

Was kann diese WC-Bürste besser?
Toilettenbürsten sind hässlich – egal ob gebraucht oder ungebraucht. Mit ihrem speziellen Design soll die «Bbb La Brosse» zumindest die WC-Reinigung angenehmer gestalten. Das funktioniert ganz gut und ohne Klümpchen.
Ich kann Entwarnung geben. Du wirst beim Herunterscrollen keine unappetitlichen Fotos vorfinden. Dafür Fotos der Bbb La Brosse. Die Bürste stammt von der französischen Marke Biom Paris, die von Sandra Legel gegründet wurde. Seit 2017 ist die Design-Klobürste bereits zu haben. Bisher hat sie unsere Badezimmer noch nicht revolutioniert. Das mag daran liegen, dass der Toilettengang Privatsache ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Werbespots grösstenteils auf Französisch sind. Oder versagt das Produkt gar auf ganzer Linie?

Irgendwie alle gleich
Goldene, hölzerne oder verchromte Bürstenhalterungen täuschen nur bedingt darüber hinweg, dass der Kopf einer Klobürste immer gleich aussieht. Die offizielle Plattform für Architektur und Design «Architonic» zählt rund 413 Entwürfe internationaler Marken. Doch unterscheiden tun sich lediglich die Bürstenhalterungen voneinander. Die Borsten-Köpfe sind im Design und der Handhabung immer gleich. Ihre Borsten gleichen Zahnbürsten. An ihnen bleiben Wasser, Fäkalien und Toilettenpapier hängen. Hinzu kommt, dass sie sich nicht wirklich reinigen lassen und zwischendurch komplett ersetzt werden müssen. Warum der Grossteil aller Bürsten ausgerechnet in Weiss daher kommt, ist mir bis heute ein Rätsel.
Zuhause ärgere ich mich vor allem darüber, dass meine Bürste trotz Abklopfen den Deckel oder Boden volltropft. Die Bbb La Brosse soll dem mit ihren Borsten, die aus biologisch gewonnenen Rübenfilamentabfällen entstehen, ein Ende setzen. Sie ähneln optisch Silikonborsten und sind grösser sowie gröber als gewohnt. So soll Toilettenpapier fernbleiben sowie die Tropfenbildung verhindert und das Säubern vereinfacht werden. Anders als der Bürstenkopf, der bis zu zwanzig Prozent aus
dem Bio-Kunststoff «TPE» mit etwa 15 bis 20 Prozent landwirtschaftlichen Abfällen besteht, ist der Griff aus recyceltem Kunststoff oder Kunststoff aus biologischem Anbau.

Als Marmor-Fan entscheide ich mich für die Trompe-l’oeil-Variante – eine hellgrau gemusterte Bürstenhalterung. Zur Auswahl stehen in unserem Sortiment ausserdem die Farben weiss, schwarz und dunkelgrau. Der biegsame Bürstenkopf ist bei allen Varianten schwarz. Er sieht mehr wie eine Skulptur als eine Toilettenbürste aus. Laut Beschrieb ist er von einem Baumblatt inspiriert. Seine verschieden grossen Borsten erinnern mich eher an eine Haarbürste.

Auf den ersten Blick wirkt die leichte Kunststoffhalterung nicht so hochwertig wie mein Vorgängermodell aus Keramik. Mir gefällt das, was dahinter steckt: Bbb La Brosse besteht nach Angaben des Herstellers aus recycelten Schaufeln, Eimern, Gartenmöbeln. Dadurch unterscheiden sich vor allem die Borsten von der Massenware, die oft neu und aus Polypropylen hergestellt werden.

Dank einem Loch auf der Rückseite kann die Garnitur an die Wand und ausser Reichweite meiner krabbelnden Nichte montiert werden. Das erleichtert mir das Bodenwischen. An meinem alten Modell hat mich gestört, dass die Metallabdeckung empfänglich für Flecken und Staub war. Jetzt stört mich noch vor dem ersten Testlauf, dass es gar keine gibt. Mir wäre es aus ästhetischen Gründen lieber, wenn die Bürste versteckt ist.

Erster Test
Im Gegensatz zur Halterung vermisse ich meine alte WC-Bürste bereits nach dem ersten Gebrauch nicht mehr. Das Schrubben ist zwar ungewohnt, aber die schmale Form ermöglicht es mir an die Stellen am Boden und Rand heranzukommen, die bisher unerreichbar waren. Bei der gründlichen Reinigung mit einem Putzmittel brauche ich mehr Handgriffe, um die gesamte Fläche sauber zu kriegen, als vorher. Das liegt an den grossen Abständen zwischen den Borsten. Dank des farbigen Reinigungsmittels sehe ich aber genau, wo ich noch einmal drüber gehen muss.



Nach mehreren Wochen stört mich immer noch, dass die Bürste in der Halterung sichtbar ist. Das nehme ich in Kauf, weil mich alles andere an der WC-Bürste überzeugt. Wenn ich sie an der Schüssel abklopfe, bilden sich weder Pfützen auf dem Ring, noch auf dem Boden oder in der Halterung. Den Bürstenkopf reinige ich mit Reiben an der WC-Schüssel direkt unter dem Rand. Es genügt, ihn gelegentlich in der WC-Schüssel zu lassen und mit WC-Reinigern oder natürlichem Essig durchzuspülen. Die groben Borsten verhindern, dass es zu Verklumpungen kommt, und der Bürstenkopf deformiert sich nicht. Zumindest scheint mir das so: Schwarz kaschiert wie in der Mode auch hier die Problemzonen. Ob sich Bakterien und Co. angesammelt haben, kann ich nicht sagen. Klümpchen hats aber auf jeden Fall keine.
Positive Nebeneffekte
In den Beschrieben sowie Spots von Biom Paris wird mit Schlagwörtern wie «effizient, gesund und beständig» sowie «öko-designed» geworben. Anfangs wirkt das auf mich sehr effekthascherisch. Im Nachhinein kann ich bestätigen, dass durch die Bürste das häufige Säubern von Boden- und WC-Schüsselrand nicht mehr nötig ist. Das bedeutet nicht nur weniger Aufwand, sondern langfristig weniger Wasserverbrauch und weniger Waschgänge mit schmutzigen Putzschwämmen. Positiv fällt auch auf, dass das Packaging auf ein Wesentliches reduziert ist und auf der Website unter den FAQs Tipps zu finden sind, was sich mit der Kartonschachtel machen lässt. Über die Beständigkeit der Bürste kann ich bis zu diesem Punkt sagen, dass sie unverändert aussieht. Der Hersteller scheint davon auszugehen, dass das so bleibt. Er bietet keine Bürstenköpfe zum Kaufen an.

Fazit
Auch wenn es etwas Eingewöhnungszeit braucht, möchte ich Bbb La Brosse nicht mehr missen. Die WC-Bürste hinterlässt keine sichtbaren Verschmutzungen und bewahrt auch keine auf. Sie tropft nicht und wirkt auf mich hygienischer als meine vorherige Standard-Klobürste. Im trockenen Zustand funktioniert die Reinigung sogar besser. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Bürste ihre Form und Farbe behält. Mit 46.90 Franken gehört die WC-Bürste zu den «günstigeren» Designer-Modellen. Im Vergleich kostet eine edel designte Toilettenbürstengarnitur wie «11» von Vipp knapp 300 Franken, die goldfarbene Bürste «Charly» von Seletti knapp über 100 Franken. Ich spare nicht auffällig mehr Zeit beim Schrubben, wie es der Hersteller anpreist, aber ich empfinde die Reinigung als angenehmer. Der einzige Nachteil ist für mich die Form der Bürstenhalterung. Für die Optik fehlt mir ein Deckel, der auch verhindern würde, dass sich Staub im Innern des Eimers ablagert.

Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.