeschriebenen Notiz, dass der Geschmack des Kaffees sich durch die Technologie viel besser entfalte. Der Leistungsausweis von Starck im Küchenbereich lässt nichts Gutes vermuten. Bekannt ist er für eine Zitronenpresse von Alessi, die aussieht wie eine Requisite aus «War of the Worlds» – und unbrauchbar ist.

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Ein Schluck vom umgekehrten Kapselkaffee gibt Gewissheit: Philippe, lass die Finger von Küchengadgets! Der Kaffee unterscheidet sich im Geschmack in keiner Weise von Nespresso oder Coffee B. Profillos, bitter und mit flachen, nussigen Noten schmeckt die getestete Kapsel der stärksten Stufe «Mythiq». Kapselkaffee halt, aber sicher nicht die versprochene Revolution.
Warum also so eine teure Maschine? Die Kapseln passen nämlich in die ganz normalen Delta-Q-Maschinen, die es für ein Bruchteil des Preises der Delta Q «Rise» gibt. Die sind zudem kleiner im Formfaktor und verfügen über eine Milchfunktion.

Quelle: Valentina Sproge
Der Vollständigkeit halber erwähne ich hier noch, dass der Wassertank und der Abfalltank viel zu klein sind und dass Kaffee in drei Grössen auf Tastendruck heraufbeschwört werden kann. Ganz witzig finde ich den Kapseleinwurf, der die runden Dinger frisst, als wäre es ein kleiner Schlund.

Quelle: Valentina Sproge
Fazit: Total unbeeindruckend
Die «Rise» ist ein viel zu grosses oranges Ei, das in der Küche rumsteht, bis es seinen Zaubertrick vorführt und eine Tasse von unten füllt. Ich kann mir vorstellen, dass das im Sitzungszimmer eines KMU in der Autozulieferer-Branche für Aufregung und Staunen sorgen mag. Mich beeindruckt das aber überhaupt nicht.
Meinen Rant in Kurzvideoform (im Hochformat) gibt es hier:
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.