Produkttest

«Bot 2»: die Hightech-Sportbrille von Out of mit dem kleinen Haken

Die «Bot 2» von Out Of ist eine verdammt gute Sportbrille. Wenn da nur nicht dieser eine kleine, aber entscheidende Haken wäre.

Ich stecke in einem Dilemma, denn eigentlich überzeugt mich die Sportbrille «Bot 2» von Out of im Test. Aber du merkst schon: Wenn das Wort eigentlich dabei steht, stimmt etwas nicht. Und genau so ist es. Doch dazu komme ich später. Fangen wir mit dem Positiven an: Sommerferien. In den letzten Jahren hat es mir der Norden angetan. Egal, ob ostfriesische Nordseeinsel, Kopenhagen oder, wie in diesem Sommer, Stockholm und die umliegenden Schäreninseln.

Postkartenstimmung auf Öja, der südlichsten Schäreninsel des Stockholmer Archipels.
Postkartenstimmung auf Öja, der südlichsten Schäreninsel des Stockholmer Archipels.
Quelle: Patrick Bardelli

Sommer, Sonne und Meer – welche Sonnenbrille ist da besser geeignet, als eine Sportbrille, die fürs Biken, Wandern, Wintersport und alles auf und ums Wasser gemacht ist. Also war dieses Jahr die «Bot 2» von Out Of mit im Gepäck. Daneben war ich mit ihr (nicht in den Sommerferien) wandern und natürlich hatte ich sie einige Male beim Biken auf der Nase.

Out of vs. React

Es hat sich unterdessen herumgesprochen, dass ich ein Fan der Sportbrillen von React bin. Selten wurde ich so oft auf einen Test angesprochen, wie im Fall der Sonnenbrillen aus Wattwil. Es ist beinahe schon ein kleiner Hype darum entstanden.

  • Meinung

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    von Patrick Bardelli

Weil die «Bot 2» die gleiche Technik verbaut hat, gemäss Hersteller aber einen Tick besser aka schneller sein soll als die Optray, liegt es auf der Hand, dass sie mich interessiert und ich die beiden miteinander vergleiche. Und fairerweise muss ich zugeben, dass es mir nicht ganz leicht gefallen ist, unvoreingenommen an die «Bot 2» heranzugehen. Ich habe mich aber redlich bemüht.

Die Brille mit dem Wow-Faktor

Der erste Eindruck der «Bot 2» ist in einem Wort: Wow! Cooles Design des Cases, noch cooleres Design der Brille selbst. Der Rahmen besteht aus einem Kohlefaser- und Grilamidverbund. Bei Grilamid handelt es sich um das leichteste Polyamid mit der geringsten Wasseraufnahme. Und so wiegt diese Brille gerade mal 29,5 Gramm. Zum Vergleich: Die React kommt auf 36 Gramm.

Das Design der ultraleichten «Bot 2» von Out of überzeugt mich auf der ganzen Linie.
Das Design der ultraleichten «Bot 2» von Out of überzeugt mich auf der ganzen Linie.
Quelle: Patrick Bardelli

Überzeugende Technologie

Design und Aussehen sind Geschmackssache. Aber auch die Technologie in der «Bot 2» passt für mich. Die zylindrischen Gläser wechseln stufenlos von einer hellen zu einer dunklen Tönung. Oder anders gesagt von Schutzklasse eins bis Schutzklasse drei. Auch hier der Vergleich zur React: Diese deckt S2 bis S4 ab und ist auf dem Papier damit für sonnigere Verhältnisse geeignet. In der Praxis kann ich jedoch keinen Unterschied ausmachen.

Gemäss Hersteller bietet die in Italien hergestellte «Bot 2» einen hundertprozentigen UV-Schutz. Dabei gibt es die elektronisch-dynamischen Gläser in den Farben blau, grün und rot. Die Italiener verkaufen auch eine graue Variante mit Schutzstufe S1 bis S2 für den Strassenverkehr.

Ihre Energie bezieht die «Bot 2», wie die React, aus den Solarpanels über den Linsen. Sie funktioniert also ohne Batterie und das bei jedem Wetter. Gemäss Out of können dank der einfach zu montierenden Clip-In-Funktion auch optische Gläser genutzt werden. Diese Funktion ist ideal für Leute, die Korrekturgläser benötigen.

Die «Bot 2» am Meer ...
Die «Bot 2» am Meer ...
... beim Wandern ...
... beim Wandern ...
... und auf dem Bike.
... und auf dem Bike.
Quelle: Daniela Rohr

Der 0,09 Sekunden Marketing-Gag

Auch bei Out of hat man gesehen, was die Konkurrenz so treibt. Die Sportbrillen von React dunkeln gemäss eigenen Angaben 300 mal schneller ab und 1200 mal schneller auf als gängige photochrome, also selbsttönende Brillen. Oder anders gesagt in 0,1 Sekunden.

Die «Bot 2» soll das nun sogar in 0,09 Sekunden schaffen oder um eine Hundertstelsekunde schneller. Naja, da hat sich die Marketingabteilung von Ouf of wohl ein Spässchen erlaubt. Es sei ihnen gegönnt. Das menschliche Auge bekommt weder 0,1 noch 0,09 mit. Beide Brillen funktionieren dermassen schnell, dass sich die Bedingungen immer gleich anfühlen. Egal, ob im schattigen Wald oder im gleissenden Sonnenlicht.

Making of ...
Making of ...
Quelle: Daniela Rohr
... Sonnenbrille.
... Sonnenbrille.
Quelle: Patrick Bardelli

Der Haken zum Schluss

Nach den vielen Vorzügen der «Bot 2» von Out of kommt zum Schluss leider für mich der Abturner. Und der ist wiederum sehr subjektiv: Die Brille sitzt auf meiner Nase nicht richtig, sie rutscht permanent ein Mü nach unten. Du kennst das sicher auch und weisst, dass das nervt. Gewaltig. Egal, ob ich verschwitzt auf meinem Gravelbike unterwegs bin oder gemütlich am Meer entspanne, rutscht das Teil minim nach unten.

Nun könnte man annehmen, dass meine Gesichtsform für diese Brille einfach ungeeignet ist. Sie passt aber auch meiner Frau nicht und rutscht auch bei ihr einige wenige Millimeter der Nase entlang. Und das, obwohl meine Frau eine durchaus andere Physiognomie mit hohen Backenknochen hat.

Diese Tatsache macht alle oben erwähnten Vorzüge der «Bot 2» leider auf einen Schlag zunichte. Die Sonnenbrille alle paar Sekunden mit dem Zeigefinger nach oben zu schieben, ist für mich ein No-Go. Und so bleibt mein Fazit: Knapp daneben ist auch vorbei und darum bleibe ich bei der «Optray» von React.

Die Crux des Onlineshoppings: Es gibt Produkte, wie zum Beispiel Laufschuhe oder eben Sportbrillen, die eignen sich erst dann für den Kauf im Netz, wenn man das entsprechende Modell bereits kennt. Und weiss, dass es an die eigenen Füsse oder eben auf die Nase passt.

Die «Bot 2» mit verstellbaren Bügeln.
Die «Bot 2» mit verstellbaren Bügeln.
Quelle: Out Of

Man hat das Problem bei Out Of unterdessen anscheinend erkannt, gibt es doch laut Hersteller neu auch eine Version der «Bot 2» mit gummierten und verstellbaren Bügeln. Diese Adapta-Version sollte dann korrekt sitzen. Leider konnte ich dieses Modell nicht testen.

Titelfoto: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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