Hintergrund

Znünibox: Wenn aus der Zwischenverpflegung ein Stillleben wird

Patrick Vogt
29.9.2023

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Geht es um die Znünibox, nimmt meine Frau das wortwörtlich. Und so trägt unsere Tochter jetzt Tag für Tag kulinarische Kunstwerke in den Kindergarten.

Ich erkenne meine Frau nicht wieder. In über zehn gemeinsamen Jahren habe ich ihre vielfältigen Seiten und Stärken kennengelernt. Geduld, eine Vorliebe für Chichi und Kleinstbasteleien gehören gelinde gesagt nicht dazu. Eigentlich. Denn der Eintritt unserer Tochter in den Kindergarten scheint das alles auf den Kopf gestellt zu haben.

Deshalb nochmals: Wer hat meine Frau entführt und mit wem oder was lebe ich eigentlich zusammen?!

Etwa so sieht die Znünibox unserer Tochter Tag für Tag aus.
Etwa so sieht die Znünibox unserer Tochter Tag für Tag aus.
Quelle: Sofia Vogt

Von langer Hand geplant

Dabei fing alles so harmlos an. Meine Frau kaufte vor einigen Monaten eine Znünibox und bat mich daraufhin, noch eine zweite zu bestellen. Das konnte ich nachvollziehen. Für den Chindsgi braucht es sowieso eine Znünibox, und eine zweite kann ja nicht schaden.

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Plötzlich standen weitere Dinge auf meiner Einkaufsliste. Etwa diverse Ausstechformen, kindgerechte Piekser und Obstgabeln sowie zusätzliche Aufbewahrungsboxen. Ich wurde stutzig und erkundigte mich, wofür wir das alles bräuchten. Die Antwort meiner Frau: «Na für die Znünibox.» Ach so, ja klar … hä?

Seit unsere Tochter in den Kindergarten geht, verstehe ich, was meine Frau gemeint hat. Das allabendliche Vorbereiten der Znünibox ist für sie keine lästige Zusatzaufgabe, sie zelebriert es richtiggehend.

Im Sandwich war übrigens kein Thunfisch.
Im Sandwich war übrigens kein Thunfisch.
Quelle: Sofia Vogt

Stillleben zum Znüni

Kaum ist die Kleine im Bett, läuft die Göttergattin in der Küche zur Höchstform auf. Mit Verve schnitzt sie kunstvoll an Rüebli und Gurken rum, sticht Delfine aus Sandwiches und spiesst Trauben und Heidelbeeren auf Schaschlikstäbchen. Der Zwipf für die Kleine soll schliesslich möglichst gesund und ausgewogen sein.

Fürwahr, mit einer solchen Znünibox kann’s nur ein toller Tag sein.
Fürwahr, mit einer solchen Znünibox kann’s nur ein toller Tag sein.
Quelle: Sofia Vogt

Doch damit nicht genug. Zwischendurch kommt es vor, dass meine Frau nach 20 Uhr noch den Kochlöffel schwingt und Pancakes oder eine Omelette brutzelt. Natürlich nicht für mich, sondern für die Znünibox unserer Tochter. Gut, ich darf mich nicht beklagen. Auch für mich fällt immer mal wieder was ab, zum Beispiel Ausstechreste von Früchten und Sandwiches. Immerhin.

Frische Omelette-Häppchen? Kommen sofort!
Frische Omelette-Häppchen? Kommen sofort!
Quelle: Sofia Vogt

Hat sie alles beieinander, richtet sie es liebevoll in der Znünibox an. Da wird nichts dem Zufall überlassen, alles muss stimmen. Zu guter Letzt steckt meine Frau auch immer noch eine positive Botschaft in die Znünibox. Kleine laminierte Affirmationskarten mit Tiersujets und Sätzen wie «Ich bin nie alleine» oder «Ich bin mutig und stark». Unsere Tochter kann noch nicht lesen. Deshalb schauen Mami oder Papi jeden Morgen vor dem Chindsgi zusammen mit ihr in die Znünibox und lesen das Kärtchen vor.

Besser sie als ich

Du denkst vielleicht, dass meine Frau mit ihrem Aufwand für die Znünibox übertreibt. Anfangs dachte ich das auch. Inzwischen bewundere ich sie aufrichtig dafür, wie viel Liebe und Herzblut sie in eine Zwischenverpflegung steckt. Ausserdem freut sich unsere Tochter jeden Morgen schon vor dem Chindsgi riesig, einen Blick in die Znünibox zu erhaschen, um zu sehen, was Mami wieder Tolles vorbereitet hat. In diesem Sinne: Alles richtig gemacht.

Dass meine Frau für die Znünibox zuständig ist, ist eine Erleichterung für alle Beteiligten. Für mich sowieso. Sollte ich jemals in die Bresche springen müssen – und der Tag wird irgendwann kommen – befürchte ich das Schlimmste. Noch am gleichen Morgen hätten wir sowohl die Kindergärtnerin und die Kesb am Hals.

Für die Aufnahme dieser Znünibox kamen keine Kinder zu Schaden.
Für die Aufnahme dieser Znünibox kamen keine Kinder zu Schaden.
Quelle: Patrick Vogt

Spass beiseite. Mittlerweile hat mir meine Frau genügend Anschauungsmaterial geliefert, dass selbst ich eine halbwegs anständige Znünibox für unsere Tochter hinkriege, wenn’s mal hart auf hart kommt. Wer weiss, vielleicht inspiriert sie ja auch dich?

Der Realitätscheck

Mit ihrer Geduld, ihrem Herzblut und kreativen Händchen für die perfekte Znünibox ist meine Frau weder die erste noch die einzige. Inspirationen und Ideen schaut sie sich unter anderem auf Instagram und Pinterest ab. Dass das auch andere Eltern tun, zeigt der Blick in die Znünibox einer Kindergartenfreundin unserer Tochter.

Hat sie dieses Bärchen etwa selbst gemacht?!
Hat sie dieses Bärchen etwa selbst gemacht?!
Quelle: Seraina Sennhauser

Die Schul-Znünibox der Tochter von Redaktionskollege Lorenz Keller ist ganz und gar nach meinem Geschmack. Wurst, Käse, Cracker und Trauben, da würde selbst ich zum Znüni-Esser.

Genau so stelle ich mir meine persönliche Znünibox vor.
Genau so stelle ich mir meine persönliche Znünibox vor.
Quelle: Lorenz Keller

Trockener als mein Humor gestaltet sich eine Znünibox, die uns anonym zugespielt wurde. Vielleicht tue ich der Urheberin aber auch einfach unrecht und unter der Zwieback- und Reiswaffelwüste verbergen sich süsse Trauben oder andere saftige Früchte.

Da braucht’s einen grossen Schluck Pingu-Sirup, um das alles runterzuspülen.
Da braucht’s einen grossen Schluck Pingu-Sirup, um das alles runterzuspülen.
Quelle: Urheberin der Redaktion bekannt

«Was soll ich denn machen, wenn sie immer nur Maispops will?!», schrieb Redaktionskollegin Katja Fischer etwas schuldbewusst, als sie mir die Znünibox ihrer Tochter schickte. Dabei hat sie ja vollkommen recht.

Wer Maispops will, soll Maispops haben.
Wer Maispops will, soll Maispops haben.
Quelle: Katja Fischer

Eine Lastwagenladung voller Liebe

Bei aller Kunstfertigkeit und Ausgewogenheit sollten wir Eltern nie das Ziel der Znünibox aus den Augen verlieren. Nämlich, dass das Kind zwischendurch etwas isst, was es mag und möglichst gesund ist. Sind das phasenweise hauptsächlich Maispops, ist nichts dagegen einzuwenden. Solange es nicht Süsskram wie Schoggi oder Gummibärli ist.

Wie lange meine Frau die Pace mit ihren kulinarischen Kunstwerken für unsere Tochter aufrechterhält, weiss ich nicht. Was ich hingegen weiss: Unabhängig vom Aufwand steckt sie immer ganz viel Liebe in die Znünibox, genauso wie die anderen in diesem Artikel vorgestellten Eltern. Und das ist doch das Wichtigste. Nebst den Leckereien in der Box.

Titelfoto: Sofia Vogt

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Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen. 


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