Hintergrund

Warum ist die Schweiz eigentlich ein Schoggiland?

Simon Balissat
27.11.2024

Es ist Schoggi-Zeit. Also eigentlich ist in der Schweiz immer Schoggi-Zeit. Der Samichlaus hat neben Mandarinen und Erdnüssen hoffentlich auch Schoggitaler in seinem Sack. Höchste Zeit für ein paar klärende Antworten zum Schweizer Exportschlager.

Es hat bis zur 41. Folge unseres Podcasts «Uftischt» gedauert, bis wir Schokolade zum grossen Thema machten. Eigentlich viel zu spät, ist die Schweiz doch bekannt für die süssen, braunen Tafeln. Judith und ich haben jeweils unsere vier Lieblings-Schokoladen genannt und hatten dabei gleich ein paar Fragen. Nachzuhören hier ab 16:42.

Unseren Podcast findest du überall, wo es Podcasts gibt.

1. Warum ist die Schweiz ein Schoggiland?

Die Kakaopflanze, der Rohstoff für Schokolade, wächst nicht in der Schweiz. Denn sie benötigt konstant eine schwülwarme Umgebung zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Bedingungen, die vor allem rund um den Äquator herrschen. Dass aber trotzdem die kalte Schweiz bekannt für ihre Schokolade ist, hat verschiedene Gründe. Schon 1819 eröffnet François-Louis Cailler in Corsier-sur-Vevey eine der ersten mechanisierten Schokoladenmanufakturen. Weitere folgen. 1875 erfindet der Schweizer Daniel Peter die Milchschokolade. Milch gibt es in der Schweiz im Überfluss. Vier Jahre später entwickelt Rodolphe Lindt mit dem Conchieren ein Verfahren, das heute noch zur Anwendung kommt. Dabei erhält die Schokolade ihre fein schmelzende Textur. Mangels eines Patents kopiert die Konkurrenz das Verfahren, ohne Repressalien fürchten zu müssen, und macht die Schweiz endgültig zum Schoggiland.

2. Warum heisst «Toblerone» eigentlich «Toblerone»?

Meine Mutmassung im Podcast war, dass Herr Tobler seine erste Schokolade erfunden hat und sie daher auf Englisch «Tobler One» genannt hat, also Toblers Schokolade Nummer eins.

Dem ist nicht so. Es handelt sich um eine Wortneuschöpfung aus «Tobler», dem Nachname des Erfinders Theodor Tobler, und «Torrone», dem italienischen Namen für Honig-Mandel-Nougat. Toblerone ist übrigens schon seit über 30 Jahren nicht mehr very swiss. Die Marke ist vom US-amerikanischen Konzern Mondelez gekauft worden. Produziert wird (noch) in Bern und seit 2023 auch im slowakischen Bratislava. Seither darf die Marke das Matterhorn nicht mehr als Berg auf der Verpackung verwenden. Daher ist der Berg auf der Verpackung frei erfunden.

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3. Ist weisse Schokolade wirklich Schokolade?

Weisse Schokolade besteht lediglich aus Kakaobutter und enthält keinen Kakao. «Das ist gar keine Schokolade!», höre ich Nörglerinnen und Kakaopuristen klagen. «Oh doch!», antworte ich da mit Verweis auf die EU-Norm. Weisse Schokolade darf sich «Schokolade» nennen, wenn sie mindestens 20 Prozent Kakaobutter und 14 Prozent Trockenmilch enthält.

Meine trashige Lieblingsschokolade ist damit sicher.

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Übrigens ist die Schweiz auch für die weisse Schokolade verantwortlich. Sie wird um 1930 erstmals von Nestlé produziert. Damit ist sie sowas wie die Urform der weissen Schoggi – Trash hin oder her.

Falls du noch mehr über die Geschichte der Schokolade in der Schweiz, vor allem über die Dynastien Lindt und Sprüngli, wissen willst, dann hat Kollege OIiver eine Buchempfehlung für dich.

  • Ratgeber

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Die Schweizer Bestseller im November

    von Oliver Fischer

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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