Hintergrund

Darum habe ich die «sündhaft teure» LED-Pflanzenlampe gekauft

Martin Jud
14.12.2023

Meine Liebe zu Mary Jane ist gross. Daher habe ich ein neues Cannabis-Zucht-Setup gekauft. In diesem Artikel gehts um LED-Technologie und warum ich eine auf den ersten Blick zu starke und sündhaft teure Lampe einsetze.

Während andere abends ein Feierabendbierchen zwitschern, gönne ich mir verdampftes Cannabis, Haschisch oder einen halben Space Cookie. Allerdings ist gutes Gras, wie lange gereifter Wein, teuer. Daher verzichte ich auf den Kauf und stelle meine Blüten selber her. Das lohnt sich – und zwar selbst dann, wenn du auf etwas teureres Gärtner-Equipment setzt. Falls du dir einen Überblick über mein neues 2627.40 Franken teures Setup verschaffen möchtest, findest du die Vorgeschichte dieses Artikels hier:

  • Hintergrund

    Mein neues Cannabis-Zucht-Setup ist ein «teurer» Traum

    von Martin Jud

Nun geht's darum, warum ich die «sündhaft teure» und «zu starke» LED-Lampe Lumatek Zeus 600W Pro 2.9 gekauft habe. Wie ich für eine regelmässige Temperaturverteilung sorge und mit ihr erfolgreich im 120er-Zelt Gras ziehe, folgt in einem weiteren Artikel. In einem letzten gewähre ich dann endlich einen Blick hinters Zelt, wo Rohrventilator und Aktivkohlefilter auf umgedrehten Holzkisten ihren Job tun.

Meine Anforderungen an LED – warum ich 1220 Franken für eine Lampe ausgebe

Bei LEDs hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. In der Anfangsphase der LED-Pflanzenlampen war ihr Licht dafür verantwortlich, dass Grow-Zelte in magischem Violett erleuchteten. Das kommt daher, dass Pflanzen für Fotosynthese und Co. hauptsächlich rotes und blaues Licht benötigen.

Das Herzstück meines neuen Zelts, die neue LED-Lampe, leuchtet weiss.
Das Herzstück meines neuen Zelts, die neue LED-Lampe, leuchtet weiss.
Quelle: Martin Jud

Doch die violetten LED-Pflanzenlampen sind verschwunden. Dafür verantwortlich ist die Umstellung der Lampen-Produktion auf die sogenannte COB-Technologie. COB steht für Chip-on-Board. Dabei werden mehrere LED-Chips auf einer Leiterplatte aufgebracht. Dadurch können LED-Lampen grössere Lichtströme erzeugen, die an jeder Stelle gleich hell leuchten. Und da bei diesen das grüne und gelbe Licht nicht ausgespart wird, leuchten sie meisten weiss. Weiter senkt die COB-Technologie die Produktionskosten, benötigt weniger Platz und bietet eine bessere Wärmeabfuhr. Letzteres bedeutet konkret, dass es genügt, passive Kühlelemente einzusetzen. COB-LED-Lampen verfügen meistens über keine Ventilatoren mehr.

Die Lumatek Zeus 600W Pro 2.9 verfügt über sechs passiv gekühlte Multilichtbalken, die magnetisch haften und daher im Handumdrehen montiert oder ausgetauscht sind.
Die Lumatek Zeus 600W Pro 2.9 verfügt über sechs passiv gekühlte Multilichtbalken, die magnetisch haften und daher im Handumdrehen montiert oder ausgetauscht sind.
Quelle: Martin Jud

Über das weisse Licht heutiger Pflanzenlampen freue ich mich. Doch habe ich weitere Ansprüche, nachdem ich mich stundenlang in Foren und auf Videoportalen informiert habe. Natürlich muss die Lampe erstmal das benötigte Lichtspektrum abdecken und genügend hell leuchten. Folgendes soll meine Wunschlampe weiter können (und sie kann es):

  • Das Zelt soll so homogen wie möglich ausgeleuchtet werden. Die LEDs sollen also so regelmässig wie möglich über der gesamten Fläche verteilt hängen.
  • Die Lampe muss dimmbar sein. Am besten ganz genau in Prozent-Schritten. Falls das nicht möglich ist, sollen die Dimm-Stufen so gesetzt sein, dass ich im Zusammenspiel mit der Höhenregulierung Pflanzen in jedem Entwicklungsstadium sinnvoll beleuchten kann.
  • Falls möglich, sollte nicht nur die Dimmfunktion, sondern auch ein Vorschaltgerät (dient der Strombegrenzung und der Zündung von Lampen) integriert sein. Sollte ich ein Vorschaltgerät dazukaufen müssen, möchte ich zumindest direkt auf der Lampe Platz zum Unterbringen finden.
  • Ich habe keine Lust auf eine Lampe, die ich erst aus vielen Einzelteilen selber zusammenlöten und -schrauben muss. Die Lampe soll mit wenigen Handgriffen installiert werden können. Ausserdem möchte ich im Garantiefall aus einer Hand bedient werden.

Neben dem, dass die Zeus-Lampe die oben genannten Punkte laut ihrer Spezifikationen erfüllt und in Grow Reports gut wegkommt, hat mich auch ein Video überzeugt. Darin vermisst ein Lampentester die Gleichförmigkeit der Lichtstärke des Vorgängermodells. Dieser Lampe fehlt in der Bezeichnung am Schluss «2.9». Sie ist praktisch identisch mit derjenigen, die ich gekauft habe, hat aber eine etwas geringere, aber dennoch sehr gute Wirksamkeit von 2,7 µmol/J anstelle 2,9 (PPF von 1620 µmol/s anstelle 1770). Ab der neunten Minute siehst du die Vermessung auf 150 mal 150 Zentimetern:

Als ich sah, wie gut ein 150er-Zelt mit dem Vorgängermodell der Zeus 600W Pro 2.9 ausgeleuchtet wird, staunte ich. Dann wurde mir bewusst, wie sie erst in einem 120er performen dürfte. Daher habe ich das im Youtube-Video von MIGRO gezeigte Resultat genommen und das kleinere Zelt darauf eingezeichnet:

Youtuber MIGRO hat bei seiner Vermessung der Vorgängerlampe «Lumatek Zeus 600W Pro» (ohne 2.9) das zu sehende Resultat mit 40 Zentimeter Abstand auf 150 x 150 cm präsentiert. Ich habe mir erlaubt, eine rote Linie einzuzeichnen, die den Bereich zeigt, der 120 x 120 cm misst.
Youtuber MIGRO hat bei seiner Vermessung der Vorgängerlampe «Lumatek Zeus 600W Pro» (ohne 2.9) das zu sehende Resultat mit 40 Zentimeter Abstand auf 150 x 150 cm präsentiert. Ich habe mir erlaubt, eine rote Linie einzuzeichnen, die den Bereich zeigt, der 120 x 120 cm misst.
Quelle: Youtube-Screenshot: Martin Jud

Bereits die Vorgängerversion meiner Luxus-Lampe beleuchtet ein 120er-Zelt homogener als alle anderen, die ich als Alternative auf dem Schirm hatte. Und auch sie gibt auf 100 Prozent aufgedreht tendenziell eher zu viel Licht. Dennoch wollte ich nach dem Video unbedingt diese oder die 2.9er-Zeus aufgrund der «gleichmässigen» Ausleuchtung. Schlussendlich wurde es aufgrund der Verfügbarkeit die neuere.

Falls du die technischen Daten der Lampe sehen möchtest, kannst du dir auf der Seite des Herstellers ein Spec Sheet herunterladen. Als ich sie mir bestellt habe, hätte ich sie für rund 250 Franken weniger (für 950 Euro plus Versandkosten) aus dem nahen Ausland erwerben können. Zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels sind es, wenn ich den aktuellen Preis ansehe, jedoch bereits 400 Franken mehr. Ich habe schlussendlich in der Schweiz bei Galaxus bestellt. Einerseits wegen der Versandkosten und dem Zoll und andererseits, weil ich bei Garantieansprüchen lieber einen Ansprechpartner vor Ort habe.

Ansonsten lässt sich natürlich darüber streiten, ob der Preis gerechtfertigt ist. Vermutlich ist sie etwas überteuert – ihr momentaner Schweizer Preis ist es auf jeden Fall. Allerdings verspricht sie auch nichts, das sie nicht hält – zumindest bisher. Ihre Lebensdauer soll über 60 000 Stunden betragen. Rechne ich für einen Grow-Durchgang mit 1400 Stunden, kann ich 43 Jahre lang einmal im Jahr damit Cannabis ziehen. Allerdings verwende ich die Lampe je nach Entwicklungsstadium verschieden stark gedimmt. Daher dürften es wohl eher 70 Jahre sein.

Ob ich wohl noch so lange zu leben habe? Ist das die letzte Lampe meines Lebens? Wenn alles gut kommt, mich keine Polizei besucht, wie in den Kommentaren des letzten Artikels zu lesen, könnte das tatsächlich der Fall sein.

Die Verarbeitungsqualität der Zeus ist tadellos, das Vorschaltgerät integriert und ein Dimmer, der das Licht auf 75, 50 oder 25 Prozent herunterregelt, ist auch dabei. Der ist kabelgebunden und liegt bei mir auf dem Dach des Zelts. Falls du lieber auf das Prozent genau regeln möchtest oder vorhast, dein Zelt mehr als nur mit einer Zeitschaltuhr zu automatisieren, gibt es noch folgende Lichtsteuerung:

Mit dem Digital Control Panel soll es auch möglich sein, die Temperaturen im Blick zu behalten und sogar die Raumtemperatur smart zu regeln. Oder du kannst deinen Pflanzen einen Sonnenaufgang und -untergang simulieren. Auf das müssen meine Cannabis-Weibchen allerdings verzichten. Bei ihnen geht der Sonnenaufgang von jetzt auf gleich. Da das Growen mit der Zeus-Lampe auch mit dem abgespeckten Dimmer bestens im 120er-Zelt funktioniert, habe ich bisher auf diese Anschaffung verzichtet. Ausserdem auch, weil ich nicht mehr als eine Lampe habe. Denn auch die Steuerung mehrerer oder ganz vieler Zeus' soll mit dem Teil möglich sein.

Wer braucht denn sowas? Gut, das mit dem Dimmen in Prozent-Schritten klingt schon sehr verführerisch. Aber beim Sonnenaufgang bin ich mir echt nicht sicher, ob das was bringt. Das geht in die gleiche Richtung, wie ein Radio ins Zelt stellen und hoffen, dass die Rasta Reggae Music besonders fette und harte Budds ermöglicht. Sicher bin ich mir hingegen, dass tägliche Liebe neben der korrekten Lichtmenge hilft.


Mehr zum neuen Zucht-Setup folgt bald. Ich werde die beiden kommenden Artikel hier verlinken, sobald sie erschienen sind. Bis dahin verabschiede ich mich mit fettem Appetit auf Süsses. Ich freue mich, bald wieder aus dem «Grow-Kästchen» zu plaudern!

Hier findest du Teil 3 und 4:

  • Hintergrund

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  • Hintergrund

    Wie ich meine Nachbarschaft vor Cannabis-Geruch schütze und was es kostet

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Titelbild: Martin Jud

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