
Hintergrund
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von Moritz Weinstock
Schon mal über Botox nachgedacht? Vielleicht willst du erst diese drei Face-Yoga-Übungen ausprobieren. Eine Expertin klärt über Potenziale und Grenzen der natürlichen Anti-Aging-Methode auf.
Wer etwas gegen Falten hat, kann cremen (Hyaluronsäure), (Kollagenpulver) einnehmen oder sich «Wurstgift» spritzen – besser bekannt als Botulinumtoxin und noch besser bekannt als Botox. Die Falten wirklich stoppen oder reduzieren kann zwar keine der Behandlungen. Aber einem – vorübergehend – frischeren Erscheinungsbild dienen sie allemal.
Bevor du aber zu teuren (und nicht ganz risikofreien) Botox-Behandlungen greifst, willst du vielleicht diese Übungen aus dem Face-Yoga ausprobieren. Yoga fürs Gesicht: Die Praktik überzeugt durch ihre Natürlichkeit und basiert auf einer sehr simplen Erkenntnis. Auch deine Gesichtsmuskulatur muss aktiv gestärkt werden, damit die Haut nicht erschlafft und du jünger aussehen kannst. Natürliches Anti-Aging durch Bewegung.
«Wie am restlichen Körper auch, bewegen wir unser Gesicht durch die Mimik nur sehr einseitig» sagt Christina Schmid, Face-Yoga Coach und Buchautorin von «Natürliches Facelifting». «Dabei gibt es viel mehr Muskeln in unserem Gesicht, die wir im Alltag gar nicht trainieren.» Die Expertin hat mit mir über die Anti-Aging-Wirkung von regelmäßigem Gesichts-Yoga gesprochen. Und dir gibt sie drei einfache Übungen für Zuhause mit auf den Weg.
50 Muskeln hat der Mensch im Gesicht, 17 davon bewegst du beispielsweise nur für ein Lächeln. Im Alter passiert mit diesen Muskeln, was mit allen Muskeln des Körpers mit der Zeit passiert, wenn du nicht gegensteuerst: Sie werden abgebaut und verlieren Volumen und Substanz. Deine Haut darüber fällt ein und wirkt schlaff. Sorgenfalten, Zornesfalten, Lachfalten – jede Emotion schlägt dir plötzlich Kerben ins Gesicht.
«Anders als am Rest des Körpers sind die Gesichtsmuskeln mit der Haut verbunden» sagt Schmid. «Wenn die Muskulatur an Volumen verliert, zieht sie also die Haut mit runter.» Die Gesichtskonturen gehen verloren, Doppelkinn, Schlupflider, Hängebäckchen oder Tränensäcke können die Folge sein.
Aufhalten lässt sich das Altern nicht: Mit der Zeit wird bei jedem Menschen die Haut schlaffer und faltiger, da in der Dermis, der zweiten Hautschicht, natürliche, straffende Kollagenfasern und Hyaluronsäuren verloren gehen. Kosmetische Wirkstoffe aus Cremes oder Spritzen aber dringen gar nicht bis in diese Schicht vor. Und Face-Yoga? Die gute Nachricht ist: Mit ein paar Übungen aus dem Gesichts-Yoga scheinen sich Spuren des Alters sichtbar reduzieren zu lassen.
Einer vertieften wissenschaftlichen Analyse hält diese Aussage allerdings (noch) nicht Stand. Denn: Insgesamt ist die Studienlage zu den Effekten von Gesichts-Yoga noch relativ dünn. Eine Studie in Jama Dermatology untersuchte die Anti-Aging-Effekte von Face-Yoga und kam zu dem Ergebnis: Ein tägliches 30-minütiges Training, das über einen Zeitraum von 20 Wochen praktiziert wird, lasse das Gesicht in der Tat jünger wirken. Die Autorinnen und der Autor gaben aber zu bedenken: Die untersuchte Gruppe von 27 Frauen sei sehr klein gewesen und die Kontrollgruppe habe gefehlt.
Dennoch sahen die Teilnehmerinnen der Studie am Ende der 20 Wochen deutlich verjüngt aus. Dazu heißt es: «Das Muskelwachstum vergrößert das Gesichtsvolumen und wirkt den altersbedingten Veränderungen wie Fettverlust und schlaffer Haut entgegen.» Denn durch die trainierte Gesichtsmuskulatur wird die Aufhängungsfunktion der Muskeln gestärkt, die auf die schlaffe Haut wirkt. Aber nicht nur das.
Auch Verspannungen im Gesicht werden durch Gesichts-Yoga gelöst, Faszien gedehnt und die Durchblutung gefördert, sagt Expertin Schmid. «Die Durchblutung sorgt für mehr Nährstoffe und die gesunden Faszien für mehr Feuchtigkeit unter der Haut. So kommt durch Face-Yoga wieder Leben ins Gesicht.»
Wer Face-Yoga praktiziert, verleugnet nicht das Altern, sondern wirkt Abbauprozessen auf natürliche Weise entgegen. Das ist natürlich primäres Ziel der Übungen, aber Expertin Schmid geht noch weiter: Akzeptanz und ein liebevoller Umgang mit dem Altern sollten ein weiteres Ziel der Praktik sein. «Ich kann die Dinge am besten verändern, wenn ich den Status-Quo akzeptieren kann. Wenn ich akzeptiere, dass ich bald 50 bin und mein Gesicht nie wieder so aussehen wird wie mit 20. Dann kann Face-Yoga wertvolle Dienste leisten.»
Schmid nennt das «liebevolle Akzeptanz», den achtsamen und liebevollen Umgang mit sich selbst. «Das Ziel von Face-Yoga sollte sein, auf natürliche, gesunde und liebevolle Weise dem Gesicht dabei zu helfen, Altersprozessen entgegenzuwirken.» Damit ist Face-Yoga Achtsamkeits- und Akzeptanzübung zugleich. «Der innere Prozess gehört beim Yoga immer dazu.»
Dabei gilt es vor allem, die Grenzen der Jugend wie auch die der Praktik hinzunehmen. Überall dort, wo die Genetik ihr unerbittliches Programm fährt, sei Face-Yoga nur noch bedingt wirksam. Wer etwa genetisch bedingte Schlupflider hat, kann sie mit Face-Yoga straffen, aber nicht beseitigen. Die Expertin beruhigt: Wer früh genug mit der Praktik beginnt, bei dem sind die Effekte am größten. Das ideale Alter, um mit Gesichts-Yoga anzufangen, sei zwischen 30 und 35 Jahren. «Aber es ist nie zu spät, um damit anzufangen.»
«Face-Yoga gibt mir persönlich das gute Gefühl, dass ich etwas tun kann und nicht hilflos dabei zuschauen muss, wie sich die Muskulatur in meinem Gesicht abbaut» sagt Christina Schmid. Wenn du es zuhause auch einmal ausprobieren möchtest, empfiehlt die Expertin diese Übungen für jeden Tag:
Die erste Übung trainiert die Muskulatur und strafft die Haut rund um deinen Kiefer und schärft so die Gesichtskontur. Dazu stellst du dich aufrecht hin und verschränkst die Hände hinter deinem Rücken. Bei der Bewegung wandert deine Brust automatisch nach außen und dein Brustmuskel dehnt sich auf. Richte jetzt dein Gesicht nach oben und den Blick zur Decke und drücke deine Zunge gegen den Gaumen. Halte die Position für 30 Sekunden. «Diese Übung wirkt gegen Doppelkinn und Hängebäckchen und ist eine angenehme Abwechslung zur Computerarbeit», sagt die Face-Yoga-Coachin. Wiederhole die Übung so oft sie dir guttut.
Die Falten, die von der Nase seitlich an den Mundwinkeln vorbeilaufen nennen sich Nasolabialfalten. Sie können unter anderem dann entstehen, wenn der Mundringmuskel an Volumen verliert und die Haut darüber einfällt. Diese Übung hilft dabei, die entsprechende Muskulatur wieder zu stärken. Dazu drücke mit deiner Zunge gegen deine Wange und mit deiner Wange gegen die Zunge. Wenn du das ein paar Sekunden gehalten hast, kannst du mit der Zunge den ganzen Mund von innen abtasten und dabei immer versuchen, mit dem Mundringmuskel gegenzudrücken.
«Indem du den Mundringmuskel stärkst, reduzierst du nicht nur die Nasolabialfalten, sondern verhinderst auch, dass die Oberlippe im Alter an Volumen verliert und die Mundwinkel nach unten hängen», erklärt die Expertin. Ist die Übung zu anstrengend, kannst du den Mund währenddessen leicht öffnen. Auch hier reichen 30 Sekunden am Tag vollkommen aus. «Es ist besser, sich jeden Tag kleine Häppchen vorzunehmen, als nach drei Tagen überfordert zu sein und mit dem Training aufzuhören», rät Schmid.
Mit der letzten Übung trainierst du die Muskeln um deine Augen für straffere Oberlider und gegen Tränensäcke. Dazu öffne die Augen ganz weit und entspanne dabei die Augenbrauen. Wenn sich die Augenbrauen heben, kannst du deine Stirn mit den Fingern ein wenig festhalten. Nachdem du die Augen weit aufgerissen hast, spanne sie an als würde dich Licht blenden und zwinkere ganz schnell. Wiederhole die beiden Bewegungen abwechselnd für 30 Sekunden.
«Mit der Zeit bekommen wir kleine Augen, weil sich der Muskel um unsere Augen verspannt. Diesen Muskel regelmäßig auszudehnen ist extrem wichtig», sagt Schmid.
Besonders wichtig sei das bei der Computerarbeit. Hier kannst du mithilfe dieser Übung den Wechsel zwischen Weite und Ferne trainieren: Während du die Augen weit öffnest, fokussiere auf etwas in weiter Entfernung, indem du zum Beispiel aus dem Fenster schaust. Beim Zwinkern fokussiere auf einen Gegenstand nahe vor dir.
«Mit der Durchblutung wird auch der Abtransport der Lymphflüssigkeit angeregt und freie Radikale werden abgefangen, schreibt die Dermatologin Yael Adler in ihrem Buch «Genial Vital». Das kann nicht nur allgemein zu einem frischen Erscheinungsbild beitragen, sondern hilft auch dabei, Schwellungen im Gesicht zu reduzieren – zum Beispiel bei Tränensäcken. Expertin Schmid empfiehlt, die tägliche Face-Yoga-Einheit mit Gua Sha und dem dafür klassischen Jaderoller zu ergänzen.
Titelfoto: Valdemar Magone via unsplashIch liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party.