

«Wir lassen uns von Werken und Kunstschaffenden inspirieren.»
Genauso spielerisch wie der Name klingt, findet «ZigZagZurich» über die Zeichnung den Weg zur Form. Das Schweizer Textilunternehmen stellt Heimtextilien her, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Handwerk befinden. Ich habe ihnen einen Besuch abgestattet, um mehr über die Entstehung ihrer Stoffe zu erfahren.
Als wir das Kreativstudio von von ZigZagZurich unweit der Zürcher Limmat betreten, kommt uns eine herzige Französische Bulldogge entgegen: «Das ist der Chef», meint Samira Vicinanza, die Presse- und Mediensprecherin, als sie uns begrüsst. «Rocco schenkt uns täglich ein Lächeln im Büro». Unserem Fotografen Thomas, der mich begleitet und mir schenkt Rocco an dem Tag auch eins. Samira, die uns durch das Studio führt, vertritt neben ZigZagZurich auch die Mutterfirma «4Spaces» und kennt das Universum beider Textilunternehmen in- und auswendig. Sie stellt uns die Kollektionen beider Firmen vor, damit wir einen Überblick bekommen. Zum Glück, denn meine Neugierde über das, was sich alles im Studio befindet, reicht wie die gestapelten Kisten voller Stoffmuster darin, bis zur Decke.



Zwei Firmen, ein Ziel: Einzigartigkeit
4Spaces stellt in der Schweiz und in ganz Europa massgeschneiderte und limitierte Textilkollektionen für Projekte im Innenarchitektur- und Szenografiebereich her. Die Designs sind simpel, elegant und konzentrieren sich auf den Feinschliff, der für private und öffentliche Räume den Unterschied macht. Feinste Abstufungen von Modell zu Modell bezüglich Farbe, Struktur, Garn oder Webtechnik spielen hier die Hauptrolle.
In den unterschiedlichen Kollektionen widmet sich ZigZagZurich im Vergleich dazu fixfertiger Bettwäsche, Decken und Vorhängen. Alle Modelle besitzen im Unterschied zu den Produkten von 4Spaces fixe Masseinheiten. Diese orientieren sich zwar an den gängigen, das Design ist dafür aber in keinster Weise herkömmlich. Genau wie die Mutterfirma stellt die Tochter das gewohnte Bild von einfarbigen Duschvorhängen und Co. auf den Kopf. ZigZagZurich kreiert mit künstlerischen Prints moderne Textilien, die nach traditioneller Machart entstehen und deswegen nachhaltig bleiben.
Zusammen mit Künstlern aus aller Welt entwickeln die Kreativköpfe mit traditionellem Handwerk aufwendige Drucke mit Illustrationen, die es vorher nur auf Papier gab. Die Kooperationen konzipiert Sophie Probst unter der Leitung von Creative Director Michele Rondelli und den Gründern von ZigZagZurich wie Adam Comiskey. Alle drei beantworten mir neben Samira mit leuchtenden Augen meine Fragen.


Leidenschaftliche «Off-Streamer»
Wie seid ihr zum Design gekommen?
Michele: Für uns ist Design nicht nur Dekoration, sondern eine Lebenshaltung. Es umfasst alles, was uns umgibt: Morgens stehen wir zuhause umzingelt von Sachen auf, die uns gefallen. Wir trinken einen Kaffee aus der Lieblingstasse, laufen über unseren flauschigen Teppich und schauen persönliche Bilder im Vorbeigehen an. Denselben Wohlfühlfaktor wünschen wir uns von der Aussenwelt: Öffentliche Verkehrsmittel, Arbeitsplatz, Flughafen, Shoppingcenter oder Spitäler sollen für uns Orte sein, an denen sich der Mensch im Idealfall immer gleich wohlfühlt.
Habt ihr vorher etwas anderes gemacht?
Michele: Mit Ausnahme von Adam, unser CEO, kommt unser Team aus einem kreativen Hintergrund: Architektur, Mode oder Textildesign. Die Erfahrungen, die Adam aus der IT-Branche mitbringt, sind da schon technischer.
Wie kam es zu der Idee, Kunst und Heimtextilien zusammenzubringen?
Michele: Wir sehen das nicht so stereotypisch, denn Kunst und Heimtextilien sind eng miteinander verbunden. Wir sagen aber bewusst, dass wir keine Kunst machen. Wir lassen uns von Werken und Kunstschaffenden inspirieren.
Was liebt ihr an eurer Arbeit?
Michele: Uns macht es Freude, wenn wir die Menschen mit unseren Produkten begeistern. Auch die Herausforderung Neues im Austausch mit anderen Kreativen zu erschaffen, erfüllt uns.
Wie sieht ein Tag in eurem Studio aus?
Michele: Eigentlich sehr hektisch. Wir lancieren pro Jahr circa 200 Produkte für ZigZagZurich und die Mutterfirma 4Spaces. Das hält uns auf Trab. Design, Produktion, Marketing, Presse,weltweiter Verkauf und Messeauftritte sind wichtige Eckpunkte in den ganzen Prozessen, welche koordiniert und eingehalten werden müssen.

Wie entstehen die Prints, insbesondere deine?
Sophie: Als ich einmal in einem Designatelier in Südspanien zu Besuch war, wollte ich am liebsten gleich dort bleiben. Es war von zahlreichen schönen Palmblättern umzingelt. Also entschied ich mich bei der Abreise dafür, das Grün aufs Papier und im nächsten Schritt auf Heimtextilien zu bringen, die mich zurück in der Schweiz erfreuen.
Warum habt ihr euch entschieden, weitere Künstler mit ins Boot zu holen?
Sophie: Wir möchten jeden, der in unseren Augen etwas Wertvolles zu sagen hat, fördern und unsere Community erweitern. Mit jeder Zusammenarbeit lernen wir gestalterisch dazu. Manchmal behalten wir uns in der Umsetzung einen gewissen Freiraum, damit die Werke bestmöglich zur Geltung kommen. Wir passen die Farben entsprechend den Voraussetzungen vom Stoff an. Je nachdem werden sie satter oder weicher als die Originalzeichnung.
Wie können sich Künstler bei euch bewerben?
Sophie: Heute reichen fast alle Gestalter ihre Zeichnungen eingescannt und digital per Mail oder Social Media Kanäle wie Instagram ein. Selten erreicht uns ein Original.
Anhand welcher Kriterien wählt ihr Künstler aus?
Michele: Wir haben keine Kriterien – die Tür steht allen offen. Wichtig für uns ist Kreativität, sowie charaktervolle und recherchierte Arbeiten. Kopien und Déjà-vus interessieren uns nicht.


Arbeitet ihr auch mit lokalen Gestaltern zusammen?
Samira: Durchaus. Da wäre zum Beispiel das Zürcher Studio «Moiré Grafik GmbH». Sie haben für uns, mit ihrer eigens entworfenen Schrift, die Decke «Join Me» entworfen und ganz neu ziert ein Gedicht namens «A 24K» die Tapeten von 4Spaces.
Müsst ihr vielen Künstlern und Künstlerinnen absagen?
Michele: Es gibt schon diverse Absagen. Manchmal sind wir einfach noch nicht bereit, eine Arbeit umzusetzen. Es ist entscheidend, das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort auf den Markt zu bringen. Das wird auch in Zukunft eine grosse Herausforderung für unser Team bleiben.


Mal anders
Neben den künstlerischen Drucken spricht auch die Haptik für ZigZagZurichs Stoffwelt. Wie ein Kind in einem Süssigkeitenladen war ich während des Besuchs ständig dazu verleitet, alles anfassen zu wollen: Die Baumwolldecken, die in Skandinavien entstehen oder die Leinenbettwäsche und -vorhänge, die in Italien produziert werden. Zum Anfassen nah sind einige Stücke aus der aktuellen Kollektion auch für dich in unserem Shop.
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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.