Es wurmt mich, dass ich es nicht schaffe, meine Zeit am Handy zu reduzieren. Reflexartig greife ich besonders zuhause danach, wenn ich alleine bin. Und schwups sind wieder wertvolle Minuten meines Lebens weg. Stattdessen könnte ich mit meiner Zeit so viel Besseres anfangen.
Durch Zufall bin ich letztens auf eine Angabe von Instagram gestossen, die mir anzeigt, wie viel Zeit ich durchschnittlich auf der App verbringe. Allein dort bewege ich mich täglich mindestens dreissig Minuten. Eine beachtliche Zeit dafür, dass ich nicht sagen kann, ob ich danach schlauer oder glücklicher bin.
Ich habe mich mental kurz ausgeklinkt, eventuell das eine oder andere Bild in meiner Sammlung gespeichert oder eine neue Wunschdestination auf meine Bucket List genommen. Das ist aber auch das Einzige, das ich danach wahrnehme. Ich frage mich, inwiefern das Scrollen durch Social-Media-Plattformen einen Beitrag zu meiner Bildung leistet.
Der Griff nach meinem Huawei P20 Pro (Achtung: Auf dem Foto habe ich mein altes iPhone S 6 mit der Knaller-Kamera des neuen Handys fotografiert 😉 ) fühlt sich unterdessen wie eine schlechte Gewohnheit an, weil er nicht immer nötig wäre. Oft browse ich sinnfrei herum, ohne dass ich dabei ein Aha-Erlebnis habe oder meine zwischenmenschlichen Beziehungen, die mich am meisten erfüllen, pflege. Auch stelle ich gewisse gesundheitliche Nebenwirkungen fest: Statt bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit einfach ins Bett zu gehen, scrolle ich «kurz» durch meinen Instagram-Feed, um zusehen, was ich verpasst habe. Meistens entgeht mir rein gar nichts – ausser das Einschlafen. Trotz der Einstellung, bei der das Licht des Screens wärmer als tagsüber ist, bin ich plötzlich hellwach und voller Tatendrang.
«White Lies»
Vor mir selber rechtfertige ich den Gebrauch von Apps wie Instagram, Bloglovin und Pinterest damit, dass ich sehe, was meine Freunde, Blogger in der Architektur- und Inneneinrichtungsszene tun. Als Design Cheerleader muss ich schliesslich auf dem Laufenden bleiben und die neuen Kollektionen meiner Topfavoriten auf dem Schirm haben. Bei anderen Plattformen wie Facebook sage ich mir, dass ich sie dafür verwende, Events abzuchecken, um das «richtige» Offline-Leben zu planen. Schon entgeht mir dabei die Zeit, die ich benötigen würde, um all die Pläne in die Tat umzusetzen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Mit dem sinnlosen «Gescrolle» soll jetzt Schluss sein. Ich stelle alle Instagram-Benachrichtigungen auf stumm und setze mir ein Zeitlimit von dreissig Minuten. Ich passe die Einstellungen aller Nachrichten auf meinem Handy an und suche weitere Apps, die speziell für einen bewussten Umgang mit Smartphones entwickeln wurden. Diese gehen einen Schritt weiter, indem sie dich, nach einem von dir gewähltem Zeitraum, an der Nutzung hindern. Klingt perfekt.
Weil solche Apps jedoch erst dann einschreiten, wenn ich das Handy bereits gezückt habe, muss ich einen Schritt vorher ansetzen. Aus welchen Gründen greife ich überhaupt zu? Meistens um auf die Uhr oder nach neuen Nachrichten zu schauen und teils schlichtweg aus Langeweile.
Damit die Uhrzeit kein Grund mehr ist, trage ich regelmässig eine Armbanduhr und besitze neuerdings einen Wecker sowie eine Wanduhr. Mit dem Lautlosmodus und dem Ausschalten von Pushnachrichten möchte ich verhindern, dass ich bei jeder Vibration und jedem Leuchten ans Handy denke. Diese Massnahme erweist sich jedoch als kontraproduktiv, weil ich so weder höre noch sehe, ob mich jemand kontaktiert hat. Deshalb greife ich viel öfter zu meinem 174 Gramm schweren Mobiltelefon als zuvor. Dabei sollte das Gewicht allein der Grund sein, jede unnötige Berührung damit zu meiden. Also mache ich die Einstellungen wieder rückgängig.
Dass mein Smartphone so viel wiegt, bringt mich letztlich auf die beste Methode, meinen Reflex zu unterdrücken. Ich lege mir täglich analoge statt digitaler Steine in den Weg und baue einen Turm auf mit Dingen, die herumliegen. Die Basis bildet mein Handy. Et voilà – es wirkt: Ich widerstehe der Versuchung und verringere spürbar meinen Konsum, weil ich die eigenwillige Konstruktion nur äusserst ungern ab- und wieder aufbaue.
Kennst du den automatisierten Griff nach dem Handy ...
... und wenn ja, was machst du, um ihn zu verhindern?
Ich habe kein Problem mit meinem Konsum oder sinnfreiem Scrollen.
35%
Aus den Augen, aus dem Sinn: Ich lasse mein Handy einfach links liegen, wenn's mir zu viel wird.
42%
Ich kann mich nur mit Zeitmanagement-Apps disziplinieren.
23%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
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Titelbild: Auf der Suche nach der besten Methode den Griff nach dem Handy zu stoppen...
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.