

Zippo 6 und 9S: Heisse Handwärmer, die nur langsam auf Touren kommen

Irgendwann werden bei Minusgraden draussen auch die wärmsten Hände kalt. Hilft dann der elektrische und wiederaufladbare Handwärmer von Zippo? Ich habe es getestet.
Zippo? Wie die Zippo-Benzinfeuerzeuge? Ja, genau. Die Kultmarke aus den USA liefert nicht nur fossile Flammenerzeuger, sondern eben auch Handwärmer. Zwei Exemplare mit fest verbauten Akkus habe ich getestet. Technisch funktionieren beide gleich, sie unterscheiden sich aber in Form und Farbe. Ausserdem hat das 9S-Modell etwas mehr Kapazität und doppelt so viele Heizstufen.
Für meinen Test habe die beiden Handwärmer zum einen für ein Skiwochenende in die Jackentasche gesteckt und auf Alltagstauglichkeit geprüft. Zum anderen habe ich einmal bei Raumtemperatur und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt überprüft, wie schnell die Handwärmer auf Touren kommen und wie lange sie in verschiedenen Heizstufen durchhalten.
Anwendung im Alltag
Beide Modelle liegen gut in der Hand. Der leicht angeraute Kunststoff ermöglicht guten Halt Das 9S ist mit 4,8 Zentimetern knapp einen halben Zentimeter breiter und daher für grössere Hände etwas bequemer. Das Design sieht zwar ergonomischer aus, der Vorteil ist aber minimal. Ich fand es sogar etwas angenehmer, das 6er-Modell in der Hand zu halten.

Quelle: Martin Jungfer
Abgesehen vom Design gibt es zwei wichtige Unterschiede zwischen 6 und 9S.
- Der Lithiumakku von Modell 6 ist 4400 mAh gross. Das reicht gemäss Hersteller für bis zu 6 Stunden Wärme.
- Beim 9S ist der Akku 5200 mAh gross, was für bis zu 9 Stunden Betriebsdauer ausreichen soll.
Wer schnell rechnet, wird auf Anhieb erkennen, dass das Modell 6 mit 730 mAh pro Betriebsstunde weniger effizient ist als das 9S mit seinen 580 mAh. Betriebsstunden sind aber nicht alles, es geht vor allem auch darum, wie warm die Geräte werden.
Der Handwärmer 9S bietet dir sechs Heizstufen. Du kannst die gewünschte über den einzigen Knopf einstellen, den das Gerät hat. Zum Starten drückst du den Knopf etwa fünf Sekunden lang. Damit wird verhindert, dass du den Handwärmer versehentlich einschaltest und er dann bereits leer ist, wenn du ihn eigentlich brauchst. Nach dem Einschalten leuchtet eine LED blau und der 9S läuft mit niedriger Wärme. Diese gibt er auf beide Seiten des Geräts ab. Du kannst bis zu «mittel» und «hoch» weiterschalten. Drückst du dann ein weiteres Mal den Power-Knopf, wechselt der 9S zum Modus, bei dem nur auf einer Seite des Geräts Wärme abgegeben wird.

Quelle: Martin Jungfer
Beim Modell 6 gibt es nur drei Stufen, hier leuchtet die LED dann auch nur blau. Und die Wärme wird immer auf allen Seiten des Geräts abgegeben.
Die beiden Zippo-Handwärmer kannst du auch als Powerbank benutzen. Statt deine vereisten Finger zu wärmen, könntest du mit ihnen alternativ das Smartphone mit bis zu fünf Volt Spannung laden. Nichts für den schnellen Stromdurst, aber für den Notfall durchaus hilfreich. Während das Smartphone lädt, schaltet sich die Heizfunktion jedoch ab. Du musst dich also entscheiden, was dir wichtiger ist. Wie viel Energie noch im Handwärmer steckt, erfährst du, wenn du den Powerknopf kurz drückst. Bei voller Ladung leuchten drei LED. Ist das Gerät so gut wie leer, ist es nur noch eine.
Irgendwann (siehe unten) ist es vorbei mit der Handheizung. Dann muss das Gerät wieder an die Steckdose. Ein Ladestecker fehlt im Lieferumfang, immerhin ist das Kabel dabei. Das solltest du auch einpacken, denn es handelt sich um eines mit dem immer seltener anzutreffenden Micro-USB-Anschluss. Auf der anderen Seite gibt es einen ebenfalls eher alten USB-A-Anschluss.

Quelle: Martin Jungfer
Wie warm wird’s? Wie lange hält der Handwärmer durch?
Zum ersten Mal setze ich die Handwärmer beim Skifahren ein. Bei Temperaturen knapp unter null Grad fahren sie in meiner Jackentasche ein paar Abfahrten. In der Gondel habe ich dann das Bedürfnis nach etwas Wärme und ziehe die Heizelemente aus der Tasche. Doch nach dem Einschalten dauert es fast bis zur Bergstation, bis ich etwas Wärme spüre. Die Teile sind nicht defekt, nur einfach sehr träge, wenn sie in kalter Umgebung zur Arbeit gezwungen werden. Deshalb gibt die Anleitung folgenden Tipp:
Das Einschalten im Freien bei extrem kalten oder windigen Bedingungen kann die Leistung beeinträchtigen.
Das Wort «kann» streiche ich nach meinem Test. Es dauert definitiv (zu) lange, bis ich die Wärme bekomme, die ich gerne hätte. Ich muss hier also vorausplanen. Der Handwärmer wird eingeschaltet, wenn die Abfahrt zur Hälfte geschafft ist. Dann ist unten an der Gondel oder am Sessellift die Wärme da.
Deutlich performanter sind beide Geräte, wenn ich sie bei einer Zimmertemperatur von 22 Grad Celsius einschalte. Ich messe für beide Modelle die maximalen Temperaturen der drei Stufen fünf Minuten nach dem Einschalten. Beim 9S berücksichtige ich nur die Heizstufe mit beidseitiger Wärmestrahlung.
Ich hätte nicht unbedingt fünf Minuten warten müssen. Bereits nach zwei bis drei Minuten ist der Höchstwert fast erreicht. Über 50 Grad sind so heiss, dass es schon fast etwas schmerzt, das Teil in der Hand zu halten. Die Heizleistung ist top.
Bei Kälte brauchen die Zippo-Teile länger, bis sie die Maximaltemperatur erreicht haben. Für diese Werte habe ich sie vor den Messungen auf null Grad heruntergekühlt und dann eingeschaltet.
In der höchsten Stufe halten beide Handwärmer natürlich nicht so lange durch, wie Zippo das in der Produktbeschreibung angibt. Für die sechs Stunden (Modell 6) bzw. neun Stunden (9S) dürftest du sie nur auf niedrigster Stufe laufen lassen.
Ich finde aber auch die zweieinhalb für das Modell 6 bzw. dreieinhalb Stunden für den 9S bei voller Power ausreichend für zum Beispiel einen Skitag. Wenn ich sie am Abend ans Ladekabel hänge, sind sie nach knapp drei Stunden wieder voll und einsatzbereit.
Fazit
Die elektrischen Handwärmer sind eine Alternative zu Taschenwärmern, die durch ein mehrminütiges Bad in kochendem Wasser wieder «geladen» werden – was energetisch eher fragwürdig ist. Die von mir getesteten Zippo-Geräte geben über mehrere Stunden zuverlässig und angenehme Wärme ab. Draussen und bei Kälte aber, also ausgerechnet dort, wo ich sie am dringendsten brauche, ist der Nutzen eingeschränkt. Ich muss die Handwärmer ein paar Minuten vor dem Einsatz einschalten. Das reduziert die Betriebsdauer spürbar. Trotzdem ist sie deutlich länger als bei den Aufkoch-Taschenwärmern.

Quelle: Martin Jungfer
Das 9S-Modell heizt sich auf bis über 50 Grad auf, das Modell 6 ist etwas weniger heiss. Beide aber wärmen damit problemlos kalte Hände in sehr kurzer Zeit wieder auf. Auch kurz nach einer Abfahrt im eisigen Wind kannst du mittags problemlos die Gabel halten, um die Spaghetti damit aufzudrehen.
Dass der Handwärmer zur Not auch noch mein Handy laden könnte, ist ein schöner Zusatznutzen. Einzig nervt, dass ich dafür nicht mein USB-C-Kabel nutzen kann, sondern an eines mit USB-A denken muss.
Trotz der beschriebenen Nachteile werde ich den Zippo-Handwärmer wohl auch zum nächsten Winter-Ausflug wieder einstecken. Und gleichzeitig Ausschau halten nach Modellen, die ähnlich gut heizen, aber schneller auf Touren kommen.
Wenn du Tipps zu guten elektrischen Handwärmern hast, lass es die Community und mich gerne in einem Kommentar wissen.
Titelfoto: Martin Jungfer

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.