

Alles zum Kotzen oder was? Das Pikosch Wegmachpulver im Test
Katzenstreu kennt jeder. Doch hast du gewusst, dass es etwas Ähnliches auch für Menschen gibt? Ich habe für dich das Wegmachpulver von Pikosch getestet, mit dem «spontane Körperausscheidungen» beseitigt werden können.
«Es passiert immer wieder. Es passiert jedem. Es passiert überall.» So steht es im Produktbeschrieb des Wegmachpulvers von Pikosch. Die Rede ist von «spontanen Körperausscheidungen» – Erbrochenem, Durchfall oder Urin also.

Und weiter: «Im Kindergarten beim Toben und Spielen. Im Restaurant in aller Öffentlichkeit. Beim Geschäftstermin und zu Hause. Auf Reisen, zu Besuch bei Freunden oder als Gast bei einer Feier. Täglich passieren sie, diese kleinen Missgeschicke.» Missgeschicke meint «flüssige Ausscheidungen», die infektiös, ekelerregend und übelriechend sind und darüber hinaus unangenehm zu entfernen sind.
Und genau in solchen Momenten soll das Wegmachpulver von Pikosch helfen. Weil aber das «jederzeitige» und «überall stattfindende» Ausscheiden dieser Substanzen bei uns zu Hause zum Glück nicht Realität ist, muss ich für den Produkttest ein wenig nachhelfen – sehr zur Freude meines zehnjährigen Sohns.
Wenn der Sohn am Morgen ins Wohnzimmer pinkelt
Kaum aufgestanden, frage ich ihn, ob er allenfalls bereit wäre, auf unseren Boden im Wohnzimmer zu urinieren. Eine Bitte, der mein Sohnemann natürlich noch so gerne nachkommt. Hätten wir einen Parkett- oder Teppichboden, hätte ich dieses Experiment nicht gewagt. Doch unser Hart-Betonboden ist geradezu prädestiniert für diese Übungsanlage.
In diesem Moment kommt meine Frau vom Schlafzimmer herunter und glaubt, nicht richtig zu sehen. Ich kann sie aber beruhigen, indem ich ihr versichere, dass die Lache dank Pikosch bald beseitigt sein werde.

Quelle: Martin Rupf
So, mein Sohn hat seinen Part erledigt. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich reisse die Pikosch-Packung auf und streue den Inhalt über die Urin-Lache. Sofort verklumpt das Pulver.

Quelle: Martin Rupf
Ich warte zwei Minuten – so stehts auf der Packung – und kann schliesslich das Pulver tatsächlich mit Handbesen und Kehrichtschaufel aufnehmen und im Kehricht entsorgen. Und nicht nur das: Wie auf der Verpackung angegeben, riecht man vom Urin nichts (was aber noch lange nicht heisst, dass der Eigengeruch des Pulvers besonders angenehm wäre).

Quelle: Martin Rupf
Die anfängliche Befürchtung meiner Frau, das Pulver könnte den Boden an der getesteten Stelle eventuell ausbleichen, ist zum Glück unbegründet. Denn das Pulver ist frei von Farb- oder Bleichzusätzen, wie der Hersteller angibt.
Besteht das Pulver auch den Härtetest auf dem Teppich?
So, auf dem Betonboden hat das Pulver tatsächlich wie im Hersteller-Video funktioniert und den Test bestanden.
Ich will jetzt aber wissen, ob das Pulver auch bei «spontanen Ausscheidungen» auf einem Teppichboden seine Dienste erfüllt. Zwar heisst es im Produktbeschrieb, dass sich die im Pulver gebundene Flüssigkeit leicht von glatten Oberflächen lösen lässt. Ich lese aber auch: «Pikosch schont empfindliche Oberflächen wie etwa Polster oder Teppichböden.» Was heisst das nun konkret? Dass das Pulver auch auf Teppichen funktioniert?
Zum Glück haben wir im Keller einen relativ alten Teppich, auf dem ich allfällige Rückstände – wenn auch ungern – in Kauf nehmen würde. Ich stelle auf die Schnelle künstliches Erbrochenes her. Das Resultat gelingt mir derart gut, dass nicht viel fehlt, und ich den Teppich-Test mit eigener, richtiger Ausscheidung durchführen könnte.

Quelle: Martin Rupf
Ich gebe die künstliche Kotz-Masse auf den Teppich und streue sofort das Pulver drüber. Auch hier bindet das Pulver die Flüssigkeit augenblicklich , wenn auch nicht so gut, wie beim reinen Urin zuvor.

Quelle: Martin Rupf
Weil mein Erbrochenes – es sollte ja echt aussehen – auch aus festen Zutaten besteht, gestaltet sich das Aufwischen nicht ganz so einfach wie beim ersten Test. Vor allem aber: Nach dem Aufwischen bleibt ein leicht gelblicher Fleck auf dem weissen Teppich zurück. Ok, das Pulver mag zwar meinen Teppich geschont haben, doch wirklich sauber ist er nicht geworden.

Quelle: Martin Rupf
Hersteller: «Pikosch ist kein Fleckenentferner!»
Auf Anfrage erklärt mir der Geschäftsführer Mark A. Reuter: «Pikosch wurde für den professionellen Einsatz in Krankenhäusern, Pflegeheimen, in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen sowie die Gastronomie oder die Bahn entwickelt.» Im gewerblichen Umfeld finde man aus hygienischen Gründen funktionale, nicht saugenden Untergründe vor. «Doch auch im privaten Bereich wird Pikosch immer beliebter», so Reuter.
Zum Teppich-Problem führt der Geschäftsführer Folgendes aus. «Grundsätzliche funktioniert Pikosch auch auf Teppichen, da es nicht mit den Fasern verklebt.» Wichtig sei jedoch zu beachten, dass bei Erbrochenem rund 80 Prozent des Schleims und der Essensreste auf der Oberfläche verbleiben. Rund 20 Prozent der flüssigen Bestandteile würden hingegen von der Teppichfaser aufgesogen. «Daher kann nicht garantiert werden, dass die Flüssigkeiten vollkommen aus dem Gewebe entfernt werden, da das Granulat nicht zwischen die Teppichfasern eindringen kann.» Ein Teil der Flüssigkeit verbleibe also im Teppich. Geschäftsführer Reuter betont deshalb: «Das Pikosch-Pulver ist kein Fleckentferner, da es keine waschaktiven Substanzen beinhaltet.» Es diene der Aufnahme von wässrigen Körperflüssigkeiten, sei aber nicht für Fette oder Öle konzipiert.
Nun gut, zum Glück hatte ich gerade noch einen Teppichreiniger zur Hand, mit dem sich der gelbliche Fleck gut entfernen liess.


Dr. Beckmann Teppich Flecken-Bürste

Endlich: Wischen ganz ohne «Infektionsrisiko und Verletzungsgefahr»
Davon dass Pikosch tatsächlich seinen Zweck erfüllt, konnte ich mich vergewissern. Bleibt die Frage, was denn überhaupt die Vorteile gegenüber einem Wischmopp oder Küchenpapier sind. Der Hersteller hat darauf selbstredend passende Antworten bereit. Erstens werde durch die kontaktfreie Reinigung das Infektionsrisiko minimiert. Und zweitens, sei die Aufnahme von heruntergefallenen und zerbrochenen Gläsern, respektive des Gemischs aus Flüssigkeit und Scherben gefahrlos und somit das Risiko von Schnittverletzungen nahezu ausgeschlossen.
Ob das wirklich stimmt, weiss ich nicht. Ich verzichte darauf, auch noch den Glastest durchzuführen, obwohl unser Boden ganz bestimmt auch diesen Test unbeschadet überstehen würde. Meine Frau hat heute schon genug durchgemacht.
Titelfoto: Martin RupfZweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.