
Produkttest
Im neuen Velohelm von Lazer stecken zehn Jahre Entwicklungsarbeit und «kontrollierte Knautschzonen»
von Patrick Bardelli
Weniger Kunststoff, weniger Gewicht – dafür mehr Komfort. Der belgische Brand Lazer hat seinen Klassiker neu aufgelegt und dem Rennradhelm «Z1» auch gleich einen neuen Look verpasst. Der «neue» Helm überzeugt im Test mit einer Ausnahme.
Manchmal ist weniger mehr. Gerade einmal 220 Gramm wiegt der «Z1» in Grösse M. Das macht den Rennradhelm von Lazer zu einem Leichtgewicht unter den Velohelmen und erhöht den Tragekomfort. Dann gibt es Fälle, in denen ist mehr einfach mehr. Zum Beispiel, wenn es um das Thema Lüftung geht. Mehr Öffnungen sorgen für bessere Belüftung. Beim überarbeiteten «Z1» sind es 31. Zum Vergleich: Der «Ravel» von Alpina, mit dem ich aktuell unterwegs bin, bringt 290 Gramm auf die Waage und sorgt mit 22 Öffnungen für einen möglichst kühlen Kopf.
«KinetiCore» heisst die von Lazer entwickelte Technologie, die neben einigen anderen Modellen auch im «Z1» zum Einsatz kommt. Das Sicherheitssystem, das vor zwei Jahren lanciert wurde, soll bei einem Aufprall vor Kopfverletzungen schützen. Zehn Jahre Entwicklungsarbeit stecken laut Hersteller in den kleinen Styroporelementen.
Die Ingenieure untersuchten unter anderem die Knautschzonen von Fahrzeugen. Dies brachte sie dazu, an der Innenseite des Helms kegelförmige Schaumstoffteile einzuarbeiten, die sich bei einem Aufprall verformen oder gar brechen und die kinetische Energie vom Kopf der Radfahrerinnen und Radfahrer wegleiten. Das Ergebnis nennt Lazer «kontrollierte Knautschzonen»: eine Struktur aus EPS-Schaumstoffblöcken, die in den Helm integriert sind. Die Abkürzung EPS steht für expandiertes Polystyrol und beschreibt einen unter dem Markennamen Styropor bekannten Kunststoff.
Neben einigen anderen Lazer «KinetiCore»-Helmen hat auch der «Z1» eine 5-Sterne-Bewertung und somit die Bestnote von Virginia Polytechnic Institute and State University erhalten. Er erfüllt damit die wichtigsten Anforderungen in puncto Sicherheit auf der Strasse.
Der überarbeitete «Z1» ist laut Lazer um 15 Prozent leichter und verwendet 40 Gramm weniger Kunststoff im Vergleich zu seinem Vorgängermodell. Das aktualisierte Verschluss-System, Lazer nennt es «Advanced Rollsys-System», ist nahtlos in den Helm integriert und wird über ein Daumenrad auf der Oberseite des Helms bedient.
Das neue Design soll massgeblich zur Maximierung der aerodynamischen Leistung und der Funktionalität beitragen. Es wurde gemäss Hersteller entwickelt, um sich speziell auch an Frisuren mit längeren Haaren anzupassen. Das flexible Kopfband fördert schliesslich nebst den 31 Öffnungen die Belüftung und soll so möglichst optimal kühlen.
Und hier kommt mein einziger Vorbehalt zu diesem Helm: Möglicherweise liegt es an der Tatsache, dass ich keine Haare habe. Weder lange noch kurze. Aber die Einstellung über das Daumenrad auf der Oberseite ist umständlich. Ich muss das Rad maximal drehen, bis der Helm sitzt. Und das, obwohl mir Grösse M (Kopfumfang 55 bis 59 Zentimeter) normalerweise perfekt passt. Das System mit dem Rad im Nackenbereich wie beim «Ravel» von Alpina, ist mir lieber.
Diese Frage beantwortet Lazer wie folgt: «Velobrillen lassen sich problemlos in speziellen Steckplätzen des Helms andocken. Die aktualisierte, kürzere Passform sorgt für einen besseren Sitz der Bügel.» Soweit so gut. Im Herstellervideo sieht das dann auch sehr locker aus:
Vielleicht liegt es ja an meiner Feinmotorik, aber so richtig flüssig funktioniert dieses Brille-Wegstecken auch bei diesem Helm nicht. Zum Glück habe ich unterdessen eine Alternative gefunden:
Zur Erhöhung der Sicherheit und Sichtbarkeit kann ein Lazer LED-Rücklicht mittels Direct-Mount an der Rückseite des Helms befestigt werden. Ausserdem ist der «Z1» mit der Lazer Aeroshell kompatibel. Diese schützt den Kopf vor Regen, Schlamm oder Schnee und verschliesst die vorderen und seitlichen Lüftungsschlitze. Dies macht den «Z1» noch aerodynamischer. Aeroshell und Licht habe ich jedoch nicht getestet.
Die 31 Belüftungsöffnungen des «Z1» von Lazer sorgen für einen kühlen Kopf. Mit 220 Gramm in der Grösse M überzeugt dieser Velohelm auch beim Gewicht. Betreffend Sicherheit gilt dasselbe Fazit wie schon beim getesteten Mountainbikehelm:
Für Lazer macht es sicherlich Sinn, sich mit ihrer Eigenentwicklung «KinetiCore» unabhängig von Anbietern wie Mips zu machen. Für mich als Konsument spielt die Art der verbauten Sicherheitstechnologie eine untergeordnete Rolle, solange mich diese bei einem Crash möglichst gut schützt. Und davon gehe ich natürlich auch bei diesem Helm aus.
Einziges Manko des «Z1» ist das Daumenrad.
Pro
Contra
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.