Fast wie ein zweites Zuhause für dein Kind und das Pièce de résistance: der Kinderwagen.
Ratgeber

Wie du dein Kind bettest, so liegt es: Der Kinderwagen-Ratgeber

Ich bin (noch) nicht in jener Situation, die explizit nach einem Kinderwagen verlangt. Aber wenn Alter, Umfeld und Partnerin passen, sind solche Gedankengänge und fiktive Einkaufslisten manchmal halt doch unumgänglich. Also habe ich mich schlaugemacht, worauf beim Kauf zu achten ist.

Bei Galaxus gibt's fast alles für fast jeden. Entsprechend drehen sich auch alltägliche Bürogespräche um alles Mögliche. Aus der «Baby»-Ecke beispielsweise höre ich Begriffe wie Kinderwagen, Buggy oder Jogger. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Buggy und einem «normalen» Kinderwagen, frage ich mich. Und Jogger? Die laufen doch im Wald, mit neonfarbenen Turnschuhen und so. Fragen über Fragen. Grund genug für mich, dem nachzugehen und einen Kinderwagen-Ratgeber zu schreiben.

(Noch) nicht meine Welt: Mami and the gang.

Ich bereite mich für mein Experiment entsprechend vor: Ich schliesse die Augen und stelle mir vor, soeben Vater geworden zu sein. Ein süsslich-saurer Windelduft schleicht sich in meine Nase, Babygeschrei aus der Ferne wird immer lauter und ich fühle mich urplötzlich unfassbar müde. Schnell, Augen auf, Augen auf! Durchatmen, hinsetzen und ab auf die Suche nach dem Kinderwagen meiner Träume. Ich nehme mir für diesen Guide vor, für meinen eingebildeten Balg einen imaginären Kinderwagen auswählen zu müss... dürfen.

Spoiler-Alarm, gleich zu Beginn (und eine Warnung an künftige Mamis und Papis): Kinderwagen ist nicht gleich Kinderwagen.

Schatz, es sind einfach zu viele

Ebenfalls vorneweg: Als ich das Kinderwagen-Sortiment bei Galaxus sehe, stockt mir der Atem und ich muss leer schlucken. Okay, alles klar, vergessen wir das mit dem Nachwuchs und der Familienplanung. Ich habe keine Zeit (und noch viel weniger Lust), die Modelle durchzugehen. Wo soll das enden, wenn schon die Kinderwagen-Frage ungeahnte Ausmasse annimmt?

Entscheidungen zu treffen, das liegt mir – aber nicht, wenn es um Kinderwagen geht. Ich frage mich, was da in den letzten 30 Jahren wohl alles passiert sein muss. Das waren noch Zeiten, als ein Kinderwagen ein schlichter Baby-Transporter auf vier Rädern war.

Buggy, Jogger, Shopper: nomen est omen

Ich überwinde mein Tief und motiviere mich aufs Neue. Ausser Spesen nichts gewesen, denn bereits bei der ersten Hürde – der vermaledeiten Nomenklatur – falle ich auf die Nase. War ja klar, dass selbst bei Kinderwagen englische Bezeichnungen verwendet werden. Das ist schliesslich cool, hip und modern. Ob und wie ich damit klarkomme, ist mein Problem. Naja, wird schon schief gehen, denke ich mir und mache mich an die verschiedenen Kinderwagen-Typen.

Style ist geil – wenn selbst der Kinderwagen zum Fashion-Accessoire wird.

Erstlingskinderwagen
First things first: Der Klassiker unter den Kinderwagen – von ihm ist die Rede, wenn zum Beispiel jemand wie ich von Kinderwagen spricht. Wie der Name bereits verrät, ist er für Neugeborene gedacht. Das habe sogar ich begriffen. Der Erstlingswagen hat eine durchgehende Liegefläche und sollte in dieser Position so lange zum Einsatz kommen, bis dein Kind selbstständig aufrecht sitzen kann. Danach lässt er sich in einen Buggy verwandeln, den du bis zu drei Jahre lang nutzen kannst. De Foifer und s'Weggli, geile Scheiss.

Zum Schutz deines Babys empfehle ich dir hier, auf ein Modell mit harter Babyschale und hohen Wänden zu setzen. Übrigens: Diese Wagen werden mit einer Tragewanne geliefert. Diese brauchst du nämlich zwingend, bis dein Baby sechs Monate alt geworden ist. Es muss während dieser Zeit im Wagen unbedingt flach liegend – in ebenjener Tragewanne – transportiert werden.

Einige Erstlingswagen, oft auch als Kombikinderwagen bezeichnet, bestehen nebst dem Grundgerüst an sich aus einem Dreier-System: Eine Babyschale, eine Kinderwagentragewanne und ein Sportwagensitz. Die nennen sich dann Travel-System-Wagen: Mit ihnen bist du für Reisen im Auto bestens gerüstet, kannst dein Kind inklusive Babyschale aus seinem Wagen heben und es easy in deinen eigenen verfrachten. Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten sind hier klar ein Vorteil. Das Auf-, Um- und Abbauen kann aber – je nach Modell und System – durchaus einiges an Arbeit bedeuten. Denn nicht immer klappt alles auf Anhieb. Nerven wie Drahtseile sind gefragt, insbesondere bei zwei linken Händen.

Geschwisterwagen
Jetzt fahren wir die schweren Geschütze im Kinderwagen-Bereich auf. Ideal, falls du Zwillinge oder mehr als ein Kind hast, die noch auf den Wagen angewiesen sind. Er wird oft auch als Doppelkinderwagen bezeichnet – double trouble. Es sind diverse Ausführungen erhältlich: Egal, ob du zwei Liegeflächen, je eine Liegefläche und einen Sitz oder zwei Sitze brauchst – bei den Geschwisterwagen wirst du fündig.

What you're gonna do when they come for you? Ein Unglück kommt selten allein.

Einige Modelle sind gar flexibel und lassen alle eben erwähnten Transport-Positionen zu. Je nach Modell sitzen die Kinder neben- oder hintereinander. Hier bestimmst du, was dir besser gefällt. Zudem sind gewisse Wagen auch mit Sportsitzen oder Tragewannen kompatibel. Kleiner Tipp am Rande: Diese Wagen eignen sich – bei einem Kind – auch sehr gut zum Einkaufen, da du im anderen Teil deine Einkäufe transportieren kannst. Ob mein neuer QLED-TV da reinpasst?

Der Roadster von Hauck scheint es euch angetan zu haben. Mir übrigens auch: Einer der Bestseller bei den Geschwisterwagen hat mich bei meiner fingierten Online-Shoppingtour restlos überzeugt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist grandios. Hätte ich Zwillinge, wäre dies garantiert deren Gefährt. Fehlt nur noch, dass die zwei Kinder gleich mitgeliefert werden. Einmal Geschwisterwagen mit allem, bitte.

Buggy
Der Buggy ist die coole Sau, wenn es um Kinderwagen geht. Dein Abkömmling hat gelernt, aufrecht zu sitzen, und darf ab sofort im Wagen für Grosse cruisen. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn der Nachwuchs wird ja sogar rumchauffiert. So oder so, Buggys sind kompakt, meist zusammenklappbar und etwas moderner in ihrem Look. Sie sind optimale Begleiter auf Reisen oder in der City, passen sie doch in den Kofferraum oder ins Handschuhfach im Flugzeug. Eine bequeme, grosse Sitzfläche, verstellbare Sicherheitsgurte und eine erhöhte Sitzposition (um nicht auf gleicher Höhe mit den Abgasen zu sein) machen einen hochwertigen Buggy aus.

Klappe zu und weg damit: Buggys kommen im platzsparenden Format daher.

Jogger
Hier bist du richtig, wenn du ein angefressener Läufer bist und dein Kind beim Lieblingshobby dabeihaben möchtest. Jogger sollten mit einer vernünftigen Federung und einem ansprechenden Bremssystem ausgerüstet sein, da du eher zügig und auf unebenem Terrain unterwegs bist.

Grosse, breite Reifen geben dem Wagen – wie im professionellen Rennsport – mehr Haftung, Stabilität und Sicherheit. Hier empfehle ich Luftkammer- oder Lufträder, denn sie federn besser. Du solltest allerdings darauf achten, wenn du öfters in der Stadt oder auf Kieswegen läufst, dass Luftreifen einen Defekt erleiden können. Jepp, den Platten gibt's auch bei Kinderwagen. Einen Reifen wechseln, das kannst du? Viel Spass bei der Suche des Reserverades.

Wie in der Formel 1: Beim Jogger kommt's auf die korrekte Reifenwahl an.

Shopper
Klingt logisch: viel Platz zum Shoppen, wenig Platz fürs Kind. Nein, das ist natürlich nur ein doofer Scherz. Der Shopper ist eigentlich ein Buggy, dessen Sitzfläche aber nach unten geklappt werden kann. So können bereits Neugeborene mit dem Shopper transportiert werden – ein Erstlingswagen mit den Vorteilen eines Buggys. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Die Sitzfläche kann nicht immer komplett waagrecht eingerichtet werden. Der Shopper ist meist kompakt, zusammenklappbar, leicht und mit Sonnendach versehen. Die weiche Polsterung und ein Gurtsystem sind weitere Vorteile, die diese Art von Kinderwagen bietet.

Der Zapp von Quinny ist der Shopper-Prototyp schlechthin und daher auch euer Favorit. «Vorbehaltlos zu empfehlen: Kompakt, einfach auf- und zusammenklappbar», meint Tannera8700. «Great stroller: Good quality, light weight and easy to fold and unfold. Not the lightest or smallest of foldable strollers around but we are happy with its high durability and quality», sagt Chansee. Und M.d.calado stellt Folgendes fest: «Super compact. Confortable pour bébé (elle a dormi ses siestes dedans sans problème) et légère. On peut la tourner côté parents ou route. Après pas sûr que ça passe comme bagage à main dans l'avion...Pas de housse pour la porter lorsque fermée. Et le "toit" a tendance à se rouvrir tout seul.».

Mit einem modisch-trendigen Kinderwagen zeigen sich Mamis gerne draussen.

Spargeltarzan oder Sumo-Ringer?

Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf deinen Kaufentscheid hat das Gewicht deines Sprösslings – volle Windeln inklusive. Das Maximalgewicht pro Sitz- oder Liegeplatz ist jeweils beim Modell zu finden. Oder du wählst es via Filter selbst aus. Das Ganze ist vor allem dann von Vorteil, wenn dein Baby etwas zu wenig – oder eben zu viel – Speck auf den Rippen hat. Die Normalos sollten in beinahe jedem Kinderwagen Unterschlupf finden. Also, aufpassen! Sonst heisst es für dich: Tragen statt schieben.

Kinderwagen-Lexikon, Teil XVII

Von einem «aufrüstbaren» Kinderwagen sprechen wir immer dann, wenn er sich mit einer Tragewanne aufrüsten lässt. Vorausgesetzt, er besitzt diese Möglichkeit nicht bereits. Klingt logisch, oder? Bei einigen Modellen besteht ausserdem die Möglichkeit, einen Zweitsitz zu montieren. Solche Wagen sind eigentlich für ein Kind gedacht, bieten aber im Notfall auch Platz für ein zweites.

Hier empfehle ich auf längere Sicht hin, einen Zweisitzer zu kaufen – ansonsten ist die Belastung etwas gar hoch. Um die Dinger an ihrem Platz zu halten, verfügen die allermeisten Wagen Stopper, die entweder mittels Fuss- oder Handbremse arretiert werden können. So rollt dir das Teil nicht unbemerkt auf die nächste Strasse, während du den Facebook-Status der anderen Mamis checkst. #babysitter

Ich bin ein Kinderwagen, holt mich hier raus!

Ein Kinderwagen ist kaum mit einem Schraubenzieher oder Hammer zu vergleichen. Denn letztere Gegenstände müssen einzig und alleine den einen Zweck erfüllen. Sie ziehen eine Schraube fest oder schlagen einen Nagel ein. Ein neuer Kinderwagen jedoch ist eine emotionale Geschichte – es ist das zweite Zuhause deines Neugeborenen, ein Transportmittel und ja, auch ein Design- beziehungsweise Styleobjekt. Wir wollen tunlichst vermeiden, dass sich dein Teenager Fotos von sich in einem potthässlichen Kinderwagen ansehen muss.

You've officially been pimped!

Es spielt also nicht nur die Funktionalität eine Rolle, sondern auch, dass dir der Kinderwagen gefällt. Dein Kind soll darin sicher sein, es soll sich aber auch wohlfühlen. In diesem Ratgeber habe ich versucht, die vielen verschiedenen Modelle, Bauarten und Möglichkeiten vorzustellen, um dir den Durchblick im Kinderwagen-Dschungel zu erleichtern. Wofür du dich schlussendlich aber entscheidest, ist dir und deinem Baby überlassen.

Ich persönlich würde mich nach diesem Ausflug in die Kinderwagenwelt für einen Jogger entscheiden, da ich doch des Öfteren im Wald und auf Feldwegen unterwegs bin, meine Partnerin gerne läuft und wir auf bequeme Fortbewegung stehen. Beim Urban Jungle von Mountain Buggy gefällt mir in erster Linie das Design. Aber auch die grossen Lufträder, die gefederte Hinterachse, der Fünfpunktgurt und die kompakte Bauart können sich sehen lassen. Wie gesagt, das ist eine rein theoretische Kaufempfehlung – denn ausprobiert habe ich den Wagen nicht. Und über den Preis müsste ich wohl auch noch mit der Chefin sprechen.

Was mir mein Test-Einkaufserlebnis gezeigt hat, ist, dass es vor dem Kauf eines Kinderwagens doch einiger Planung bedarf. Viel mehr, als ich es mir anfangs vorgestellt habe. Denn, wie bereits eingangs erwähnt: Kinderwagen ist nicht gleich Kinderwagen.

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Titelbild: Fast wie ein zweites Zuhause für dein Kind und das Pièce de résistance: der Kinderwagen.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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