Vier Gründe, wieso du auch nach 25 Jahren mit One Piece anfangen solltest
Hintergrund

Vier Gründe, wieso du auch nach 25 Jahren mit One Piece anfangen solltest

Kevin Hofer
31.10.2022

Der One Piece Manga feiert heuer sein 25-jähriges Jubiläum und ist mittlerweile über 1000 Kapitel gross. Die gleichnamige Anime-Serie eignet sich auch für Neulinge perfekt und ist heute besser denn je.

Anfang 1998 mache ich in einer Bieler Buchhandlung eine Entdeckung, die mein Leben verändert: den Manga mit dem Titel «Das Abenteuer beginnt», der erste One-Piece-Band. Als verpickelter, 15-jähriger Einzelgänger ist die Geschichte um den Gummimenschen Ruffy wie gemacht für mich. Die Geschichte zieht mich für viele Jahre in ihren Bann, bis ich mich 2014 ausklinke. Die Doppelbelastung von Volontariat und Masterabschluss lässt keine Zeit übrig. Danach komme ich nicht dazu, aufzuholen – andere Serien und das Leben beanspruchen schlicht zu viel Zeit.

Das Cover des ersten One-Piece-Bandes.
Das Cover des ersten One-Piece-Bandes.

Kürzlich musste ich mich jedoch am Fuss operieren lassen. Heisst: viel Bettruhe. Der perfekte Zeitpunkt, um über 400 Folgen des One Piece Animes nachzuholen. Die Geschichte fesselt mich von der ersten Sekunde an. Selbst wenn ich ohne Probleme aufstehen könnte, würde ich liegenbleiben und einfach weiterschauen.

Das ist One Piece

One Piece erzählt die Geschichte von Monkey D. Ruffy – in vielen Lokalisationen «Luffy». Der 17-jährige Abenteurer hat die Gum-Gum-Frucht – eine von vielen mystischen Teufelsfrüchten in der Welt von One Piece – gegessen. Diese macht ihn zu einem Gummimenschen, der … halt einfach die Charakteristika von Gummi hat. Er zieht alleine in die Welt hinaus, um Piratenkönig zu werden. Selbstverständlich bleibt er nicht lange alleine und schart schnell eine Gruppe Eigenbrötler um sich – die Strohhutbande oder auch einfach: die Strohhüte. Benannt nach dem Hut, den Ruffy trägt. Alle verfolgen ihre eigenen Ziele und glauben, diese mit dem immer positiv eingestellten Ruffy erreichen zu können.

Eigentlich eine Prämisse, wie sie typisch ist für die Shonen-Kategorie im Manga. Also jener Kategorie, die sich an ein jugendliches, männliches Publikum richtet. One Piece hebt sich jedoch in vier Punkten von anderen Shonen-Mangas/Animes ab.

1. Die Charaktere haben Tiefgang

Flache Charaktere, wie du sie in so manchem Marvel-Streifen siehst, suchst du in One Piece vergeblich. Die Charaktere haben alle Tiefgang und ihre eigene Hintergrundgeschichte. Für Hauptcharaktere sind mehrere Episoden reserviert, in denen ihre Vergangenheit erzählt wird und ihre Handlungsmotive klar werden. Sie sind aber nicht statisch, sondern entwickeln sich weiter und wachsen mit der Zeit – abgesehen von den Running Gags, wie Sanji, der bei hübschen Frauen Nasenbluten bekommt. Oder Zoro, der sich immer verirrt. Die Running Gags nerven mich mittlerweile, aber das gehört zum Genre.

Nicht nur die Hauptcharaktere sind vielschichtig. Auch Gegnern wird viel Tiefe und sogar Raum für Entwicklung gegeben. Sie sind nicht einfach nur «böse». Kleinen Figuren wird zwar nicht so viel Raum beigemessen, aber auch sie haben ihre eigenen Hintergrundgeschichten. Je nachdem, wie lange sie die Strohhutbande begleiten, entwickeln auch sie sich weiter. Etwas, das so manche cineastischen Universen schmerzlich vermissen lassen.

2. Die Welt von One Piece lebt

In der Welt von One Piece gleicht kein Ort dem anderen: Da gibt es die Fischmenscheninsel auf dem Meeresboden, Skypiea über den Wolken oder Zou auf dem Rücken eines riesigen Elefanten. Mit opulenten Settings alleine ist es aber nicht getan, die Orte müssen zum Leben erweckt werden. Auch hier macht One-Piece-Schöpfer Eiichirō Oda einen super Job. Menschen und weitere Lebewesen der einzelnen Orte passen perfekt ins Setting und haben ihre Eigenheiten. Sie verleihen den Orten ihren eigenen Charakter. Aber nicht nur das: Je weiter du in der Geschichte vorstösst, desto mehr wird klar, dass die Welt von One Piece alles andere als harmonisch ist. Rassismus, Tod und gar Genozid sind genauso wiederkehrende Themen wie Freundschaft, Träume und persönliche Entwicklung.

Die Lore – also die Überlieferung oder Hintergrundgeschichte – braucht sich auch vor Werken wie «Das Lied von Eis und Feuer» von George R. R. Martin nicht zu verstecken. Da ist zum Beispiel die Vivre Card – ein spezielles Papier, das aus Fingernägeln hergestellt wird. Die Vivre Card zeigt die Lebenskraft der Person an, zu der der Nagel gehört und kann gleichzeitig als Wegweiser zu ihr benutzt werden. So weiss Ruffy immer, wo sich sein Bruder Ace befindet und wie es ihm geht.

Weiter gibt es die «Wahre Geschichte», eine über 800 Jahre zurückliegende Epoche, die von der Weltregierung aus den Geschichtsbüchern gelöscht wurde. Sie ist nur noch auf Porneglyphen, unzerstörbaren Steintafeln, zu entziffern.

Oder die bereits erwähnten Teufelsfrüchte, die Menschen oder Tiere mit allen erdenklichen Fähigkeiten ausstatten. Sie sind in drei Typen aufgeteilt: Logia, Paramecia und Zoan. Mit Logia-Früchten können sich Personen in Elemente verwandeln und diese kontrollieren. Ruffys Bruder kontrolliert so Feuer. Paramecia verleihen eine Vielzahl von möglichen Fähigkeiten, die den eigenen Körper oder das Umfeld beeinflussen und verändern. Ruffy hat die Gum-Gum-Frucht gegessen und ist ein Gummimann. Die Zoan-Früchte lassen den eigenen Körper mutieren und so die physikalischen Eigenschaften einer anderen Spezies annehmen. Strohhut-Mitglied Chopper hat die Mensch-Mensch-Frucht gegessen, wodurch das Rentier menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Sprechen oder den Gang auf zwei Beinen erhalten hat. Klingt verrückt? Ist es auch. Manche Kräfte sind an Absurdität kaum zu übertreffen. Wer möchte nicht die Sui Sui no Mi essen, welche die Fähigkeit verleiht, in jedem Material zu schwimmen?

3. Der Soundtrack ist schlicht genial

Der Anime bietet einen der besten und eingängigsten Soundtracks. Für jede Emotion gibt es eine passende Melodie. Höre ich mir den Soundtrack an, werde ich an diverse Stellen der Geschichte zurücktransportiert und erlebe die Momente im Kopf wieder. Das macht einen guten Soundtrack aus. Musik zu beschreiben ist sinnlos, am besten hörst du dir's selbst an.

4. Mit über 1000 Folgen optimal zum Bingen

One Piece ist mit seiner 25-jährigen Geschichte einer der am längsten laufenden Mangas. Der Anime schafft es mit über 1000 Folgen in die Top 16. Das ist verdammt viel Material. Das kann abschrecken, sollte es aber nicht. Speziell der Anime ist zum Bingewatchen prädestiniert. Wenn du damit anfängst, kannst du nicht mehr aufhören. Anime-typisch sind Opening, Recap und Ending so lang, dass die Episoden meist nicht länger als 18 Minuten dauern. Auch in meinem stressigen Familienleben eine attraktive Zeitspanne, in der «Ich pack jetzt einfach mal eine Folge dazwischen» sehr gut möglich ist.

Vom Teenager mit unschöner Haut zum Erwachsenen mit lädiertem Fuss. One Piece begleitet und fesselt mich seit beinahe 25 Jahren. Sicher: Es ist nicht alles perfekt. Die übersexualisierte Darstellung der weiblichen Charaktere beispielsweise nervt mich. Das liegt an der Shonen-Kategorie und ist dort leider Usus. Als geifernder Teenie fand ich das geil, heute lässt es mich kalt.

Mittlerweile bin ich beinahe wieder auf dem neuesten Stand der Geschichte. Dabei hat sie nichts ihrer Spannung eingebüsst, im Gegenteil. Es gibt immer noch viele offene Fragen in dieser wunderbaren Welt. Nochmal 25 Jahre wird es wohl nicht mehr bis zum Abschluss der Saga dauern. Aber einige gute Jahre mit Ruffy und Co. stehen sicher noch bevor.

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