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Wie umweltfreundlich ist deine Garderobe?
von Vanessa Kim
Sündigt dein Kleiderschrank beim Klima? Ein Fashion Footprint Calculator sagt's dir. Ich hab's ausprobiert und damit meinen CO2-Fussabdruck enorm reduziert.
Früher war es mir egal, wie ein Kleidungsstück hergestellt wird. Wenn mir etwas gefiel, kaufte ich es. Basta. Hinterfragt habe ich Mode nie. Zu Unrecht, wie mir mittlerweile bewusst ist. Nicht zuletzt wegen der Fast-Fashion-Doku «The True Cost», die mir die Augen geöffnet hat.
Der Dokumentarfilm zeigt auf, wer den wahren Preis eines billigen 5-Franken-Shirts zahlt. Hinzu kommt, dass die Modebranche einen grösseren CO2-Ausstoss als die Luft- und Schiffahrt zusammen hat. Darum war ich Feuer und Flamme, als ich vor ein paar Monaten vom «Fashion Footprint Calculator» hörte. Wie hoch wohl mein CO2-Fussabdruck ist?
Der Online-Test ermittelt anhand von zwölf Fragen, ob mein Kleiderschrank den Klimawandel negativ beeinflusst. Das Ganze dauert keine fünf Minuten. Dafür Überwindung. Ich bin versucht, bei der ein oder anderen Antworten zu schwindeln, um nicht schlecht dazustehen. Meine Ehrlichkeit wird belohnt. Ich schneide besser ab als gedacht. Zusätzlich zur Auswertung bekomme ich Tipps, wie ich meine CO2-Emissionen verringern kann. Einige davon will ich umsetzen. Ich nehme mir vor, die nächsten drei Monate folgende Punkte in meinen Alltag zu integrieren:
… ist Tag X gekommen. Habe ich meinen CO2-Fussabdruck verringert? Ja, um wie viel verrate ich dir, nachdem ich dir von meinen Erfahrungen mit oben genannten Punkten berichtet habe.
Online-Shopping:
Eines meiner grössten Laster ist Online-Shopping. Abends vor dem Fernseher – Multitasking at Its Best – noch schnell etwas einkaufen, ohne einen Fuss vor die Tür zu setzen, ist herrlich. Ich gehe zwar lieber in Läden shoppen, mag es aber nicht, mich samstags mit halb Zürich um eine Garderobe zu prügeln. Wenn ich am 28. Januar gewusst hätte, was auf uns zukommt, hätte ich diesen Punkt wohl nicht für meine Challenge gewählt. Der «Lockdown» hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Weniger Online-Käufe waren zwangsmässig nicht möglich. Im Gegenteil. Dafür habe ich mich beim Shopping auf Haushaltsartikel beschränkt. So konnte ich zumindest meinen CO2-Fussabdruck in Sachen Fashion minimieren. Das Ziel dieser Challenge.
Einkäufe in Geschäften führen per se zu höheren CO2-Emissionen, da der Energieverbrauch von Licht und Heizung hoch ist. Online-Shopping ist nur dann die bessere Wahl, wenn die Einkäufe nicht wieder retourniert werden. Besonders schlimm ist es, wenn jemand zehn Artikel bestellt und mehr als die Hälfte wieder retourniert, da die Lieferung gratis ist. Um die Retour-Quote zu minimieren, bestelle ich künftig mehr grössenunabhängige Accessoires und dafür weniger Kleider. So werden weniger Päckli verschickt. Kannst du es dennoch nicht lassen, dann verzichte zumindest wie ich auf die Express-Kaufoption. Da eine Expresslieferung in der Regel schnell erfolgt, werden für den Versand grosse Strecken mit Personenwagen zurückgelegt.
Wäsche:
Das Wäschetrocknen hat einen hohen Einfluss auf den CO2-Fussabdruck. Darum tumblere ich neuerdings nur noch meine Bett- und Frotteewäsche. Den Rest hänge ich zum Trocknen auf. Ich könnte auch Laken und Co. schonend trocknen, ich mag es aber nicht, mich mit kratzigen Handtüchern abzurubbeln. So viel Luxus muss sein.
«75% of laundry’s total carbon impact comes from machine drying your clothes. Air drying is the most sustainable way to dry them. Another quick switch? Washing your clothes in cold water reduces your carbon impact by 10%.»
Ich habe mir angewöhnt, die Maschine erst zu starten, wenn sie voll ist. Ausserdem verzichte ich auf Kochwäsche – also Wäsche bei 90° bis 95° Celsius. Stark verschmutze Kleidungsstücke behandle ich vor oder lege sie vor dem Waschen ein. Ich benutze zudem nie den Vorwaschgang, weil bereits der normale Waschgang die meisten Flecken entfernt. Damit spare ich nicht nur Wasser und Energie, sondern schone auch mein Portemonnaie.
Altkleider:
Es ist schade, dass noch tragbare Mode oft im Abfall landet. Der Grund dafür könnte sein, dass Fashion immer günstiger wird. Nur 9 von 100 Kilogramm Rohstoffen werden wiederverwertet – eine erschreckende Zahl. Ich nehme mir fest vor Kleidungsstücke nur dann in den Abfalleimer zu werfen, wenn sie kaputt sind. Beim Rest unterscheide ich künftig zwischen: verschenken, verkaufen oder recyceln. Auf diese Weise schenke ich ihnen nicht nur ein zweites Leben, sondern bereite jemandem eine Freude damit.
Abgesehen vom situationsbedingten Online-Shopping konnte ich alle Tipps problemlos in meinen Alltag integrieren. Ob der Fashion Footprint Calculator ebenfalls Fortschritte in meinem Handeln sieht? Gespannt mache ich den Test aufs Neue und bin über das Resultat erfreut: Ich konnte meinen CO2-Fussabdruck um ganze 38 Prozent reduzieren. Das spornt mich an, weiterzumachen. Luft nach oben ist schliesslich immer. Mal sehen, ob ich bis Ende Jahr weitere Fortschritte erziele 😉
Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.