

Bierwelt: Die Vielfalt der verschiedenen Sorten

Auch ohne einen sitzen zu haben, kann man bei all den Bierarten leicht den Überblick verlieren. Hier findest du einen Guide durch unsere Bierwelt.
Abtei- & Trappistenbier: «Flüssiges bricht das Fasten nicht.»
Abteibiere werden in belgischen Klöstern oder auch ausserhalb der Klöster nach überlieferter Klosterrezeptur unter Lizenz hergestellt. Die Abtei – insofern es sie noch gibt – ist immer der Eigentümer des Rezepts und verleiht dem obergärigen Bier seinen Namen. Das Bier kann somit nach Gemeinden, Kirchen, Ruinen oder Heiligen usw. benannt sein. In Belgien existieren zurzeit circa 70 verschiedene Abteibiermarken. Der Alkoholgehalt variiert bei dieser Sorte stark – bei einem «double» liegt der Gehalt bei 6 % Volumen, 7–10.5 % bei einem «triple».
Trappistenbiere sind besondere Abteibiere. Stand 2014 gibt es nur elf Trappistenbrauereien. Nur wenn dieses Klosterbier von Trappistenmönchen in einem Trappistenkloster, oder in unmittelbarer Nähe eines solchen Klosters gebraut wurde, darf es als Trappistenbier deklariert werden und das Qualitätssigel der internationalen Trappistenvereinigung tragen. Sie unterliegen nicht dem deutschen Reinheitsgebot. So enthält das «Tre Fontane»-Bier Eukalyptusaromen, «Rochefort» wird mit zusätzlichem Zucker gebraut und das Bier aus Stift Engelszell enthält teilweise Honig. Der Erlös aus dem Bier muss sozialen Werken dienen. So wird das erwirtschaftete Geld zur Deckung der Bierproduktionskosten genutzt und der Rest gespendet.
Der Alkoholgehalt des Trappistenbiers liegt wie beim Abteibier eher hoch, zwischen 6–12 % Volumen. Zurzeit sind etwa 27 verschiedene Trapptistenbiere erhältlich. Die Biere mit der Bezeichnung «Bière Trappiste» unterliegen strengen Kriterien. Die Biere sind obergärig gebraut und flaschengereift. Zumeist süss und stark, gibt es auch Biere mit herber Note.
Dem lateinischen Sprichwort «Liquida non frangunt ieiunium.» – zu Deutsch: «Flüssiges bricht das Fasten nicht.» verdanken wir diese beiden Biersorten.

Zu allen Abtei- & Trappistenbieren
Amber & Red Ale: Auffallend durch die charakteristische Farbe
Amberbier ist ein Sammelbegriff für Biere mit der typischen bernsteinähnlichen Farbe. Für diese Biersorte verwenden die Bierbrauer obergärige Hefe, Hopfen, meist dunklem Malz, Wasser und teilweise eine Kräutermischung. Die sogenannte «Grut». Mit seiner an Malz und Karamell erinnernden Charakteristik ähnelt es am ehesten dem englischen Pale Ale.
Bei der Herstellung von Red Ale wird ebenfalls mit obergäriger Hefe gearbeitet. Alles, was zusätzlich verwendet wird, ist schwierig zu definieren, da der Name des Bieres mehr nach der Farbe als nach einem Geschmackprofil vergeben wird.
Unterschiede kann man jedoch zwischen dem Irish-Style Red Ale und dem American-Style Red Ale machen.
Das irische Red Ale hat eine hellrote bis braune Farbe, folgend aus Karamellmalzen. Die Biere verfügen trotzdem meist nur über eine leichte bis mittlere Malzsüsse. Sie sind höchstens bis zu einer mittleren Hopfenbitterkeit gehopft. Beim American Red Ale werden vor allem nordamerikanische Hopfensorten verwendet. Diese können zu einem mittleren Hopfenaroma führen. Manche American Red Ales haben auch einen spürbaren Malzkörper. Allerdings sind die Ausprägungen von Brauerei zu Brauerei unterschiedlich. Der Alkoholgehalt reicht von 4.5–7.0 % Volumen.

Golden Ale: Die helle Sammlung
Das Golden Ale, auch Blonde Ale genannt, ist ein helles, obergäriges Bier. Es wird der Brauart des Pale Ales, aber auch des deutschen Kölschs, nachempfunden. Der im Golden Ale enthaltene Alkohol wirkt sich auf das Aroma des Bieres kaum aus. Das Hopfenaroma ist vorhanden, der Geschmack weisst aber eine Malzsüsse auf und erscheint nicht bitter. Der Malzgehalt sorgt für einen leicht süsslichen Geschmack. Durch das Entstehen von Estern während des Gärungsprozesses kann das Golden Ale auch eine leicht fruchtige Geschmacksnote enthalten. Der Alkoholgehalt liegt bei etwa 4–5 % Volumen.
Lager & Pilsner: Tschechiens Perle und des Schweizers Liebling
Pilsner Bier ist vielmehr eine Brauart als eine Biersorte. Es wird untergärig gebraut und hat einen höheren Hopfenanteil als das klassische «Europäische Lager». Für das Pilsner wird traditionell nur sehr helles Malz bei sehr langsamer Gärung unter kalten Temperaturen verwendet. Durch diesen Prozess erhält das Pilsen, trotz des hohen Gehalts an Hopfen, einen runden und angenehmen Charakter. In der Schweiz ist Pilsner als «Spezial» bekannt, da es gemäss Vertrag mit Tschechien nur die Bezeichnung tragen darf, wenn es aus dem Ort «Pilsen» kommt. Pils ist hell und goldfarben. Sehr selten findet man auch dunkle Pilsener, gebraut mit dunklem Malz.
Das europäische Lagerbier ist das in der Schweiz am meisten getrunkene Bier. Das eindeutige Hopfenaroma zeichnet das mässig herbe, süffige und leicht zu trinkende Bier aus. Aus dieser Art des Bieres sind auch andere Varianten entstanden. So auch das Leichtbier, dunkles Lager, holzgereiftes Bier und auch alkoholfreies Bier.
Lambic: Belgiens Spezialität
Das obergärige Bier entsteht durch eine Spontangärung. Es wird der Würze keine zusätzliche Hefe zugesetzt. Sie wird durch die offene Lagerung des Sudes aus der Luft eingefangen. Bevor man sich mit der Wirkung von Hefe auskannte, waren alle Biere selbstgärend. Lambic wird somit durch die älteste bekannte Gärmethode erzeugt. Das traditionellerweise in Holzfässern hergestellte Bier ist praktisch kohlensäurefrei, besitzt eine säuerliche Herbe und einen kräftigen, erdigen Geschmack. Es erinnert zudem leicht an Apfelmost. Für den einen Bierliebhaber ist dies eine willkommene Abwechslung, für den anderen ist das Lambic schlicht zu «obstlastig». Der Säuregehalt ist relativ hoch. Es gibt auch Lambic-Früchtebiere, die zum Beispiel mit Kirschen, Himbeeren und Pfirsichen vergoren wurden.
Aus dem Lambic-Bier kann Gueuze-Bier hergestellt werden. Das Gueuze unterscheidet sich in der Aromatik deutlich von dem, eines Lambics. Ein Gueuze ist nämlich ein lange gelagerter Verschnitt aus jungem und altem Lambic, wodurch es seinen charakteristischen säuerlichen Geschmack erhält, der an den eines Schaumweines erinnert.

Pale Ale & IPA: Von England nach Indien
Pale Ale wird als Bezeichnung für ein obergäriges, in England meistens für ein flaschengereiftes, herbes Bier verwendet. Das Bier in dieser Form hat meistens eine etwas höhere Stammwürze und eine bessere Gesamtqualität als ein vergleichbares «Bitter». Für ein Pale Ale wird meist ein spezielles Malz verwendet, das bronzefarben ist. Eine Sonderform des Pale Ales ist das India Pale Ale oder auch IPA genannt.
IPAs wurden erstmalig im 19. Jahrhundert gebraut. Damals war Indien eine britische Kolonie. Damit die Expats auch in Indien Bier trinken konnte, wurde das Bier von zu Hause aus verschifft. Wegen der langen Überfahrt wurde das Bier häufig schlecht. So wurde eine Lösung gesucht, um das Bier haltbarer zu machen. Dafür wurde es mit viel Hopfen und Alkohol eingebraut. Sobald das Bier dann Indien erreicht hatte, wurde es 1:1 mit Wasser verdünnt.
Die modernen IPAs werden nicht mehr mit Wasser verdünnt. Geblieben ist der typische, höhere Alkohol- und Stammwürzegehalt sowie neben einer starken Bitternote auch ein kräftiges Hopfenaroma. Viele Brauereien verleihen ihren IPAs durch Zugabe von speziellen Zutaten eine individuelle Note.
Starkbier & Triples: Bier, das seinem Namen gerecht wird
Beim Starkbier handelt es sich um eine Biergattung zu der alle Biere zählen können, die einen hohen Stammwürzegehalt aufweisen. Falls du dich damit nicht auskennst: Je höher der Gehalt der Stammwürze ist, desto intensiver und vollmundiger bildet sich auch der Geschmack aus. Somit sind als Starkbier bezeichnete Biere tendenziell vollmundig, aromatisch, mit erhöhtem Alkoholgehalt, ober- oder auch untergärig.
Ein Triples zeichnet sich ebenfalls durch einen hohen Gehalt von Stammwürze aus. Durch das starke Einbrauen ist auch hier der Alkoholgehalt relativ hoch und findet sich meist bei 8–10 % Volumen wieder. Ermöglicht wird dieser Alkoholgehalt, durch einen hohen Malzanteil innerhalb der Würze und durch Verwendung alkoholtoleranter Hefe. Optisch weist der Schaum eines Triples eine schöne Krone auf und ist sehr stabil.
Der Name des Triples kommt davon, dass Biere früher verdreifacht wurden. Geschmacklich dominiert ein malziger Körper das Triple, das oft durch leichte Fruchtnoten ergänzt wird. Durch den hohen Alkoholgehalt ist der Geschmack eher als intensiv zu bezeichnen. Die malzige Süsse und die Schwere des Alkohols balancieren den Geschmack des Triples aus. Beim Brauvorgang werden häufig Kräuter wie Koriander hinzugefügt, die dem Geschmack eine zusätzliche Würze verleiht. Diese Kombination macht das Triple zum perfekten Bier für die kalte Jahreszeit.
Zu allen Starkbieren & Triples
Stout & Porter: Die dunkle Seite
Ein Stout oder auch Porter gehört zu den obergärigen Biersorten mit einer meist dunklen Farbe und cremiger Schaumkrone. Geröstetes Malz verleiht dem Bier eine fast schwarze Farbe und gliedert es bei den malzbetonten Bieren ein. Beim Stout gibt es viele Geschmacks- und Alkoholvarietäten, die sehr unterschiedlich ausfallen können.
Der Name Porter entstand in Anlehnung der Arbeiter (Porter) der Londoner Docks, die das Bier gerne nach der Arbeit tranken. Damals was das Bier identisch mit dem Stout. Heute sind die Porter leichter im Geschmack. Die meisten Porter Biere sind malzig und süsslich, karamellartig. Im Nachgang schlägt oftmals eher ein trockener und deutlich ausgeprägter Röstgeschmack durch, ergänzt durch die angesprochene Hopfenbittere.
Weizenbier: Das Bier mit vielen Gesichtern
Ein Weizenbier oder Weissbier ist immer obergärig und aus mindestens 50 % Weizenmalz hergestellt. Innerhalb der Kategorie Weizenbier ist die Sortenvielfalt enorm. So kann das Bier einen typischen Bananengeschmack aufweisen, oder aber auch nach Gewürznelken, Muskatnuss oder Vanille schmecken. Dunkle Weissbiere können zudem Malz, Röst-, aber auch Schokoladenaromen aufweisen. Das mittel bis vollmundige Bier hat einen durchschnittlichen Alkoholgehalt von 4–5.5 % Volumen.
Bei den meisten Weizenbieren ist das Hopfenaroma fast nicht wahrnehmbar. Es werden aber experimentell auch Weizenbiere mit deutlichem Hopfenaroma gebraut, welches dann an ein IPA erinnern kann.


Freunde, Familie, Katzen und guter Wein sind mein Lebenselixier.