Hintergrund

Warum eigentlich gibt es am Bankomat keine 10er-Noten?

Die Debitcard ist schon seit einigen Jahren das beliebteste Zahlungsmittel in der Schweiz, doch schon auf Platz zwei folgt das Bargeld. Und das holt man sich am schnellsten am Bankomat – sofern man es nicht klein braucht.

Ich stecke momentan in einer Art Ricardo-Sucht. Täglich überprüfe ich meine Merkliste, füge ihr scheinbare Schnäppchen hinzu und gewinne ab und zu einmal eine Auktion. Kürzlich habe ich einen Stuhl für 11 Franken ersteigert, den ich bei der Abholung bar bezahlen sollte. Dafür bin ich kurz vorher zum Bankomat, der mir 20er- oder grössere Noten anbot. Eine 10er-Note wäre mir aber in diesem Fall viel lieber gewesen. Leider gibt’s die so gut wie nie im Bankomat.

Warum eigentlich?

«Weil es nicht genug Fächer gibt», sagt Marius Maissen, Media Relations und Public Affairs Manager der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Normalerweise haben Bankomaten vier oder fünf Fächer, die mit Geldnoten befüllt werden. Laut Notenumlauf sind die beliebtesten Scheine der 100er mit 27,9 Prozent, dahinter folgen 20er (18,5 Prozent) und für mich eher überraschend 200er (17,7 Prozent) und erst dann 10er (14,9 Prozent). Die Bankomaten orientieren sich aber nicht an der Beliebtheit, sondern daran, was im Alltag am praktischsten ist. So gut wie überall gibt’s 20er- und 100er-Noten, um kleine und grosse Beträge abzudecken, aber auch 50er-Noten, die im Notenumlauf lediglich den fünften Platz belegen. Sie sind für viele Bargeldbezüge – weil wir meistens in runden und «halbrunden» Beträgen denken – praktisch.

Die Euros brauchen Platz

Drei Fächer sind nun gefüllt, bleiben bei der BLKB noch zwei. Und dort kommen in deren Fall unterdessen meistens die 20- und 50-Euro-Noten rein. Da die Schweiz von Euro-Ländern umgeben ist, können wir uns der Fremdwährung nicht entziehen. Sei es, um in Konstanz oder Waldshut einkaufen zu gehen oder Geburtstage von Verwandten in Form eines gefüllten Couverts gebührend zu feiern (allenfalls ein Nischenproblem). Am Bankomat ist der Bargeldbezug schnell und einfach erledigt.

Bei diesem Automaten der Zürcher Kantonalbank gibt's 200-Franken- statt 50-Euro-Noten.
Bei diesem Automaten der Zürcher Kantonalbank gibt's 200-Franken- statt 50-Euro-Noten.

Bei anderen Banken gibt’s statt 20-Euro-Scheinen oft auch 200-Franken-Noten. Also musste die 10er-Note weichen. Zumindest an vielen Schweizer Geldautomaten. «Es gibt durchaus auch Standorte, die mit 10er-Noten oder gar mit Münzrollen bestückt sind», so Maissen. Münzrollen? Ich dachte ja, einen Automaten mit 10er-Nötli zu finden, sei cool. Aber bei Münz werde ich euphorisch. Dafür würde ich sogar fast bis nach Sissach im Kanton Basel-Landschaft fahren, wo laut Maissen ein solches Exemplar steht.

Denn damit hätte ich meinen Stuhl passend bezahlen können, ohne die Nummer des Ricardo-Verkäufers speichern zu müssen. Weil dieser anscheinend auch keinen Münzrollenautomat in der Nähe hat, konnte er auf meine 20er-Note nicht herausgeben, sodass ich am Ende twinten musste.

So geht’s natürlich auch.

Warum eigentlich bleibt der Zeiger der Bahnhofsuhr kurz stehen? Warum gibt’s im Kino Popcorn? Und warum darf Trinkglas nicht ins Altglas? Der Alltag hält viele Rätsel bereit, die ich in unregelmässigen Abständen zu lösen versuche. Hast auch du eine brennende Frage, aber keine Zeit zum Recherchieren, dann schick sie mir per Mail. Ich mache die Drecksarbeit gerne.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.

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