Produkttest

«Cake Factory» von Tefal: Was taugt der Mini-Backautomat?

Das Gerät verspricht: «jederzeit erfolgreich kreativ Backen! ». Ich bin in der Küche zwar sehr kreativ, aber backen kann ich überhaupt nicht. Aufgrund der «5 automatischen Programme» soll das Gerät auch für Anfänger und Kinder tauglich sein. Was steckt hinter dem Marketing-Bla-Bla?

Backen ist nicht mein Ding. Ich tu es nicht gerne und kann es entsprechend schlecht. Entweder haben meine Backwaren die falsche Konsistenz, sie verbrennen oder sind zu wenig gebacken. Es gibt genau etwas, das ich beherrsche: Die «Zimtfalte» ist der Renner auf Partys. Jetzt sitze ich hier und soll diese Playmobil-ähnliche Backmaschine testen. Im Jahr 2018 geht nichts mehr ohne App. Diese verspricht, mich Schritt für Schritt durch den Backprozess zu führen. Drei verschiedene Back-Formen liefert Tefal mit: Muffinformen, Formen für kleine Küchlein und ein kleines Blech. Orangenküchlein mit Schockoladenchips, Apfelkuchen und Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern seien besonders beliebte Rezepte, sagt mir die App.

Backen im Miniformat

In der App kann ich angeben, wie viele Durchgänge ich backen will und kann alle Zutaten auf eine Einkaufsliste packen. Standardmässig sind zwei Backdurchgänge von der App eingeplant. Das bestätigt meine erste Vermutung. Die «Cake Factory» ist viel zu klein, um eine anständige Menge an Backwaren herzustellen. Sie ist keine Fabrik, wie der Name vermuten lässt. Sie ist nicht mal eine Manufaktur. Sechs Küchlein oder Muffins schafft das Teil aufs Mal. Vergiss die «Cake Factory» um Desserts für den Neujahrs-Apéro oder den Familienschluuch zu Weihnachten zu backen. Hier liegt das grosse Problem des Geräts: Du bist damit weniger flexibel als deine Tante, die immer zehn Minuten zu früh zum Fest erscheint und immer ihre selbstgemachte, gar-nicht-mal-so-gute Bittermandel-Trauben-Konfitüre in der Familie verschenkt.

So viele Funktionen

Fünf plus eins: Je mehr, umso besser?
Fünf plus eins: Je mehr, umso besser?

Fünf automatische Funktionen hat die «Cake Factory». Das soll die Arbeit erleichtern, weil du einfach nur Lavacake und dann die Backdauer einstellen brauchst. Es gibt auch eine «manuell» Funktion. Bei der darfst du dann die Temperatur noch einstellen. Das war’s. Keine Umluft, keine Ober- oder Unterhitze. Laut Tefal sind die Programme so gestaltet, dass sie die Temperatur automatisch perfekt verstellen. Für einen normalen Kuchen heizt der Tefal auf 180 Grad bis der Teig aufgegangen ist, und geht dann auf 160 runter, damit der Kuchen eine schöne Kruste kriegt. Dumm nur, dass die «Cake Factory» dir nirgends anzeigt, was gerade passiert. Du musst dem Teil blind vertrauen. Wortwörtlich, denn ins Playmobil-Ei lässt sich auch nicht reingucken. Lass mich das Teil aber mit Orangen-Schoko-Küchlein ausprobieren.

Zuerst sagt mir die App, dass ich Butter in eine Schüssel geben muss, diese in die «Cake Factory» stellen und vier Minuten lang das Schokoladeschmelzprogram aktivieren. Das hat die Butter aufgeweicht, aber keinesfalls geschmolzen. Augen zu und durch. Den viel zu dicken Teig verteile ich also auf die entsprechenden Backformen, und lass die Fabrik ihr Ding durchziehen.

Vorher und Nachher: Der Teig und die fertigen Küchlein
Vorher und Nachher: Der Teig und die fertigen Küchlein

Etwas blass sind die Dinger, aber durchaus geniessbar. Jetzt ist der Apfelkuchen dran. Den Schritt mit der Butter schmelzen umgehe ich, und mache das in der Pfanne. So sehe ich wenigstens, dass die Butter auch geschmolzen ist. Sonst ist der Kuchenteig simpel, die Backzeit mit 40 Minuten aber eher lang. Das Resultat überzeugt mich grösstenteils.

Lässt sich sehen: Apfelkuchen kann das Teil
Lässt sich sehen: Apfelkuchen kann das Teil

Jetzt sind die Lavatörtchen mit geschmolzenem Kern an der Reihe. Hierzu müssen Schokolade und Butter gleichzeitig geschmolzen werden. Das mache ich in der Kuchenbackform im Gerät selbst, um auch diese Variante gemacht zu haben. Und siehe da, es funktioniert... zumindest sieht das Resultat in den Förmli gar nicht so schlecht aus.

Links roh, rechts gebacken. Offensichtlich.
Links roh, rechts gebacken. Offensichtlich.

Habe ich hier etwa den Heiligen Gral der Cake Factory Rezepte entdeckt? Das «Pièce de Résistance»? Ist dieses Gerät ein «One Trick Pony», das lediglich Schoggiküchlein mit geschmolzenem Kern herstellen kann, das dafür in Perfektion? Die kurze Antwort ist: Nein.

Flüssig ist anders: Der Lavacake war trotzdem geniessbar
Flüssig ist anders: Der Lavacake war trotzdem geniessbar

Die lange Antwort ist: Die Küchlein sind nicht alle gut. Die Einen haben einen flüssigen Kern, die Anderen eher einen weichen. Geschmacklich sind sie absolut geniessbar. Es ist aber dasselbe Problem wie beim normalen Backofen: Ein konstantes Resultat gibt es auch hier nicht. Und es macht aus mir als Backlaie leider keinen Konditormeister.

Verspricht viel, hält wenig und bringt nichts

Die «Cake Factory» will eine eierlegende Wollmilchsau sein, und scheitert daran. Einfacher macht sie das Backen nämlich nicht: Du brauchst auch hier Schüsseln, musst mit dem Schwingbesen ans Werk und Zutaten abwägen. Ein Rezept verlangt sogar nach einem Bunsenbrenner! Für Anfänger ist das dann doch zu kompliziert. Hast du Backerfahrung, bist du zu wenig flexibel. Du kannst mit diesem Gerät auch nicht besser backen. Oder grössere Mengen herstellen. Es ist nur ein weiteres Küchengerät, das bei dir im Schrank oder im Keller verschwindet. Die automatischen Programme sind sicher nützlich, aber nichts, was dein Ofen nicht auch könnte. Ich kann mir vorstellen, dass Eltern Freude an der «Cake Factory» haben, weil du damit mit deinen Kindern im Wohnzimmer oder am Esstisch backen kannst, fern der Gefahren in der Küche. Oder aber du wohnst in einer kleinen Wohnung, hast keinen Ofen und bäckst für dein Leben gerne. Dann könnte sich die «Cake Factory» lohnen.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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