Produkttest

Was taugt der Sneaker Cleaner von Philips wirklich?

Vanessa Kim
14.4.2021

Dass weisse Sneaker meine ständigen Begleiter sind, sieht man ihnen an. Ob mir der elektrische Schuhreiniger von Philips das Putzen erleichtert oder ob ich bei meiner altbewährten Schuhbürste bleibe, wird dieser Test zeigen.

Halb Rasierer, halb Gesichtsreinigungsbürste – ich muss schmunzeln, als ich die Verpackung des Sneaker Cleaner von Philips in den Händen halte. Er erinnert mich eher an ein Grooming-Produkt als an einen Schuhreiniger. Ich bin skeptisch, da ich generell kein Fan von elektrischen Bürsten bin – schon gar nicht von solchen fürs Gesicht. Und genau daran erinnert mich die Produktneuheit. Inwiefern soll mir etwas Elektrisches eine Arbeit erleichtern, die ich mühelos manuell erledigen kann?

Obwohl der Sneaker Cleaner von unserer Community als «Elektroschrott» oder «Staubfänger» beschimpft wird, verkauft er sich wie warme Weggli. Das verwundert nicht: Sneaker sind zu einem Statussymbol und zu einem Sammelobjekt geworden. Wenn dir dann eine Firma verspricht, dass du mit einem speziellen Gerät auf spielerische – sprich: elektrische – Weise deine Kicks im Nu säuberst, zieht das nicht nur Putzfaule, sondern auch Gadget Freaks in den Bann. Hinzu kommt der niedrige Preis. Würde das Gadget das Fünffache kosten, wäre die Kaufhürde weitaus grösser. Trotz meiner Zweifel bin ich neugierig. Schliesslich bestätigen Ausnahmen die Regel und ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Die Schachtel erinnert an die Verpackung von Rasierern und Co.
Die Schachtel erinnert an die Verpackung von Rasierern und Co.
Der Lieferumfang ist überschaubar.
Der Lieferumfang ist überschaubar.

Im Lieferumfang sind nebst dem Gerät vier AA-Batterien und drei Bürstenaufsätze enthalten. Während der Schwamm empfindliche Materialien wie PVC, Leder, Wildleder und Glattgummi reinigt, bringt die weiche Bürste Oberflächen wie Canvas oder Mesh und die harte Gummisohlen auf Vordermann.

Im Set sind ein Schwammaufsatz sowie ein weicher und ein harter Bürstenkopf enthalten.
Im Set sind ein Schwammaufsatz sowie ein weicher und ein harter Bürstenkopf enthalten.

Der erste Eindruck

Die Anwendung könnte nicht simpler sein: Erst suchst du dir den passenden Aufsatz aus, tauchst ihn in Seifenwasser und lässt die rotierende Bürste scheinbar mühelos über den Schuh gleiten. Zum Schluss wischst du die Schaumreste mit einem trockenen Lappen ab und freust dich über schneeweisse Kicks. So die Theorie.

Die Praxis sieht jedoch anders aus. Ich schnappe mir meine nicht mehr ganz so weissen Stan Smiths und bringe den Schwammaufsatz an der Reinigungsbürste an. Vorsichtshalber stelle ich mich vor ein Waschbecken. Die gekachelten Wände in meinem Bad bieten zusätzlichen Schutz vor allfälligen Schmutzspritzern, sobald die Bürste zu rotieren beginnt. Ich tauche den Bürstenkopf ins Becken, in dem ich zuvor warmes Wasser mit einem Klecks milder Seife gemischt habe, und drücke auf den Power-Knopf. Das Gerät, das nur eine Geschwindigkeitsstufe hat, beginnt leise zu surren. Laut Hersteller handelt es sich hierbei um 500 Umdrehungen pro Minute. Die Power hält sich jedoch in Grenzen. Sobald ich zu viel Druck ausübe, gerät die Bürste ins Stocken.

Mit leichtem Druck fahre ich also mit der Bürste über den Schuh und realisiere, dass das gar nicht so einfach ist. Ich muss die Drehungen des Geräts mit meiner linken Hand ausbalancieren respektive mit Druck gegenhalten, damit ich mit der Bürste nicht abrutsche. Auf diese Weise wird die Reinigung zu einem kleinen Kraftakt. Mehrere Schuhpaare könnte ich damit nicht unmittelbar hintereinander putzen.

Ich lasse erst den Schwamm über den Schuh und anschliessend den harten Bürstenaufsatz über die Gummisohle rotieren, nehme ein trockenes Baumwolltuch und wische damit den Sneaker ab. Mit zusammengekniffenen Augen beäuge ich meinen rechten Stan Smith und stelle fest, dass er zwar weisser, aber nicht unbedingt sauberer ist. Eingetrockneten Schmutz kann die elektrische Reinigungsbürste nicht entfernen. Bloss den oberflächlichen, den auch eine manuelle Schuhbürste problemlos schafft.

Hinzu kommt die Sauerei aufgrund der Rotation. Während beim Polieren mit dem Schwamm kaum etwas daneben geht, musst du bei der Anwendung mit der weichen und der harten Bürste auf der Hut sein: Um dich und deine Wände vor Schmutz- und Wasserspritzern zu schützen, putzt du deine Schuhe am besten über der Badewanne.

Was eine manuelle Bürste nicht schafft, kann auch Philips’ Sneaker Cleaner nicht richten: Ein Close-up von zwei Flecken, die sich damit nicht entfernen lassen. Der linke ist auf dem Bild schlecht erkennbar.
Was eine manuelle Bürste nicht schafft, kann auch Philips’ Sneaker Cleaner nicht richten: Ein Close-up von zwei Flecken, die sich damit nicht entfernen lassen. Der linke ist auf dem Bild schlecht erkennbar.

Fazit

Haters gonna hate, lovers gonna love. Das Produkt ist ein überflüssiges Gadget, mehr nicht. Wer ein elektrisches Gerät benötigt, um sich so einen Anreiz fürs Schuhputzen zu schaffen, bitte! Lieber so als gar nicht. Fakt ist, dass mir Philips’ Sneaker Cleaner das Reinigen meiner Kicks in keiner Weise erleichtert hat. Dasselbe Resultat erziele ich mit meiner manuellen Schuhbürste, die mir seit Jahren treue Dienste erweist – ohne Strom und mit weniger körperlicher Anstrengung.

Im direkten Vergleich: links der geputzte und rechts der schmutzige Schuh.
Im direkten Vergleich: links der geputzte und rechts der schmutzige Schuh.

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Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt. 


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