
Meinung
Vom Schlafzimmer auf die Strasse: Wieso Pyjamahosen mein Must-have für den Frühling sind
von Stephanie Vinzens
Man was? «Man Repeller» werden Frauen genannt, die sich primär für sich selbst und nicht für das andere Geschlecht kleiden. Das führt oft zu Unverständnis, da viele Männer Modetrends gar nicht verstehen.
Neulich hat sich Kollegin A einen stylishen Oversize-Mantel bestellt. Das Feedback von Kollege B folgte wie aus der Pistole geschossen: «Schick das Teil zurück, es lässt dich unförmig aussehen.» Ein «Frag lieber eine Frau. Warum interessiert es dich, was B davon hält?», konnte ich mir nicht verkneifen. Die Jacke wurde natürlich zurückgeschickt...
Eigentlich schade, denn es gibt meiner Meinung nach genug Frauen, die sich für bewundernde Männerblicke modisch anpassen und sich beispielsweise extra figurbetont anziehen, in einen knappen Rock zwängen oder sich mit High Heels die Füsse ruinieren. Darauf habe ich keine Lust, da ich mich in meinen Klamotten wohlfühlen und nicht die ganze Zeit dran rumzupfen will. Ich trage, was mir gefällt, auch wenn ich dabei schon mal ein Kopfschütteln eines Kollegen ernte.
Meinem Mann (in einem Outfit) zu gefallen, habe ich schon lange aufgegeben. Denn sein Credo lautet: figurbetont gleich schön. Damit kann ich zu seinem Bedauern nicht viel anfangen. Für mich kann kein Pullover zu weit respektive kein Kleid zu lang sein. Ich kaufe mir prinzipiell alles eine Nummer zu gross. Denims bevorzuge ich in unförmiger Mom-Manier und bei Schuhen setze ich auf mittelhohe Blockabsätze im Omi-Look. Warum? Weil ich das Spiel mit Stilbrüchen liebe.
Wie das geht: Damit du in einem Oversize-Pulli nicht versinkst, kombinierst du diesen mit einer engen Skinny-Jeans und Mom-Hosen paarst du mit einem T-Shirt (bei mir ist es eins aus der Männerabteilung), das du in den Hosenbund steckst, und Mini-Absätzen. Wenn ich beispielsweise Ugly Dad Sneakers, (stylishe) Trainerhosen oder mein gepunktetes Omi-Kleid im Büro trage, ernte ich schon mal einen blöden Spruch eines Kollegen. In solchen Momenten sage ich mir: «So what, du Fashion-Banause.»
Der beste Barometer ob und wie gut ein Outfit ankommt, ist meine bessere Hälfte. Wenn er mich am Morgen fragt, ob ich das Haus wirklich so verlassen möchte, dann ist das meistens ein Indiz dafür, dass ich im Verlauf des Tages von Frauen Komplimente für besagten Look bekommen werde. Da wir Frauen uns generell schwer mit netten Kommentaren tun, freue ich mich umso mehr darüber. Lobhudelt mich hingegen ein Mann für ein Kleidungsstück, bin ich irritiert, ob ich mir wohl zu wenig Mühe gegeben habe? 😉
Die amerikanische Bloggerin Leandra Cohen Medine traf mit ihrem Blog Man Repeller den Nerv der Zeit. Im Gegensatz zu anderen Bloggerinnen schreibt sie darüber, dass nur wenige Hetero-Männer mit extravaganter Mode kompatibel sind. Das Spiel mit den Geschlechterrollen beherrscht die Brünette wie keine andere und sie macht auch keinen Hehl daraus, dass sie sich einen Dreck darum schert, was Männer von ihrem Look halten. Für all diejenigen, die jetzt nach ihrem Beziehungsstatus fragen: Die Autorin ist Mutter von Zwillingen und (glücklich) verheiratet.
Liebe Männer, ihr müsst nicht alles verstehen und hinterfragen, das überlässt ihr meistens sowieso den Frauen. Tut euch und mir einen Gefallen und überlegt besser zweimal, bevor ihr das nächste Mal den Mund aufmacht, um einen blöden Outfit-Spruch loszuwerden. Schliesslich outet ihr euch damit schlichtweg als unwissenden Modemuffel.
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Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.